So 13-04-25 Die sklerotische Gesellschaft

Manchmal rauf und manchmal runter …

Zugegeben: so was ähnliches hatten wir schon mal (vgl. dazu So 11-08-24 Börsen-Crashli). Laut Bolles Börsenbarometer geht es nun mal

Manchmal rauf und manchmal runter
Manchmal über, manchmal unter,
Manchmal kunter, manchmal bunter.

Das sind die nackten Fakten, die vertrackten. Doch genug der Lyrik. Dinge ändern und verändern sich. Nichts könnte normaler sein. Da sitzt ein neuer Präsident im Weißen Haus – oh Gott, oh Gott, oh Graus. Und wir sind, als Gesellschaft, gar nicht darauf vorbereitet. Weia! Bolle fragt sich, was zum Teufel gibt es da denn vorzubereiten? Sollte es nicht für jeden professionellen Politikus simpelster Standard sein, auf Begebenheiten in der Welt, sei es innen, sei es außen, routiniert und mit gebotener Lässigkeit zu reagieren – ohne immer gleich hysterisch zu hyperventilieren? Und der Journalismus 2.0? Immer stramm und an vorderster Front mit dabei. Vermutlich bedingt das eine das andere. Fachkräftemangel allerorten. Oder, in Bolles Luhmann-Fassung (vgl. dazu Mo 12-12-22 Das zwölfte Türchen …).

Das System erzeugt die Elemente,
aus denen es besteht,
mittels der Elemente,
aus denen es besteht.

Auf längere Sicht kann das natürlich nicht gutgehen, of course. Das wird unmittelbar klar, wenn wir für ›Elemente‹ spaßeshalber ›Deppen‹ einsetzen – wobei, no offence, mit Deppen lediglich ein Synonym für ›Dumme‹ gemeint sein soll, also Leute mit offenkundiger kognitiver Kurzsichtigkeit.

Kann, oder sollte man solchen Leuten einen Vorwurf machen? Nichts sei Bolle ferner. Allenfalls könnte man sich fragen, warum in drei Teufels Namen solche Leute meinen, sich ausgerechnet in Politik und Presse tummeln und das Volk mit ihrer Kurzsichtigkeit infizieren zu müssen? In einsichtigeren Momenten ist Bolle die Antwort natürlich klar: Nirgendwo sonst lassen sich mit so wenig Talenten so viele Talente verdienen – um es mal mit einem Wortspiel aus ›Asterix und Kleopatra‹ (1963) auszudrücken.

Zu unserem Beispiel oben heißt es – einmal komplett durch den Blätterwald – mit seinem Zollpaket habe der amerikanische Präsident die Börsen weltweit auf Talfahrt geschickt und damit auch Vermögen von Privatanlegern in Milliardenhöhe quasi über Nacht ausradiert. Pöser, pöser Präsident!

Zu einer solchen Einschätzung kann man natürlich nur kommen, wenn man Donald Trump ohnehin voll übel findet und dringend Fakten sucht und findet oder wenn sich zu der kognitiven Kurzsichtigkeit eine chart-technische Ebensolche hinzugesellt. Blickt man nur ein ganz klein wenig über den sprichwörtlichen Tellerrand, dann wird unmittelbar klar, daß sich der DAX auf exakt dem gleichen Niveau befindet wie um Weihnachten herum (vgl. den gestrichelten Doppelpfeil) und gleichzeitig (von der Dezember-Blase einmal abgesehen) auf dem höchsten Niveau des gesamten letzten Jahres.

Ähnliche hysterische Hyperventilationsphänomene lassen sich mit Leichtigkeit beim Umgang mit Corönchen, beim Ukraine-Krieg und, sicherlich nicht ganz zuletzt, bei der „Erderhitzung“ ausmachen. Bolle sieht den tieferliegenden Grund ja in einem reichlich kaputten Weltbild der Protagonisten (mappa mundi vitiosa beziehungsweise, in Härtefällen, mappa mundi friata). So kann das natürlich nichts werden, of course – vergleiche Goethes Knopflochtheorem. Das aber ist dann doch schon wieder ein ganz anderes Kapitel.

So 09-03-25 Europas Endstaatium

Hammer und Nagel.

