Manchmal muß man bis zum Nachmittage zuwarten, bis das Leben einem was wirklich feines und erfrischendes zuspielt. So geschehen heute, als wir erfahren durften, daß, einmal mehr, das Bundesverfassungsgericht in geradezu klassischer Prägnanz klargestellt hat, was es mit Bolles Managementzirkel auf sich hat – und vor allem auch, was nicht. Wir hatten den Zirkel des öfteren schon angesprochen. Um dem geneigten Leser das Blättern zu ersparen, sei er hier noch einmal abgebildet.
Wenn man, wie es beim Thema »Klima« in der Natur der Sache liegt, ein Ziel verfolgt, bei dem man erst in einigen Jahrzehnten wird beurteilen können, ob und inwiefern man was erreicht hat, dann macht es schlechterdings keinen Sinn, erst mal nur auf 2030 zu zielen beziehungsweise auch nur zu schielen und das ganze mit einer ebenso jovialen wie unausgesprochenen Fußnote zu garnieren: „Na, und denn? Denn kieken wa ma.“ Bolle sagt, aus strikt professioneller Perspektive, ausdrücklich „zielen“. Von »Planung« im Sinne des Zirkels einschließlich obligatorischem »Check der Mittel« kann bislang ja ohnehin noch keine Rede sein. Doch das nur am Rande.
Und? Was macht der Journalismus 2.0? Ausnahmsweise und wenigstens ausschnittsweise mal eine gute Figur. Zwar ist den Premium-Nachrichtensendungen mal wieder nicht mehr eingefallen als die übliche „Ohrfeige“ beziehungsweise, in der furiosen Fassung, die „schallende Ohrfeige“. Auf Phoenix allerdings wurde das Thema mit „Patsch! Peng!“ eröffnet. Total so! Bolle war entzückt.
Was aber hat das ganze mit Nash-Gleichgewichten zu tun? Wir erinnern uns: von Nash-Gleichgewichten spricht man, wenn – obwohl jeder das macht, was für ihn das beste ist – unterm Strich nur dummes Zeug bei rauskommt – was dann natürlich so niemand gewollt hat (vgl. Fr 23-04-21 Vive la France!). Auflösen lassen sich Nash-Gleichgewichte – auch dieser Hinweis findet sich an besagter Stelle – allein durch eine regelsetzende und durchsetzende Instanz. Wobei diese Rolle, zumindest was das Regelsetzen angeht, im vorliegenden Falle beim Bundesverfassungsgericht hängengeblieben ist. Und? Was macht die Politprominenz? Ergießt sich in Zustimmung. „Gebremst? I wo. Wir doch nicht! Im Gegenteil – wir waren schon immer dafür, mehr fürs Klima zu tun. Der politische Gegner hat’s versemmelt, of course.“ Aber so ist das nun mal bei Nash-Gleichgewichten unter Rudeltieren.
Übrigens: Bolle hat den Eindruck, daß Oscar Blumenthal, der Schöpfer einer ganzen Reihe von Kurzgedichten sowie mancher Schach-Miniatur, einer von den Guten ist. Oder was sonst soll man von einem sagen, der seinen eigenen Grabstein mit einem eigenen Gedicht aus seinem selbstverfaßten »Buch der Sprüche« ziert?
Oft wehte mirs der Herbstwind her:
„Die Bahn so kurz! Der Weg so schwer!“
Doch eine ferne Stimme rief:
„Das Ziel so nah! Die Rast so tief!“
Ist das nicht ein hochfeiner Kontrapunkt in der gesamten Corönchen-Kakophonie? Letztlich aber ist das dann doch schon wieder wohl ein anderes Kapitel.