So 08-09-24 Finden verboten – streng verboten

Lob der Linie.

Reden wir über Normen. Und fassen wir uns kurz und beschränken uns zunächst auf soziale Normen. Unter Normen versteht man anerkannte und als verbindlich geltende Verhaltensregeln, die sich in einer Gesellschaft herausgebildet haben.

Dabei beruhen soziale Normen im Wesentlichen auf Werten (im Sinne von ›Allgemeines Für-richtig-halten‹). Die Werte wiederum sind, grob gesagt, Ausfluß der Sozialisation, die einer (beider- bzw. allerlei Geschlechts, of course) erfahren hat. Spötter meinen ja, Sozialisation sei, wenn man so wird wie die Leute um einen herum – wobei wir nicht vergessen wollen, daß oft der Scherz das Loch ist, durch das die Wahrheit pfeift. Kurzum: Man hält sich in der Regel an soziale Normen, weil man sie verinnerlicht hat. Man handelt, um es mit Max Weber zu sagen, traditional, also aus eingelebter Gewohnheit bzw., in Bolles Sprache, aus der Mappa mundi vitiosa heraus (vgl. dazu etwa So 25-08-24 Denkmal zur Wahl). So pinkelt man, um nur ein Beispiel herauszugreifen, als zivilisierter Mitteleuropäer üblicherweise nicht einfach an den nächsten Baum – auch dann nicht, wenn man ganz dringend mal muß.

Auch kann es nicht schaden, sich klarzumachen, daß soziale Normen recht regional sind. Sie reichen gerade mal so weit wie die relevante Gruppe, deren Zusammenhalt sie dienen. So ist es etwa in Bayern völlig „normal“ (im Sinne von normgerecht), gleich zum zweiten Frühstück ein Bierchen zu trinken. Auf dem Wochenmarkt hier im Dörfchen mußte Bolle sich exaktemente deswegen aber schon mal anpampen lassen – allerdings nur von einem Zugereisten, versteht sich. Natürlich hat sich Bolle ganz köstlich amüsiert.

Welche Norm ist nun die „richtige“? Nun, es liegt im Wesen des allgemeinen Für-richtig-haltens, daß es hier kein „richtig“ gibt – und auch nicht geben kann. Wenn die Leute in Bayern ein Bierchen zum Frühstück trinken und das allgemein in Ordnung finden, dann ist das ebensowenig zu beanstanden, wie wenn das in der Herkunftsregion unseres Zugereisten eben nicht so ist.

Dumm wird es nur, wenn die Zugereisten meinen, daß das, was sie allgemein für richtig halten, bitteschön auch für alle anderen zu gelten habe. Mehr noch: wenn die Zugereisten meinen, daß diejenigen, die nicht ihren Vorstellungen entsprechen, deswegen (!) schlechte Menschen seien, und folglich (!) abgekanzelt gehören. Die Briten übrigens haben hierfür eine sehr schöne Wendung: When in Rome, do as the Romans do – Wenn Du in Rom bist, benimm dich, wie ein Römer sich benimmt.

Nun wird man einen einzelnen Zugereisten verschmerzen können. Richtig dumm wird es allerdings, wenn sich im Zuge überschäumender Globalisierung die Völkerscharen schneller durchmischen als die sozialen Normen auch nur ansatzweise hinterherkommen können. Dabei geht der Trend dahin, alles zu verbieten, was nicht das Zeug zu einer weltumspannenden sozialen Norm hat – was allerdings nicht zuletzt unserer Grundannahme widersprechen würde. Aber was kümmert das ein Glühwürmchen mit heißem Herzen und hinkendem Hirn. Schaut Euch um auf der Welt. Genau das ist es, was zur Zeit passiert. Das aber ist dann doch schon wieder ein ganz anderes Kapitel.

So 18-08-24 Was ist da bloß los?

So dumm kann’s laufen …

Manchmal kann man sich wirklich nur wundern, was den höheren Schichten so alles einfällt beziehungsweise was sie so alles anrichten. Was ist da bloß los?

Eines der jüngsten, eher niedertrabenden Beispiele etwa sind Holzbriketts, denen plötzlich, Knall auf Fall, ein CO2-Wert „zugewiesen“ werden sollte – mit der Konsequenz, daß sie als „klimaschädlich“ deklariert worden wären. Das ist offenbar schon wieder vom Tisch – aber als Beispiel taugt es allemal.

Im Grunde hatte sich Bolle schon im Vorfeld schwer verwundert. Das Anpflanzen von Bäumen, so hieß es und so heißt es, kompensiere den CO2-Ausstoß und sei damit per se klimafreundlich. Ganze Branchen leben von dieser Art von Greenwashing. Ersteres mag ja sein – aber doch wirklich nur vorübergehend. Wenn ein Baum in die ewigen Jagdgründe eingeht – wie Bolles indianische Freunde (beider- bzw. allerlei Geschlechts, of course) das nennen würden – Asche zu Asche, Staub zu Staub, dann gibt er exakt die gleiche Menge CO2 wieder frei, die er im Laufe seines Lebens „kompensiert“ hatte. Ja was denn sonst?

Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht. (1. Mose 8, 22). Kennen wa ja. Und eben auch einatmen und ausatmen – und sei es CO2.

So geht der Kreislauf des Lebens. Ein Baum „entzieht“ der Atmosphäre also kein CO2 – er speichert es nur für eine gewisse, begrenzte Zeit. Eine wirklich „nachhaltige“ Lösung (i.S.v. ›funktioniert auf Dauer‹) ist das sicherlich nicht. Eher Voodoo-Ökologie. Aber macht das mal einem rechten Hülsenfrüchtchen klar. „Da muß sich doch was ‚optimieren‘ lassen“ ist noch mit das Beste, was einem als Antwort zuteilwerden kann.

Andererseits: Wenn man neuerdings Säuglingen bei der Geburt ein Geschlecht „zuweisen“ kann – warum dann nicht auch einem Baum einen CO2-Wert? Ist doch nur fair – und paßt im übrigen herrlich ins Weltbild von manch mehr oder weniger hochgestelltem Hülsenfrüchtchen.

Daß ein Baum auf lange Sicht einfach einen CO2-Wert hat – im Zweifel nämlich exakt Null, da gibt es nichts „zuzuweisen“ – und daß ein Neugeborenes einfach ein Geschlecht hat, nämlich (von seltensten Ausnahmen einmal abgesehen) männlich oder weiblich, ist im allgemeinen Durcheinander offenbar glatt untergegangen. Wenn aber alle – oder hinreichend viele – ganz dolle dran glauben, dann mag das wohl so sein. Überzeugend findet es Bolle trotzdem nicht.

Immerhin handelt es sich hierbei um ein hübsches Beispiel von umsichgreifender Hybris. Dabei ist Hybris Bolles agnostische Variante der guten alten Gotteslästerung. Des Frevels gar, des Nicht-wahrhaben-wollens, daß eben nicht alles möglich ist, was sich einer in den Kopf gesetzt haben mag. Und was wollen die nicht alles retten oder schützen. Klima und Demokratie sind dabei Bolles gegenwärtige „Top-Favoriten“. (Schon wieder so ein Wort wie Donnerhall übrigens – außen laut und innen hohl).

Und so kommt es denn heraus, daß sich Gedankenlos und Planlos einträchtig die Händchen reichen. Das Ergebnis ist fruchtlos, of course, und die übliche Reaktion seitens der Planer meist schamlos: „Das haben wir nicht wissen können“ oder, maximal-ignorant: „Wieso? Ist doch alles prima.“ Ein Eingeständnis der Planlosigkeit wäre aber auch zu peinlich. In Bolles Kreisen spricht man hier gerne von Selbstwertbeschädigung. Das Selbstwertgefühl – Ich bin ein ganz famoses Haus (Wilhelm Busch) – aber ist eines der vier kognitiven Grundbedürfnisse (SOSS) und will seinerseits unbedingt geschützt sein – egal wie albern die Ausflüchte im Einzelfall auch immer sein mögen. Tricky …

Eine schöne alte deutsche Wendung legt einem nahe, zuweilen doch mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzukehren. Aber bei aller kontemporären, geradezu närrischen Liebe zu den Fakten: In diesem Rahmen werden Tatsachen, wie es scheint, durchaus höchst geringgeschätzt. Was bitteschön sind schon schnöde Tatsachen gegen hochfliegende Ambitionen? Das aber ist dann doch schon wieder ein ganz anderes Kapitel.

So 11-08-24 Börsen-Crashli

Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen; gelobet sei der Name des Herrn! (Hiob 1, 21)

In der vergangenen Woche war es so, daß ein veritabler Börsen-Crash durch den Blätterwald rauschte. Das mag dem Sommerloch geschuldet sein. Vielleicht aber liegt der Hase doch tiefer im Pfeffer.

So titelte etwa eine Zeitung, die große Stücke auf sich selber hält und dabei vor allem auf ihre Wirtschaftskompetenz: Angst an den Märkten – Das neue Gefühl der Anleger.

Abgesehen davon, daß Angst ein schlechter Ratgeber ist – vor allem, wenn man sich auf dem aalglatten Börsenparkett tummelt, hält Bolle es mit der Devise: Wenn Euch das hier zu heiß ist, dann bleibt doch bitteschön der Küche fern.

Auch wollen wir uns nicht mit Börsengeschäften beschweren – im Grunde nicht einmal im weiteren Sinne. Allein das Beispiel zeigt sehr schön, was passieren kann, wenn man als Schreiber auf der Ebene der nackten Fakten klebenbleibt. Aufschlußreich dazu ist nach wie vor Cervantes‘ Don Quixote 1605/1615 (vgl. dazu etwa Sa 16-01-21 Wirklich wahr?).