Zugegeben: Totgesagte leben länger. Gleichwohl kann sich Bolle des Eindruckes nicht erwehren, daß die Zustände in Deutschland und Europa doch ein wenig an die letzten Zuckungen der ehemaligen DDR erinnern. Da wird gerüttelt und geschüttelt, gelogen und geschroben, gebastelt und gehaspelt, daß sich die sprichwörtlichen Balken biegen. In einer lyrischen Version klänge das, einem alten Seemannslied folgend, in etwa so:

🎶 Das sind die Triebe der Psychosen
Auf die Dauer, dummer Fratz
Gibt’s dafür halt kein‘ Ersatz.
Am Rand, da blühen die Hypnosen
Und für jede, und für jede, und für jede gibt es Platz. 🎶

Wie sowas enden kann, wissen wir ja. Vor allem kann es sehr, sehr schnell gehen. Mit ein wenig glücklicher Fügung sprichwörtlich über Nacht. Erinnern wir uns nur an den seinerzeit völlig unvorbereiteten Günter Schabowski – Gott hab ihn selig – auf der Pressekonferenz im damaligen Ost-Berlin am 9. November 1989: „Nach meiner Kenntnis … ist das sofort, unverzüglich.“ Und schwupps, da war die Mauer weg.

Was die jüngere Entwicklung angeht: So richtig deutlich – und eigentlich auch für schlichtere Gemüter erkenntlich – wurde die Arroganz der Macht spätestens mit der Corönchen-Hysterie in den Jahren 2020 bis 2022 (vgl. dazu etwa Sa 04-02-23 1000 Tage Dämlichkeit …). Allein, es finden sich nach wie vor Leute, die stramm und fest behaupten, Corönchen habe „Millionen Tote“ gefordert. Bolle sieht das so: Auf diesem Planeten tummeln sich zur Zeit etwa 8 Milliarden Menschen. Bei einer großzügig angenommenen weltweiten Lebenserwartung von 80 Jahren bedeutet das, daß jährlich, also Jahr für Jahr, 100 Millionen Tote zu beklagen sind. Ein Skandal, of course. Aber so geht nun mal Arithmetik. Was davon auf das Corönchen-Konto gehen mag, was schlichter Schnupfen mit Todesfolge gewesen sein mag und was sonstige Mortalitätsgegebenheiten, läßt sich seriöserweise rein gar nicht abschätzen. Für einen soliden Panikmodus im Volke reicht es allerdings allemal.

Das Dumme ist nur: Mit einem übermäßig bangbüchsigen Volk läßt sich kein Staat machen – und schon gar keine Demokratie (vergleiche dazu etwa Mi 21-12-22 Das einundzwanzigste Türchen …). Dort hatten wir gesagt, daß ohne ein gewisses Maß an Urteilsfähigkeit, ohne hinreichende Souveränität (im Sinne von einer gewissen Resistenz gegen Gruppendruck sowie einem gesunden Mißtrauen gegenüber aufgeblasenen Autoritäten) und ohne eine grundsätzliche Freiheit von Bangbüchsigkeit von einem ›Souverän‹ wohl kaum die Rede sein kann.

Und kaum war mit Corönchen kein Staat mehr und vor allem auch keine Sensation mehr zu machen, ging es 2022 nahtlos mit der Ukraine weiter. Mittlerweile haben sich die selbstgefühlten „Eliten“ hier in einen „Whatever-it-takes“-Modus reingesteigert – was nichts anderes meinen kann als die kontemporäre Variante von Goebbels Totalem Krieg. Roger Köppel, der große Journalist der kleinen schweizer Zeitung, nennt das durchaus zutreffend eine regelrechte „Feindbild-Psychose“.

Indes hat Bolle den Eindruck, daß diejenigen, die sich selber gerne als „Elite“ titulieren lassen, durchaus was gelernt haben: Laß den Leuten zunächst tüchtig die Muffe sausen und rede ihnen dann ein, die Rettung in Form der Regierung sei nah – und schon werden sie euch zumindest mehrheitlich willig folgen.

Das kann natürlich, falls der Prozeß sich ungebremst fortsetzt, leicht ins Absurde lappen beziehungsweise gar kippen. Mittlerweile sind wir, in Deutschland und Europa, soweit, nicht nur den Russen, sondern gleichzeitig auch den Yanks (und möglichst auch noch den Chinesen) meinen die Stirn bieten zu müssen: Alles Schlampen – außer Mutti. In Bolles Grundschulzeit gab es dafür die stehende Wendung: Haste wohl Kaba gesoffen? (Für alle, die sich nicht erinnern können: Die Werbung für Kaba, ein kakaohaltiges Getränk, hatte seinerzeit eine ähnliche Stoßrichtung wie heutzutage mancher Energy-Drink).

