Unser Bildchen zeigt die winterlich weiße Weihnacht in den unendlichen Weiten vons Dörfchen am letzten Markttag des Jahres. Bolle findet, das hat was kultiviertes – ähnlich wie ein Zigarettchen nach dem Essen direkt bei Tische statt draußen vor der Tür. Warum nicht auch den Marktleuten (beider- bzw. allerlei Geschlechts, of course) ein wenig Ruhe gönnen zwischen den Jahren? Die ganzen Zugereisten sind ohnehin vorübergehend wieder abgereist, dazu eine Verkehrslage wie früher: Bolle findet, das hat was.
Deutlich weniger kultiviert – dafür um so mehr alarmistisch – fand Bolle die folgende Zeitungsmeldung, die er justamente tags zuvor gefunden hatte.
Alkohol ist ein Zellgift und verursacht Krebs. Jedes Glas ist eins zu viel.
In der Kellerzeile heißt es dann, wir sollten unsere Trinkkultur hinterfragen. Zwar gehöre Alkohol zu jeder Feier dazu. Allerdings gebe es keine gesundheitlich unbedenkliche Menge. Total so!
Letztlich haben wir es hier, nicht zuletzt in Anspielung auf Sigmund Freuds (dem alten weisen Mann aus Wien) fast gleichlautenden Titel von 1930, mit Bolles Unbehagen an der Kultur (als Begriff) zu tun. Es soll ja Leute geben, die selbst Cancel-Kacka für „Kultur“ halten. Womit wir übrigens wieder dicht bei Freud wären.
Warum also nicht auch Trinkkultur? In Bolles Kreisen jedenfalls gehört Alkohol ganz sicher nicht zu jeder Feier dazu. Ein Gläschen Sekt? Sehr wohl. Ein Fäßchen Rum? Keine Bedenken. Flasch Bier? Nur zu. Aber Alkohol? Igitt. So was würde Bolle natürlich nie trinken. Keene Schangse dem Zellgift – wie er oft zu sagen pflegt.
Im übrigen haben wir es hier – sehr viel mehr noch als mit Kultur – mit herrlich auf den Punkt gebrachtem Glühwürmchen-Totalitarismus zu tun. Jedes Glas ist eins zu viel. Hört, hört! Aha! Und nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer, wie der zugereiste Siedler seinerzeit meinte – und sich heute würde belehren lassen müssen, daß man so etwas so nicht mehr sagen darf. Es müsse schließlich heißen: Nur eine tote Person der indigenen Bevölkerungsgruppe ist eine gute Person der indigenen Bevölkerungsgruppe. Und Peng! Im übrigen verweist Bolle – nicht zuletzt im Hinblick auf künftige Einträge – gerne auf Senecas ›Hercules furens‹, wo es (nur leicht modifiziert) heißt:
Non est ad astra mollis e cloacis via.
Von der Gosse zu den Sternen
ist’s kein bequemer Weg.
Aber vielleicht bessern wir uns – allen Widrigkeiten zum Trotze – ja doch noch und das Neue Jahr wird spektakulär anders als die andern. Schaden könnte’s jedenfalls nicht. Na denn: Prosit! (wörtlich: es nütze). Das aber ist dann doch schon wieder ein ganz anderes Kapitel.