Tatsachen, mein lieber Sancho,
sind die Feinde der Wahrheit.

Und Fakten – bei Cervantes hieß das noch schlicht Tatsachen – gibt es in diesem Metier nun mal reichlich. Die Börsenkurse stehen unumstößlich fest und lassen sich wohl auch nur recht schwierig „faken“. Werfen wir also einen Blick auf die nackten Fakten:

Voll der Börsen-Crash, eye!

Dabei müssen wir gar nicht allzu genau hinschauen, um das Wesentliche zu erfassen. Es reicht völlig, sich klarzumachen, wie sich der DAX grosso modo in den letzten 12 Monaten entwickelt hat. Tendenz: kommod steigend. Lag er vor einem Jahr noch bei knapp 16.000, hatte er um die Jahreswende einen Stand von knapp 17.000 erreicht, und in den letzten Wochen gut 18.000 (vgl. dazu die grünen Bälkchen). Kurzum: es ging – soweit das an der Börse möglich ist – mehr oder weniger stetig aufwärts.

Dann aber – in der vergangenen Woche nämlich – fiel der Kurs, wie unser Qualitätsblatt zu berichten weiß, auf den tiefsten Stand seit Mitte Februar (gestrichelte Linie). Bolle meint: Na und? Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen; gelobet sei der Name des Herrn! Daß man mit einer solchen Einstellung an der Börse nicht wirklich reich werden kann, ist Bolle natürlich klar, of course. Doch das soll hier nicht unser Thema sein. Interessanter ist, daß Vergleiche wie „der tiefste bzw. der höchste Stand seit …“ recht wohlfeil zu haben sind. Das Internetz spuckt solche Daten auf Knopfdruck aus. Die muß man dann nur noch reinschreiben in die Zeitung. Man sollte sich dabei aber nicht ohne Not lächerlich machen. Wenn zum Beispiel jemand früh morgens vermelden würde: Booah! Ich bin so hungrig. Mein schlimmster Hunger seit vor dem Abendessen gestern – dann ist das nun mal lächerlich. Im günstigsten Falle ist es witzig.

Etwas anders liegen die Dinge, wenn unser Qualitätsblatt darauf hinweist, daß der Nikkei-Index seinen „größten Tagesverlust seit 1987“ erlebt hat. Hier reden wir von immerhin knapp 40 Jahren. Obwohl – auch das ist durchaus noch albern genug. Würde man sich als Journalist nämlich die Mühe machen, ein ganz klein wenig über den Tellerrand des Tages hinaus zu denken – statt gleich drauflos zu sensationalisieren, dann hätte man leicht ahnen können, daß die Ereignisse mit „Horrormeldung aus Japan“ oder einem „schwarzen Montag“ sogar doch eher reißerisch betitelt sind. Und in der Tat hatte sich das Börsenbarometer auch in Japan binnen weniger Tage wieder auf Normal eingepegelt. Soweit zum Börsen-Crashli.

Aber Journalismus kommt nun mal von le jour, der Tag, und da muß das womöglich so sein. Bolle indes, der sich mehr für Zusammenhänge interessiert als für Sensationen, hält das, und zwar wohl nicht ganz zu Unrecht, für einen Ausfluß des gemeinen A&O des Journalismus: Aufgeregtheit und Oberflächlichkeit. Das aber ist dann doch schon wieder ein ganz anderes Kapitel.

So 04-08-24 Fast fashion / Slow fashion

Sherlock Holmes im feinen Frack (Illustration im Strand von Sidney Paget 1901)

In letzter Zeit hat Bolle ja vermehrt auf die Mütze gekriegt: die Texte seien in der Tendenz zu überkandidelt, man müsse sich zu sehr reindenken, überhaupt seien die Modelle und die Graphiken zu schwer verständlich, und dergleichen mehr, of course. Bolle meint: Ihr habt ja Recht, und würde am liebsten mit Lessings ›Abschied an den Leser‹ (1751) parieren:

Wenn du von allem dem, was diese Blätter füllt,
Mein Leser, nichts des Dankes wert gefunden:
So sei mir wenigstens für das verbunden,
Was ich zurück behielt.

Kurzum: es hätte schlimmer kommen können. Es gibt nun mal Zusammenhänge, die sind vergleichsweise einfach, und es gibt Zusammenhänge, die eher schwierig zu verstehen sind. Daneben gibt es Erklärungen, die verständlich sind, und solche, die ziemlich kauderwelschig sind. Damit kommen wir, wie so oft, auf vier Möglichkeiten. Das dumme daran ist, daß es stets der Leser ist, der entscheidet, was verständlich ist und was nicht. Für heute ginge das also zu weit.

Folglich begnügen wir uns mit einer 4-Felder-Tafel am harmlosen Beispiel von Fashion. Wenn man sich traut, klare, harte Schnitte zu machen, dann können Klamotten minderwertig sein oder hochwertig. Andererseits können sie tiefpreisig sein oder hochpreisig. Tertium non datur – eine dritte Möglichkeit gibt es nun mal nicht in einer dichotomen Welt.