Im Grunde – so Bolles Vermutung – haben wir es hier im weiteren Sinne mit einer Form von Pfadabhängigkeit zu tun: Das, was einer für die weitere Vorgehensweise für richtig hält, hängt schwer von der bisherigen Vorgehensweise ab – und zwar völlig unabhängig davon, ob die bisherige Vorgehensweise in einem wie auch immer verstandenen Sinne „richtig“ war oder nicht. Und damit wären wir bei Goethes Knopfloch-Theorem:

Wer das erste Knopfloch verfehlt,
kommt mit dem Zuknöpfen nicht zurande.

Aber träumen wird man ja wohl dürfen. Das Volk verschrecken ebenfalls. Die Einsicht, daß man mit dem Zuknöpfen in der Tat und ganz, ganz wirklich nicht zurande kommt, darf man sich dann bis ganz zum Schluß aufsparen. Themen wie Klima und so weiter gehen in der allgemeinen Krisen-Kakophonie übrigens glatt unter. An was alles soll man denn noch denken müssen? Sowas sprengt glatt Hülsenfrüchtchens Horizont. Das aber ist dann doch schon wieder ein ganz anderes Kapitel.

So 09-02-25 Krieg und Klima

Zū komplex – oder nur zū doof …?

Neulich hat Bolle endlich mal Tolstois ›Krieg und Frieden‹ (1868/1869) gelesen. Gelesen wäre allerdings übertrieben. Genauer genommen nämlich hat Bolle es gehört – und zwar als Einschlaf-Lektüre. Manch monumentalem Werk – nicht zuletzt übrigens auch der Bibel – nähert man sich wohl am besten so. Zumindest sehr viel besser als derlei – von wegen „keine Zeit“ – gar nicht erst in Angriff zu nehmen. Immerhin haben die Lesefrüchte – oder sollte man besser „Hörfrüchte“ sagen? – zu unserem heutigen Titel geführt.

Das alles ist aber mitnichten unser Thema. Unser Schildchen zeigt die Entwicklung des weltweiten CO2-Ausstoßes in den letzten 60 Jahren. Wie man erkennen kann, hat er sich seit 1960 in etwa vervierfacht. Das ist nicht gut – jedenfalls sehen das viele so.

Was Bolle indessen noch sehr viel weniger gut findet, ist, daß sich im gleichen Zeitraum die Weltbevölkerung ebenfalls vervierfacht hat – vergleiche dazu die von uns eingezeichnete rote Gerade. In erster Näherung könnte man also, ohne allzu falsch zu liegen, davon ausgehen, daß vier mal so viel Leute in etwa auch vier mal so viel CO2 in die Atmosphäre pusten.

So gesehen wäre es vielleicht keine dumme Idee zu überlegen, ob eine ernstliche Begrenzung der überbordenden Weltbevölkerung nicht vielleicht doch ein Schritt in die richtige Richtung wäre? Natürlich wird das „nicht jedem“ – wie es immer so schön heißt – zusagen. Manche werden monieren, das sei zu einfach – und schon von daher (!) populistisch. Andere werden meinen, es sei ja wohl das Recht eines jeden (beider- bzw. allerlei Geschlechts, of course), beliebig viele Kinder in die Welt zu werfen. Manche Ökonomen werden pflichtschuldigst daran erinnern, daß, damit die Wirtschaft wachse, selbstredend auch die Bevölkerung wachsen müsse, of course. Wieder andere – gerne ebenfalls Ökonomen – träumen von Entkoppelung. Wer sagt denn, daß vier mal so viel Leute auch vier mal so viel CO2 ausstoßen müssen? Vielleicht kommen sie ja mit, sagen wir, dreieinhalb mal so viel aus …? Ein Punkt, mit dem sich monate- beziehungsweise jahrelang die Schnatterrunden (vulgo: Talkshows) dieser Welt befüllen ließen.

Noch andere meinen, man müsse das pseudo-marktwirtschaftlich angehen und den CO2-Ausstoß politisch einfach nur so teuer machen, daß ihn sich – mal abgesehen von ein paar Hochgespülten, die naturgemäß und schon immer sehr viel gleicher waren als gleich – einfach niemand mehr leisten kann. Das übrigens ist eine Idee, die derzeit die bundesdeutsche Polit-Prominenz beflügelt. Was das für die Leute bedeutet, werden sie dann schon sehen. Nur sollen sie, bitteschön, bloß nicht auf dumme Gedanken kommen und gar noch die Falschen wählen.