Damit sieht das ganze aus wie folgt:

Fashion dichotomisiert.

Fehlt nur noch, ein paar knackige Begriffe in die weiß unterlegten Felder zu füllen. Nennen wir minderwertig/tiefpreisig also ›Fast Fashion‹ und hochwertig/hochpreisig ›Slow Fashion‹. Natürlich können hochwertige Klamotten ggf. auch günstig zu haben sein – Fein! Umgekehrt können minderwertige Klamotten auch zu einem stolzen Preis vermarktet werden. Das wäre dann also Grrr! Obwohl: das ist nicht das Schlechteste für Leute, die das Bedürfnis haben, sich – wenn schon nicht über den Geschmack, so doch zumindest über den Preis – vom Rest des Volkes abzuheben. In der Werbung heißt es dann, unfreiwillig komisch: Es war schon immer etwas teurer, einen besonderen Geschmack zu haben.

Ursprünglich war Slow Fashion einmal „alternativlos“, wie man das heute nennen würde. So hat Bolle, vor vielen Jahren schon, in einem Benimm-Buch einmal gelesen, daß ein englischer Gentleman (ausdrücklich nicht beider- bzw. allerlei Geschlechts, of course) einen neuen Anzug zunächst jahrelang nur bei sich zuhause in den eigenen vier Wänden getragen hat. Sich mit einem nigelnagelneuen Anzug in die Öffentlichkeit zu begeben, hätte man als schockierend ungentlemanlike, nachgerade dandyhaft  empfunden.

Und im 5. Kapitel – dies nur als Beispiel – von Sir Arthur Conan Doyles ›Hund von Baskerville‹ (1901/1902) erfahren wir, daß Sir Henry, obwohl 740.000 Pfund schwer – das entspricht heute einem Vermögen im dreistelligen Millionenbereich – gerade mal drei Paar Schuhe sein eigen nannte: alte schwarze, neue braune, sowie ein Paar Lackschuhe – wenn es einmal darum ging, sich stadtfein zu machen (vgl. dazu etwa das Bildchen oben). Das jedenfalls ist gelebte Slow Fashion.

Daß derlei nicht nur in der Literatur vorkommt, können wir sehr schön am Beispiel Bolle beobachten: Seinen letzten Mantel – seinen einzigen, wohlgemerkt – hat er 20 Jahre lang getragen. Allerdings nur im Winter, of course. Und seinen neuen Mantel trägt er seit nunmehr 12 Jahren. Dabei geht es ihm, wie wir erfahren konnten, mitnichten um ethisch hochwertiges Verhalten – als solches nämlich wird Slow Fashion zur Zeit hochgejubelt bzw. (Branchen-Sprech) vermarktet. Bolle hat einfach Null Neigung, pausenlos was anderes anzuziehen. Wenn man aber umgekehrt bedenkt, daß Fast Fashion angeblich für 8–10 Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich sein soll, kann einem schon etwas schwindelig zumute werden.

Manchmal wird Bolle wirklich ganz mulmig ums Herz, wenn er an die ganzen Hülsenfrüchtchen mit ihren wundgescheuerten Egos denken muß – an Leute also, die sich nur in neuer Klamotte wohlzufühlen meinen, auch wenn sie durchaus minderwertig ist. Dazu gibt es übrigens reichlich „Studien“. Insbesondere die sog. Generation Z steht in dem Ruf, hier eine ziemliche „Absichtslücke“ (intention-action-gap), wie rührige Soziologen das zuweilen nennen, aufzuweisen. Das aber ist dann doch schon wieder ein ganz anderes Kapitel.

So 26-05-24 Das bessere Argument

Die Welt in nuce

Man hat es wirklich nicht leicht. Aber umgekehrt kann es furchtbar leicht passieren, daß es, tout au contraire, einen hat. Wie nicht zuletzt in unserer kleinen Veranschaulichung der ganz grundsätzlichen Gegebenheiten einer Welt in nuce (im Nußschälchen, sozusagen) zu sehen ist.

Bei Welt I handelt es sich, in Wittgensteins Worten, um „alles, was der Fall ist“ – also wirklich einfach alles. Damit ist Welt I ebenso vollständig wie undurchsichtig. Eine black box also im besten Sinne des Wortes. Man kann handelnd auf sie einwirken und man kann, in Welt II, ihre Reaktionen wahrnehmen. Man kann aber nicht reingucken – und damit niemals wirklich wissen, wie es um sie steht. Im übrigen würde einem, wenn man es doch könnte, vermutlich unversehens der Schädel platzen.