Wo das alles hinführen soll, ist Bolle auch nicht klar, of course. Nur so viel: Möglicherweise sind wir als Weltzivilisation noch immer auf einem Niveau, das es zwingend erforderlich macht, daß es in gewissen Abständen immer mal wieder so richtig knallen muß – einfach nur, um die Leute wieder auf den Teppich zu holen. Goethe hat das 1796 in seinen ›Kophtischen Liedern‹ wie folgt gefaßt:

Du mußt steigen oder sinken,
Du mußt herrschen und gewinnen
Oder dienen und verlieren,
Leiden oder triumphieren,
Amboß oder Hammer sein.

Bolle meint: Na, denn Prost! – und fühlt sich intensiv an das Bild eines reinigenden Gewitters erinnert: Die Leute genießen die klare Luft – und die nächste Runde des immergleichen Spieles scheint in weiter Ferne, wenn nicht gar undenkbar. Das aber ist dann doch schon wieder ein ganz anderes Kapitel.

Do 29-04-21 Patsch! Peng!

Hier spricht der Dichter.

Manchmal muß man bis zum Nachmittage zuwarten, bis das Leben einem was wirklich feines und erfrischendes zuspielt. So geschehen heute, als wir erfahren durften, daß, einmal mehr, das Bundesverfassungsgericht in geradezu klassischer Prägnanz klargestellt hat, was es mit Bolles Managementzirkel auf sich hat – und vor allem auch, was nicht. Wir hatten den Zirkel des öfteren schon angesprochen. Um dem geneigten Leser das Blättern zu ersparen, sei er hier noch einmal abgebildet.

Der Managementzirkel.

Wenn man, wie es beim Thema »Klima« in der Natur der Sache liegt, ein Ziel verfolgt, bei dem man erst in einigen Jahrzehnten wird beurteilen können, ob und inwiefern man was erreicht hat, dann macht es schlechterdings keinen Sinn, erst mal nur auf 2030 zu zielen beziehungsweise auch nur zu schielen und das ganze mit einer ebenso jovialen wie unausgesprochenen Fußnote zu garnieren: „Na, und denn? Denn kieken wa ma.“ Bolle sagt, aus strikt professioneller Perspektive, ausdrücklich „zielen“. Von »Planung« im Sinne des Zirkels einschließlich obligatorischem »Check der Mittel« kann bislang ja ohnehin noch keine Rede sein. Doch das nur am Rande.

Und? Was macht der Journalismus 2.0? Ausnahmsweise und wenigstens ausschnittsweise mal eine gute Figur. Zwar ist den Premium-Nachrichtensendungen mal wieder nicht mehr eingefallen als die übliche „Ohrfeige“ beziehungsweise, in der furiosen Fassung, die „schallende Ohrfeige“. Auf Phoenix allerdings wurde das Thema mit „Patsch! Peng!“ eröffnet. Total so! Bolle war entzückt.

Was aber hat das ganze mit Nash-Gleichgewichten zu tun? Wir erinnern uns: von Nash-Gleichgewichten spricht man, wenn – obwohl jeder das macht, was für ihn das beste ist – unterm Strich nur dummes Zeug bei rauskommt – was dann natürlich so niemand gewollt hat (vgl. Fr 23-04-21 Vive la France!). Auflösen lassen sich Nash-Gleichgewichte – auch dieser Hinweis findet sich an besagter Stelle – allein durch eine regelsetzende und durchsetzende Instanz. Wobei diese Rolle, zumindest was das Regelsetzen angeht, im vorliegenden Falle beim Bundesverfassungsgericht hängengeblieben ist. Und? Was macht die Politprominenz? Ergießt sich in Zustimmung. „Gebremst?  I wo. Wir doch nicht! Im Gegenteil – wir waren schon immer dafür, mehr fürs Klima zu tun. Der politische Gegner hat’s versemmelt, of course.“ Aber so ist das nun mal bei Nash-Gleichgewichten unter Rudeltieren.

Übrigens: Bolle hat den Eindruck, daß Oscar Blumenthal, der Schöpfer einer ganzen Reihe von Kurzgedichten sowie mancher Schach-Miniatur, einer von den Guten ist. Oder was sonst soll man von einem sagen, der seinen eigenen Grabstein mit einem eigenen Gedicht aus seinem selbstverfaßten »Buch der Sprüche« ziert?

Oft wehte mirs der Herbstwind her:
„Die Bahn so kurz! Der Weg so schwer!“
Doch eine ferne Stimme rief:
„Das Ziel so nah! Die Rast so tief!“

Ist das nicht ein hochfeiner Kontrapunkt in der gesamten Corönchen-Kakophonie? Letztlich aber ist das dann doch schon wieder wohl ein anderes Kapitel.

Mi 17-02-21 Na, und denn — ?

Na, und denn — ?

Die Textstelle stammt aus Kurt Tucholskys bitter-süßem Gedicht »Danach«. Das ist auch schon wieder 90 Jahre her bzw. für alle, die kleine Zahlen und große Einheiten lieber haben, drei Generationen. Ja, passiert denn nie was wesentliches auf der Welt? Und so endet Tucholskys Gedicht auch recht nüchtern:

Der olle Mann denkt so zurück:
wat hat er nu von seinen Jlück?
Die Ehe war zum jrößten Teile
vabrühte Milch und Langeweile.
Und darum wird beim happy end
im Film jewöhnlich abjeblendt.

Vabrühte Milch und Langeweile. Herrlich. Bolle liebt es, wenn Dichter die Dinge auf den Punkt bringen. Zur Zeit tun wir so, als sei Corönchen – ein Begriff, der vielen nur als Determinativ-Kompositum und ohne Diminutiv, also ›Corona-Pandemie‹ über die Lippen gehen will – eine Ausgeburt des Leibhaftigen. Also nüscht wie weg – und zwar so schnell wie möglich.

Auch über den Weg zum „weg“ herrscht Einigkeit. Wir haben das an anderer Stelle einmal »Humans go Borg« genannt (vgl. Sa 09-01-21 Und? Wie geht’s weiter?). Na, und denn – ? Denn kieken wa ma. „Back to normal“ heißt die Devise. Which normal?, fragt sich Bolle. Aus den corönchenbedingten Staatsschulden wollen wir, wenn man den Verlautbarungen Glauben schenken darf,  mir nichts dir nichts mal eben „rauswachsen“. Na toll. Die Umwelt läßt grüßen – und Perspektive geht irgendwie anders.

Bolle hat es vor einiger Zeit unternommen, eine Liste zu erstellen mit allem, was uns seit längerem schon plagt, und ist dabei auf schlanke 19 Punkte gekommen. Auf zwei, drei Punkte mehr oder weniger kommt es hier nicht an. Das klingt im Grunde noch beherrschbar – geht aber wohl nicht ohne Plan. Hier Bolles abgespeckte Liste, gekleidet in drei grundlegende Fragen:

Erstens: Wie kann es sein, daß die Weltbevölkerung in toto so wenig kreislaufkritisch ist?  Die hervorstechendsten Punkte sind hier vor allem der Atommüll und, weit abgeschlagen, der Plaste-Müll. Zweitens: Wie kann es sein, daß die Weltbevölkerung in toto ernstlich glauben kann, daß dieser Planet Platz für 8 Milliarden Erdenbürger bietet? Und drittens: Wie können wir glauben, daß sich die zu lösenden Probleme auf dem Wege von Mehrheitsentscheidungen werden lösen lassen – wo uns doch die Nash-Gleichgewichte (übrigens ein weiterer Punkt auf Bolles Liste) regelrecht ins Gesicht springen? Wir werden darauf zurückkommen. Das aber ist dann doch schon wieder ein anderes Kapitel.

Sa 06-02-21 Multiples Organversagen: Der Globus quietscht und reihert …

Trösterchen — in Mainzer Mundart.

Der Begriff »Trösterchen« (zumindest in der Form »Trostpflaster«) findet sich schon im Grimm’schen Wörterbuch von 1885. Doch das nur am Rande.

Das „multiple Organversagen“ als Analogie zum Zustand der Erde hat Bolle in einem Interview mit Matthias Glaubrecht aufgeschnappt, der 2019 ein Buch mit dem doch etwas reißerischen Titel »Das Ende der Evolution« vorgelegt hat. Laßt uns lieber nicht hysterisch werden. Allerdings könnte es durchaus sein, daß manches, was da in absehbarer Zukunft auf uns zukommen könnte, so manchem (beider- bzw. allerlei Geschlechts, of course) so rein gar nicht schmecken wird. Seit Malthus (1798) – das ist auch schon wieder über 200 Jahre her – ist klar, das ein System, das nicht gesteuert wird („preventive check“) dazu neigt, sich selber zu steuern („positive check“) – mit welchem Ergebnis auch immer. Übrigens war Malthus seinerzeit vorsichtig genug, sein Werk zunächst nur unter Pseudonym zu veröffentlichen.

Was können wir an dieser Stelle tun? Mehr als eine Shortlist der drängendsten Probleme ist hier unmöglich drin – immerhin verbunden mit dem Versprechen, auf diesen oder jenen Punkt zu gegebener Zeit zurückzukommen.