Bei Welt III handelt es sich um das Weltbild, das einer (beider- bzw. allerlei Geschlechts, of course) mit sich durchs Leben trägt und das sein Handeln, also seinen Umgang mit der Welt, bestimmt. Das Ziel ist dabei regelmäßig eine Zustandsverbesserung bzw. zumindest die Vermeidung einer Verschlechterung. Ökonomen nennen derlei Nutzen- bzw. Gewinnmaximierung, Max Weber nennt es Gesinnungs- bzw. Verantwortungsethik, wieder andere nennen es neuerdings Self-Optimization, und so weiter, und so fort.

Wie kommt die Welt III zustande? Nun, im Grunde ist sie das Destillat aller jemals wahrgenommenen und in erwünscht (W+) bzw. unerwünscht (W) eingeteilten und bewerteten Sinneseindrücke in Welt II. Welt III ist also das Ergebnis einer Modellierung und verläuft obendrein überwiegend unbewußt. Gleichwohl neigen die meisten Leute dazu zu meinen, die Welt sei nun mal so – nur weil sie sie sich so ausgedacht haben.

Nehmen wir – weil es dieser Tage naheliegt – die Wahlen zum EU-Parlament. Die einen halten die EU für einen dysfunktionalen Hirnfurz, der von Anfang an nie hat funktionieren können, tatsächlich noch nie funktioniert hat und auch zukünftig niemals funktionieren wird. Andere wiederum halten, tout au contraire, die EU für eine hochwohllöbliche Angelegenheit, die es nach Kräften zu stärken gelte.

Da beide Positionen nur schwerlich in Einklang zu bringen sind, befehden sich die Vertreter beider Lager bis aufs sprichwörtliche Messer und sprechen einander wechselweise den nötigen Verstand ab beziehungsweise zumindest die Fähigkeit, derlei überhaupt beurteilen zu können.

Und? Wer hat Recht? Die Antwort ist ebenso schlicht wie ergreifend: Wir wissen es nicht. Bei Geschichte im Allgemeinen und der EU im Besonderen handelt es sich um einen Such- und Finde-Prozeß mit völlig offenem Ausgang. Was funktioniert, hat Recht. Was nicht funktioniert, mendelt sich aus – und sei es noch so moralisch hochstehend. Letzteres wiederum würden manche als „Sozialdarwinismus“ weit von sich weisen wollen. Auch hier also wieder: Welt III in voller Aktion.

Was die Leute allerdings nicht davon abhält, sich auf die Suche nach dem „besseren Argument“ zu begeben – als ob man jemanden, der nun mal in einer alternativen Welt III lebt, ausgerechnet mit Argumenten eines Besseren belehren oder gar bekehren könnte.

Neulich etwa hat eines dieser Faktenchecker-Portale – das sind Leute, die meinen, daß man die Wahrheit ausrechnen und erkennen kann, wenn einem nur genügend Fakten vorliegen – eine KI gefragt, ob ein gegebenes Land eine „Diktatur“ sei. Die Antwort der KI: das hänge von der Definition ab. Da war natürlich die Empörung groß. Man gibt sich alle Mühe und zimmert sich in seiner Welt III die Vorstellung zurecht, daß besagtes Land selbstverständlich eine Diktatur sei und bittet dann eine KI – wohl eher teils der Form, teils der Bestätigung halber – um entsprechende Rückmeldung. Und dann sowas. Das hänge von der Definition ab. Da muß man sich ja verärgert fühlen. Alternativ könnte man allerdings noch auf die Idee kommen, daß man selbst sich möglicherweise eine allzu schlicht gestrickte Welt III zusammengezimmert hat. Das aber wäre dann doch wohl viel zu schmerzlich. Also besser auf der KI rumhacken. Das fühlt sich zumindest besser an.

Bolle fühlt sich hier übrigens entfernt an Alan Turing erinnert, der seinerzeit meinte: Eine wirklich intelligente Maschine ist eine Maschine, die zu dem Schluß kommt, daß Menschen nicht denken können (vgl. dazu Fr 22-01-21 Vom Wollen und Verwirklichen). Furchtbar lange wird das kaum noch dauern können, bis es soweit ist. Das aber ist dann doch schon wieder ein ganz anderes Kapitel.

So 19-05-24 Stuck state oder abflußfrei …?

Lang ist der Weg und kurz das Streben …

Abflußfrei ist ein herrliches Wort. Zum einen – und meistens ist wohl das gemeint – kann es bedeuten, daß der Abfluß frei ist – daß also Sachen oder Dinge, die nicht länger gebraucht werden, sich flüssig flugs entfernen können.

Andererseits kann es aber, tout au contraire, auch bedeuten, daß ein System frei von Abflüssen jeglicher Art ist. Die Folge ist, schau, schau, ein Stau. Was tun, sprach Zeus? Nun, wenn es schon nicht gelingen will, den Abfluß frei zu kriegen, dann sollte man wenigstens versuchen, den Zulauf einzudämmen.

Letztlich ist es wohl eine Frage des Gleichgewichts, beziehungsweise es geht, wie eine chinesische Weisheit das auszudrücken pflegt, darum, seine Mitte nicht zu verlieren. Womit wir bei unserem Schildchen wären: Von der Gosse zu den Sternen ist’s kein bequemer Weg – wobei die Gosse gar nicht mal so schlecht zum Abfluß paßt.

Vor Jahren einmal hatte Bolle das Schnäuzchen gestrichen voll: Statt sich den ganzen Tag von wahnsinnig wichtigen Nuhs zudröhnen zu lassen, hatte er sich eine regelrechte Null-Diät auferlegt und gar keinen diesbezüglichen Input mehr zugelassen. Und? Hat er was versäumt? Wohl kaum. Bolle kann sich recht gut erinnern, wie ein Kommilitone beim Mensa-Plausch mit den krassesten Neuigkeiten rüberkam. Bolle konnte alles, wirklich alles, als entweder höchst absehbar oder recht trivial abtun – oft genug beides. Verpaßt hatte er offenbar nichts, rein gar nichts. Na also – geht doch, wird er sich damals gedacht haben.

Wirklich wirken in der Welt kann man demnach wohl nur, wenn man versucht, die Fülle der Erscheinungen auf ihren jeweiligen Nucleus granuli, den Kern vons Körnchen sozusagen, zurückzuführen. Das mag zwar anstrengender sein – Denken tut ja bekanntlich weh –, letztlich aber ist es wohl befriedigender.

Mit Meinungsfreiheit verhält es sich übrigens recht analog. Meinungsfreiheit kann bedeuten, daß einer (beider- bzw. allerlei Geschlechts, of course) seine Meinung frei äußern kann, ohne übermäßige Repressalien fürchten zu müssen. Meinungsfreiheit könnte aber auch bedeuten, daß einer völlig frei von jeglicher Meinung ist – zumindest von einer in irgendeiner Weise abweichenden Meinung. Das aber ist dann doch schon wieder ein ganz anderes Kapitel.

So 12-05-24 Muttertag

Flieh! Auf! Hinaus ins weite Land!

An diesem Wochenende feiert die Hansestadt den 835. Geburtstag ihres Hafens. Als Geburtsstunde gilt dabei ein Freibrief von Kaiser Barbarossa, der den hanseatischen Kaufleuten so manches Extrawürstchen zu braten erlaubte.

Was hat das mit dem Muttertag zu tun? Nun, stundenlang auf einer solchen Festivität herumzulungern: dafür reicht die Zeit für mehr als 1 Million quirlige Besucher durchaus aus, wie’s scheint. Mit einem freundlichen Worte dagegen fühlt sich so mancher rein zeitlich schnell überfordert.

Bolle findet ja: Nein danke, und begnügt sich, obschon in unmittelbarer räumlicher Nähe, mit Buch und Bier – wobei das Bier der frühen Stunde geschuldet Tass Kaff hat weichen müssen.

Allein es findet sich eine weitere Parallele: In dem Buche auf dem Bildchen geht es unter anderem um Frustrationstoleranz. Lorenz beschreibt dort, wie in den frühen 1960er Jahren schon namentlich amerikanische Soziologen bzw. Psychologen einen besseren Menschen heranzuziehen gedachten, indem sie dem Nachwuchs „von klein auf jede Enttäuschung (frustration) ersparen und ihnen in allem und jedem nachgeben“ wollten.

Lorenz‘ Fazit: Es entstanden unzählige ganz unerträglich freche Kinder, die alles andere als un-aggressiv waren.

Folglich fügen sich hier „keine Zeit“ und „keine Lust“ aufs Trefflichste zusammen. Damit wollen wir diesen Teil für heute abschließen. Eine stehende Wendung – wie etwa „Fröhlichen Muttertag allerseits“ – hat sich ja bislang nicht wollen herausbilden.

Im Folgenden beschreibt Lorenz übrigens noch die, wie er es nennt, tragische Seite:

Die tragische Seite der tragikomischen Angelegenheit aber folgte, wenn diese Kinder der Familie entwuchsen und nun plötzlich statt ihren unterwürfigen Eltern der mitleidlosen öffentlichen Meinung gegenüberstanden, wie etwa beim Eintreten in ein College.

Nun, mittlerweile sind wir so weit, daß viele der Professores (beider- bzw. allerlei Geschlechts, of course) selber so erzogen sind – von wegen öffentliche Meinung. Damit aber neigt die Katze dazu, sich in den sprichwörtlichen Schwanz zu beißen. Jedenfalls sind die Leute kaum glücklicher – und wohl auch noch immer nicht weniger aggressiv. Guckt Euch um auf der Welt – gerade in diesen Tagen.

Im übrigen ist Bolle ja der Ansicht, daß jeder (beider- bzw. allerlei Geschlechts, of course) über ein Fleckchen Balkon oder Terrasse zum stetigen Gebrauch verfügen sollte. Einrichten ließe sich derlei ohne weiteres. Das alles aber ist dann doch schon wieder ein ganz anderes Kapitel.