Betrachten wir als erstes die Weltbühne: Da hätten wir zunächst Corönchen – ein Virus, das die Frechheit hat, auch noch zu mutieren. Kiek ma eener an. Dann hätten wir aktuell noch Endlager – wo allein der Begriff auf eine ziemlich naive Vorstellung von „Ende“ schließen läßt. Sagen wir so: Eine Zivilisation, die von den ersten Anfängen an (neolithische Revolution) seit maximal 10.000 Jahren besteht, schickt sich an, ihren Zivilisationsmüll für die nächsten 100.000 Jahre, oder länger, zu verbuddeln. Was soll man da noch sagen? Da gehören die aktuellen Probleme mit Rußland (pöser, pöser Putin) fast schon in die Kategorie Petitessen. Deutlich krasser steht es da ums Klima – von dem man übrigens schon länger nicht mehr allzu viel gehört hat. Im Gegenteil: die politischen Eliten versuchen uns einzureden, daß wir nach der „Rückkehr zur Normalität“ aus den Corönchen-Schulden rucki-zucki (also zu Lasten des Klimas) wieder „rauswachsen“ werden. Bolle meint: Geht’s noch? Sonst keene Idee? Migrationsprobleme? Klären wa nach Corönchen. Dabei war es ausgerechnet Migration, die 1.000 Jahren römischer Weltherrschaft den Garaus gemacht haben. Das aufkommende Christentum hat dann nur den Rest erledigt. Platz 1 der Probleme auf der Weltbühne gebührt aber wohl unangefochten der desaströsen Bevölkerungsentwicklung. Hier ist zur Zeit keinerlei Lösung in Sicht – nicht einmal die Einsicht in das Problem.

Auf der politischen Ebene haben wir es mit einem veritablen blinden Fleck in puncto Verantwortung zu tun. Alle schreien laut und gut hörbar nach Freiheit. Daß Verantwortung aber nun mal unbestreitbar die große Schwester der Freiheit ist? Sollen doch kommende Generationen klären. Dazu kommt der fehlende Sinn für jede Form von Beißhemmung. Wenn’s der „guten Sache“ dient, ist jedes Mittel recht. Wobei die „gute Sache“ selbstredend immer nur die eigene Sache ist – also nicht etwa und schon gar nicht die von Putin, zum Beispiel. Sancta simplicitas, meint Bolle. Drittens schließlich müssen wir hier auch das unzureichende Verständnis dessen, was es heißt, ein Volk zu „einen“, erwähnen. Alle haben sich lieb? Bolle könnte glatt kotzen ob so viel Einfalt.

Die Hauptprobleme auf der wissenschaftlichen Ebene sind und bleiben wohl das unzureichende Verständnis der Exponential-Funktion sowie der Bedeutung von NashGleichgewichten.

Auf der sozialen Ebene schließlich haben wir es in erster Linie mit Geschichtsblindheit zu tun („Geschichtsvergessenheit“ wäre hier das falsche Wort: vergessen setzt voraus, daß da mal was gewußt wurde – wovon wir aber durchaus nicht ausgehen können). Dazu kommt eine ausgeprägte Erregungsneigung (hier von „Kultur“ zu sprechen wäre wiederum schamlos überzogen). So richtig zur Geltung kommt das allerdings erst durch den Journalismus 2.0 als veritablem Erregungsverstärker – so eine Art soziales Viagra, was durchaus nicht dem ursprünglichen Verfassungsauftrag als „vierte Gewalt“ entspricht. Immerhin: So hat man was zu berichten. Wie aber wär’s mit einfach mal stille schweigen? Hinzu kommt schließlich und letztlich noch die offenkundige Unfähigkeit bzw. zumindest Unwilligkeit, anstehende Probleme zu priorisieren und einer gebührlichen Reihenfolge nach abzuarbeiten. Nein – gendergerechtes Gequatsche ist derzeit nicht das wichtigste Problem, das wir haben auf der Welt.

Soweit unsere Abarbeitungs-Liste. Lang genug isse ja …

Wenn Bolle ein Spielautomat wäre, dann hätte er – ohne das auch nur im entferntesten  defaitistisch zu meinen – vermutlich längst ein fröhliches „Game over“ ausgespuckt (vgl. dazu Di 22-10-19 Rente mit 69). Vor allem bei gepflegteren Spielen wie etwa Schach gibt man die Partie ja auch verloren, bevor der König endgültig umgehauen wird.

Übrigens: Den Begriff „reihern“ gibt es wirklich. Bolle hat das überprüft. Es bedeutet ›heftig kotzen‹ und findet sein Bedeutungsmotiv erstaunlicherweise im dünnflüssigen Kot (!) des einschlägigen Federviehes. Aber erstens weiß so etwas heute ohnehin kaum einer mehr – darum erwähnen wir es ja – und zweitens wäre das ohnehin ein durchaus anderes Kapitel.