Ostermontag 01-04-24 Frohe Ostern, urbi et orbi!

Ab ovo.

Und schon wieder stellen sie sich ein, die letzten Reste vom Osterfeste. Höchste Zeit also für unsere diesjährigen Last-minute-Grüße an unsere ebenso treue wie geneigte Leserschaft. Überhaupt gibt es Zeiten, wo einem die Soll/Ist-Diskrepanzen mit momentanen Transformationsbarrieren – vulgo ›Probleme‹ – schneller zuwachsen wollen als Lösungen sich einzufinden gewillt sind. Aber will man es sich anders wünschen? Eigentlich doch nicht. Bolle jedenfalls hält es mit dem Motto ›Lose your streams and you will lose your mind‹.

Zur Vorbereitung auf das Osterfest der Christenmenschen hat sich Bolle einmal mehr und extra gründlich in die Bibel vertieft – und zwar gewissermaßen ab ovo. Angefangen mit der Genesis (1. Buch Mose), of course, weiter mit dem Exodus (2. Buch Mose), dem Leviticus (3. Buch Mose), und so weiter und so weiter. Rechtzeitig zum Feste hatte sich Bolle dann plangemäß immerhin bis zu den Evangelisten Matthäus und Markus einschließlich ihrer Ostergeschichten – oder muß es heute „Erzählungen“ heißen? – durchgehört.

Dermaßen gründlich alttestamentarisch gestählt konnte es Bolles Aufmerksamkeit kaum entgehen, daß Jesus von Nazareth einfach nur versucht hat, das religiöse Bollwerk ein wenig menschengerechter aufzufrischen. Man mag ja von dem Alten halten, was man will: Ein Motivationspsychologe war er ganz sicher nicht. Das ganze Alte Testament ist durchsetzt mit Vorschriften über Vorschriften, deren Sinn sich dem sprichwörtlichen Juden auf der Straße (beider- bzw. allerlei Geschlechts, of course) unmöglich hat erschließen können. Da war das Wort der Würdenträger vor. Ein Beispiel soll genügen: Darf man am Schabbes Gutes tun? Oder soll man strikt rein gar nichts machen? Allgemeiner formuliert: Soll die Religion dem Menschen dienen – oder der Mensch der Religion?

Wenn aber – und wir meinen ausdrücklich wenn – Jesus Gottes lieber Sohn war, dann kann es sich bei der gesamten Oster-Inszenierung eigentlich nur um eine Art von mißglückter Imagekampagne gehandelt haben, um die jahrtausende alten Dauerspannungen zwischen dem Hirten und seinen auserwählten Schäfchen gründlich und nachhaltig zu entschärfen. Zuzutrauen wäre es dem Alten durchaus – siehe Altes Testament. Und hätte auch funktionieren können. Allein es sollte anders kommen. So machen die Christenmenschen heute ein Drittel der Weltbevölkerung aus, die Juden liegen so um die 0,1 oder 0,2 Prozent – womit natürlich keinerlei Aussage über die Qualität der jeweiligen Religion verbunden sein soll. Derlei stünde einem Agnostiker ohnehin ganz schlecht zu Gesichte und sei uns schon von daher furchtbar ferne. Gleichwohl darf das strategische Ziel – falls es denn eines gab – nach allem als durchaus verfehlt gelten.

Übrigens läßt sich die Bibel in der Hörbuchfassung in gerade einmal 87½ Stunden goutieren. Manchem mag das viel erscheinen. Allerdings ist es leicht zu schaffen, wenn man (nur zum Beispiel) einen dreiwöchigen Strandurlaub nutzt und sich dabei täglich 4 Stunden Lektüre gönnt – statt nur die Plauze bräsig nach der Sonne auszurichten. Das aber ist dann doch schon wieder ein ganz anderes Kapitel.

Mo 01-01-24 Ein gutes Neues Jahr Euch allen!

Rutscht ja gar nicht …

Unser Bildchen zeigt die winterlich weiße Weihnacht in den unendlichen Weiten vons Dörfchen am letzten Markttag des Jahres. Bolle findet, das hat was kultiviertes – ähnlich wie ein Zigarettchen nach dem Essen direkt bei Tische statt draußen vor der Tür. Warum nicht auch den Marktleuten (beider- bzw. allerlei Geschlechts, of course) ein wenig Ruhe gönnen zwischen den Jahren? Die ganzen Zugereisten sind ohnehin vorübergehend wieder abgereist, dazu eine Verkehrslage wie früher: Bolle findet, das hat was.

Deutlich weniger kultiviert – dafür um so mehr alarmistisch – fand Bolle die folgende Zeitungsmeldung, die er justamente tags zuvor gefunden hatte.

Alkohol ist ein Zellgift und verursacht Krebs. Jedes Glas ist eins zu viel.

In der Kellerzeile heißt es dann, wir sollten unsere Trinkkultur hinterfragen. Zwar gehöre Alkohol zu jeder Feier dazu. Allerdings gebe es keine gesundheitlich unbedenkliche Menge. Total so!

Letztlich haben wir es hier, nicht zuletzt in Anspielung auf Sigmund Freuds (dem alten weisen Mann aus Wien) fast gleichlautenden Titel von 1930, mit Bolles Unbehagen an der Kultur (als Begriff) zu tun. Es soll ja Leute geben, die selbst Cancel-Kacka für „Kultur“ halten. Womit wir übrigens wieder dicht bei Freud wären.

Warum also nicht auch Trinkkultur? In Bolles Kreisen jedenfalls gehört Alkohol ganz sicher nicht zu jeder Feier dazu. Ein Gläschen Sekt? Sehr wohl. Ein Fäßchen Rum? Keine Bedenken. Flasch Bier? Nur zu. Aber Alkohol? Igitt. So was würde Bolle natürlich nie trinken. Keene Schangse dem Zellgift – wie er oft zu sagen pflegt.

Im übrigen haben wir es hier – sehr viel mehr noch als mit Kultur – mit herrlich auf den Punkt gebrachtem Glühwürmchen-Totalitarismus zu tun. Jedes Glas ist eins zu viel. Hört, hört! Aha! Und nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer, wie der zugereiste Siedler seinerzeit meinte – und sich heute würde belehren lassen müssen, daß man so etwas so nicht mehr sagen darf. Es müsse schließlich heißen: Nur eine tote Person der indigenen Bevölkerungsgruppe ist eine gute Person der indigenen Bevölkerungsgruppe. Und Peng! Im übrigen verweist Bolle – nicht zuletzt im Hinblick auf künftige Einträge – gerne auf Senecas ›Hercules furens‹, wo es (nur leicht modifiziert) heißt:

Non est ad astra mollis e cloacis via.
Von der Gosse zu den Sternen
ist’s kein bequemer Weg.

Aber vielleicht bessern wir uns – allen Widrigkeiten zum Trotze – ja doch noch und das Neue Jahr wird spektakulär anders als die andern. Schaden könnte’s jedenfalls nicht. Na denn: Prosit! (wörtlich: es nütze). Das aber ist dann doch schon wieder ein ganz anderes Kapitel.

So 24-12-23 Das vierundzwanzigste – und für dieses Jahr letzte – Türchen …

Es weihnachtet sehr …

Keinmal werden wir noch wach.
Heute schon ist Weihnachtstach.

Bolle mußte hier zugunsten des reinen Reimes gewisse Zugeständnisse an die Orthographie machen. Aber schließlich ist Weihnachten – und da wollen wir Bolle derlei durchgehen lassen.

Nach dem etwas frostigen Schildchen von gestern hier wieder etwas weihnachtlich-erwärmendes. Unser Bild zeigt einen letzten Eindruck vom Weihnachtsmarkt bei Bolle um die Ecke. Am Feuerchen saßen übrigens ganz überwiegend Russen. Russen und Raucher. Oder auch rauchende Russen. Bolle kam dabei der Gedanke in den Sinn, wie das Bild wohl wirken würde, wenn alle klimaschonend um eine Wärmepumpe herum sitzen würden – vielleicht noch mit einem Grashalm im Mäulchen, not unlike Lucky Luke.

Daß da noch kein Glühwürmchen protestiert hat und interveniert. Schließlich hat der Homo candens vulgaris ja eine gewisse Neigung, alles, aber auch wirklich alles kaputt machen zu wollen – außer das eigene Weltbild, of course. Das nämlich hält absehbar durch – und zwar bis die ganze Welt an der Wirklichkeit zerschellt und in sich zusammenfällt. Aber erstens sind das alles ganz und gar unweihnachtliche Gedanken und zweitens ist noch lange nicht aller Tage Abend. Schließlich sind wir hier ja nicht bei der letzten Generation.

Frohe Weihnachten also, Euch allen. Und Friede auf Erden und den Menschen – mögen sie glauben, was immer sie wollen – ein Wohlgefallen (Lukas 2, 14).

Höchst geheimen Gesetzen folgend scheint es ja durchaus zwei verschiedene Geschwindigkeiten für die Zeit zu geben – je nachdem, in welche Richtung man blickt. Die Prospektive kann sich mitunter ziemlich ziehen – betrachten wir nur die schier endlos lange Adventszeit mit Kinderaugen. Retrospektiv dagegen ist alles immer recht rucki-zucki vorbei gewesen. Wilhelm Busch übrigens hat das einmal wie folgt gefaßt:

Frühling, Sommer und dahinter
Gleich der Herbst und bald der Winter –
Ach, verehrteste Mamsell,
Mit dem Leben geht es schnell!

Ein ganz klein wenig seltsam ist das schon. Das aber wär‘ dann doch schon wieder ein ganz anderes Kapitel.