Di 19-01-21 Total exponential

Total exponential.

Bolle, was soll das denn heißen? – Ick würde sagen: Det größte Manko von uns Menschen ist unsere Unfähigkeit, mit der Exponentialfunktion umzugehen. Sie ist einfach zu „kontra-intuitiv“. Daran hat auch Corönchen nüscht jeändert. – Geht’s nicht auch ein wenig konkreter? – Durchaus. Hier zwei aktuelle Meldungen aus dem Blätterwald:

Der Flughafen Frankfurt am Main meldet einen „Einbruch“ bei den Passagierzahlen von fast 75%. Das ist krass – entspricht aber dem Niveau von 1984. Umgekehrt bedeutet das, daß die Kinder vor Corönchen vier mal so viel geflogen sind wie ihre Eltern seinerzeit – und wundern sich dann, daß sie Fridays for Future kämpfen müssen. How dare you? Was hat das mit der Exponential-Funktion zu tun? Nun – eine Vervierfachung binnen 35 Jahren (1984 bis 2019) entspricht einer jährlichen Wachstumsrate von albernen 4%. Hier macht’s nicht die Masse – hier macht’s der reine Zeitablauf.

Die zweite Meldung: George Soros  – den einen ein „Philantrop“, den anderen ein demokratisch nicht legitimierter Weltenlenker – hat einmal mehr „ewige Anleihen“ ins Gespräch gebracht. ›Ewige Anleihen‹ – das ist Geld, das man sich leiht, aber praktisch nie zurückzahlen muß. Macht das Sinn? Aber Ja doch. Für den Geldnehmer sowieso – das leuchtet ein. Für den Geldgeber aber auch – dauerhafte „Bonität“ des Schuldners vorausgesetzt, of course. Bei einem Zinssatz von realistischen 2,1% bedeutet das, daß ein Geldgeber nach etwas 33 Jahren, also wiederum nach etwa einer Generation, sein Geld in Form von Zinsen wieder eingespielt hat. Und das ganze „auf ewig“ gestellt. Ganz praktisch gesehen heißt das: Wer es fertigbringt, seinem (oder irgendeinem solventen) Staat einmalig ein Milliönchen zu leihen, kann sich ab sofort eines monatlichen Einkommens von 1.750 Euro (vor Steuern und Inflation, versteht sich) erfreuen – auf ewig. So macht Kapitalismus wirklich Spaß. Sozialneid? I wo. Wir reden hier rein von Mathematik im allgemeinen und Exponential-Funktionen im speziellen.

Gibt es denn nichts konstruktiveres zu vermelden? Oh doch. Wenn wir, als „human race“, besser mit der Essential Exponential umgehen könnten, wäre das Rentenproblem (unter wenig kritischen Nebenbedingungen) auf einen Schlag gelöst – auch ohne Zinseinkommen von 1.750 Euro. Wer mehr wissen will: https://agenda2028.org/texte/zukunft-der-rente/. Da steht eigentlich alles drinne, was man wissen muß. Leider nicht gerade Lektüre „für unter der Bettdecke“. Andererseits aber auch kein Hexenwerk. Aber im Grunde ist das schon wieder ein anderes Kapitel.

Sa 26-09-20 Kastanien sammeln für das Klima

Kastanien, Eicheln und andere Baumsamen sammeln für das Klima! Dein Weekend for Future!

So hat das heute jemand in unserem Nachbarschaftsnetzwerk vorgeschlagen. Die Antwort: Hart, aber herzlich. Und leider furchtbar wahr. Ist schon ein Kreuz mit dem Klima. Aber das ist ein anderes Kapitel.

Fr 06-12-19 Banker und Zinseszins

Europa will das Weltklima retten – und zwar mit der Notenpresse. Whatever it takes.

Gefunden in Garbor Steingarts Morning Briefing. Bolle meint: Irgendwas gibt es schließlich immer zu retten. Aktuell dann eben „das Weltklima“. Dabei findet sich die folgende Graphik:

Sieht irgendwie schon etwas beunruhigend aus. Noch beunruhigender – oder gar gruseliger –  wird das ganze jedoch, wenn wir es in eine konventionelle Darstellung übersetzen. Und die geht so:

Hier finden wir – Stand März 2015 – den Ausgangswert der von der EZB ins System gepumpten 115,6 Mrd Euro. Hier und heute – Stand November 2019 – wären wir bei 2.673 Mrd Euro („Sternchen“). Wenn wir die Wachstumsrate der „Geld-Flutung“ berechnen – derartige Prozesse folgen oft und gerne einer sog. „geometrischen Progression“ – dann kommen wir auf stattliche 96%. Das heißt, die EZB verdoppelt Jahr für Jahr die Knete, die sie in „die Märkte“ pumpt. Wenn sie so weitermachen würde, dann wären wir nach 10 Jahren, also bereits demnächst, im März 2025, bei knapp 97.000 Mrd Euro (Sternchen oben). „Whatever it takes“ (Mario Draghi, EZB-Präsident, in einer Rede in London 2012), eben. Stellt Euch vor, Ihr hättet ein stattliches Jahreseinkommen von 100.000 Euro. Wie lange müßtet Ihr arbeiten, um 97.000 Mrd Euro zusammenzusparen? Die Antwort: 970 Millionen Jahre. Irgendwas von der Knete ausgeben gildet dabei natürlich nicht. Bolle meint: Das ist für einen normalen Werktätigen kaum zu schaffen. Selbst ein Dinosaurier – ausgestorben vor etwa 65 Millionen Jahren, das Antlitz der Erde erblickend über einen Zeitraum von immerhin 170 Millionen Jahren – hätte mit solchen Größenordnungen durchaus seine Probleme. Nun ist Bolle wohl bewußt, daß der ganz überwiegende Teil der Menschheit – Bolle schätzt so an die 99,9% – keinen sonderlichen Plan von e-Funktionen hat. Auch Banker machen da wohl keine Ausnahme – obwohl sie mit e-Funktionen traditionellerweise den Löwenanteil ihrer Gewinne erzielen. Schließlich ist die „Zinseszins“-Rechnung nur eine kleine Untersparte in der Abteilung „e-Funktionen“. Kurzum: Wenn wir den Wert für März 2025 – und das erleben wir in bereits 5 Jahren – einzeichnen wollten, dann müßten wir die Skala um mehr als den Faktor 5 erweitern (18.000 mal 5 macht 90.000). Das aber dürfte – da ist sich Bolle ziemlich sicher – die Grenzen jedweden „Whatever it takes“ absehbar sprengen – zumal das mit der realwirtschaftlichen Entwicklung so rein gar nichts mehr zu tun hat. Was dann? Kasino-Kapitalismus in Reinkultur. Nun könnte man sagen: Let them have their fun – die wollen doch nur spielen. Dummerweise aber gibt es sehr wohl realwirtschaftliche Auswirkungen. Die für die meisten „Normalos“ bedeutendste dürfte dabei die Mietpreis-Explosion sein bzw., allgemeiner, die Explosion der Grund- und Boden-Preise. Grund und Boden ist eines der wenigen Wirtschaftsgüter, die potentiell nicht vermehrbar sind – was dazu führt, daß steigende (auch spekulativ begründete) Nachfrage sich ausschließlich in steigenden Preisen (und nicht etwa, wie im Lehrbuch, in zusätzlichem Angebot) niederschlägt. Kurzum: Kasino-Kapitalismus meets Normalo-Haushalt. Immerhin: Im „Probleme-Vertagen“ werden wir immer besser. Vor knapp 100 Jahren hätte eine solche „Bastardisierung der Verhältnisse“ (Gabor Steingart) noch zu einer veritablen Wirtschaftskrise einschließlich aller bekannten Folgen (Adi, der große Diktator, nebst seiner „willigen Helfer“, etc. pp.) geführt. Aber das ist ein anderes Kapitel.

Fr 15-11-19 Nachtrag Klima

Mit den heute bestehenden Klimazielen der Welt würde sich die Erde um drei Grad erwärmen. Das heißt, wir sind mit unseren Zielsetzungen noch längst nicht da insgesamt, wo wir hinmüssen.

Zusätzlich gefunden in der Tagesspiegel Morgenlage unter „Zitate“. Wer hat’s gesagt? Unsere Kanzlerin. Kiek ma eener an. Mit den »Zielen« sind wir noch nicht „da insgesamt“, wo wir hinmüssen. Bolle fragt sich: Wie steht’s denn dann mit dem »Plan« – also der Verwirklichung eben dieser Ziele? In düstereren Momenten verweist Bolle gerne auf den Managementzirkel und dabei, in Anlehnung an das Lieblingsspiel seiner Jungend, auf die Option „Rücke vor bis auf »Exit«. Gehe nicht über »Schritte«, Pfeil b). Damit ist das Problem zwar inhaltlich nicht gelöst – aber immerhin formal. Das Klima läßt grüßen. Aber das ist ein anderes Kapitel.