So 16-02-25 Die Erwachsenen sind zurück

Roger Köppel kommentiert …

Roger Köppel, der große Journalist einer kleinen schweizerischen Wochenzeitung, kommentiert in seiner ›Weltwoche Daily‹ beziehungsweise aus seinem ›Institut für fortgeschrittene Gegenwartskunde‹ das Weltgeschehen mit bemerkenswerter Beständigkeit jeden Morgen, fünf Tage die Woche, in aller Herrgottsfrühe und im Doppelpäck (es gibt eine schweizerische und, jeweils gleich im Anschluß, eine internationale Ausgabe). Motto: „unabhängig, kritisch, gutgelaunt“.

Bei gegebenem Anlaß kann er allerdings auch schon mal sehr deutliche Worte finden. So heißt es in seinem Beitrag vom letzten Freitag gleich zu Beginn: „Die Erwachsenen sind zurück. Donald Trump betritt die Bühne. Und auf einmal ist alles ganz anders als das, was man Ihnen in den letzten drei Jahren einzureden versuchte.“

Es ist wohl noch zu früh abzuschätzen, wohin das alles führen mag. Manche aber wittern jetzt schon Frühlingsluft. Bolle meint, man muß schon ziemlich stumpf sein, um den Mehltau nicht zu merken, der sich in den letzten Jahren über Deutschland, Europa und weite Teile der Welt gelegt hat. Spötter paraphrasieren das ja gerne wie folgt:

Eine Lösung der Probleme?
Leider rein rechtlich nicht möglich.

Dann ändert halt das Recht, Ihr Deppen! Geht nicht? Natürlich nicht. Darauf hat man ja, wie’s scheint, viele Jahre lang mit einigem Fleiß hingewirkt – vielleicht nicht mit voller Absicht, aber vom Ergebnis her schon. Irgendein Recht, gerne und vor allem auch EU-Recht oder gar Völkerrecht – jeweils in einer mehr oder weniger aparten und dem eigenen Beharrungs-Interesse dienlichen Auslegung –, macht es schlechterdings unmöglich, irgend etwas anzupacken oder gar zu ändern.

Und so will es Bolle scheinen, daß den Mehltau abzustreifen ein veritabler Job für Superhelden sein dürfte – eine Mischung aus Herkules‘ Aufräumarbeiten im Augiasstall und Alexanders Gordischem Knoten. Mit rein sozialisationsbedingt doch eher recht abgehalfterten, in der politischen Wolle gefärbten Partei-Apparatschiks wird da wenig auszurichten sein. Bolle wäre wohl der letzte, der die Yanks vorbehaltslos klasse findet. Eines aber muß man ihnen lassen: Als Volk sind sie spektakulär pragmatisch. Sie probieren was aus – und wenn’s nicht funktioniert, probieren sie halt was anderes. Wenn‘s sein muß, wählen sie auch Trump. Und tun dabei so, als wär nichts gewesen. Namentlich gegen Mehltau ist das wohl nicht das schlechteste Rezept.

Nächsten Sonntag übrigens sind Wahlen. Bolle meint: Wählt weise – zumindest aber wohlbedacht. Und laßt Euch bloß nicht kirre machen. Bolle hat natürlich gut reden. Soweit wir wissen, war er als Kind schon ausgesprochen gruppendruck-resistent. Man kann ihm hundertmal sagen, dieser oder jener (beider- bzw. allerlei Geschlechts, of course) sei pöse, pöse, pöse oder, je nachdem, voll lieb und ganz doll fürsorglich. Die Worte hört er wohl – allein ihm fehlt der Glaube. Auch ist steter Tropfen das letzte, was ihm imponiert. Und so perlt derlei an ihm ab wie klare Kloßbrühe am Lotus. Das aber ist dann doch schon wieder ein ganz anderes Kapitel.

So 26-01-25 Das Elend der Wōkness

Das Elend der Wōkness.

Falls Bolle das richtig überblickt, haben wir schon längere Zeit keine 4-Felder-Tafel mehr bemüht. Die letzte ist wohl vom August 2024 (vgl. So 04-08-24 Fast fashion / Slow fashion). Das ist immerhin ein halbes Jahr her. Wohlan, denn.

Nehmen wir an, wir befänden uns in einem Zustand, der alles andere als wünschenswert ist – und im übrigen nicht einmal funktioniert. In unserer 4-Felder-Tafel entspricht das dem Feld „Grrr!“ (rötlich eingefärbt). Zeit also, den sprichwörtlichen Arsch zu bewegen und nach Möglichkeit den Zustand „Fein!“ anzustreben – einen Zustand also, der nicht nur wünschenswert wäre, sondern auch noch funktionieren würde (lindgrün eingefärbt).

Dabei ergeben sich – zumindest in einer 4-Felder-Tafel ist das so – zwei prinzipielle Möglichkeiten der Transformation. a) Wir stellen zunächst einmal einen Zustand her, der zwar womöglich noch zu wünschen übrigläßt – dafür aber immerhin schon mal funktioniert (Pfeil a). Ein Schritt in die richtige Richtung, also. Den entsprechenden Zustand haben wir hier ›square‹ genannt – was man durchaus mit ›spießig‹ übersetzen könnte.

Oder aber, Pfeil b), wir stellen einen Zustand her, der höchst wünschenswert sein mag, dabei aber leider eben nicht funktioniert. Den entsprechenden Zustand haben wir hier ›wōk‹ genannt – was für ›wolkenkuckucksheimelig‹ stehen mag. Der Überstrich (Makron) soll uns sagen, daß das ›o‹ langgesprochen sein will.

Aber kann das überhaupt sein? Kann ein Zustand, der annahmegemäß nicht funktioniert (siehe Tafel), irgendwie doch funktionieren? Aber Ja doch. Hier die Lösungsmöglichkeiten in der üblichen Reihenfolge: Zunächst einmal könnte man stramm behaupten, daß die Lösung eben doch funktioniert. Eine Weile mag man damit sogar durchkommen. Das ist vor allem dann der Fall, wenn die Medien der gleichen Hypnose anheimgefallen sind (vox populi – vox mediorum) und selber ganz dolle daran glauben. Flankierend verpackt man den Zustand in wohltönende Worte. Ein veritables Problem als „Herausforderung“ zu verniedlichen ist dabei wohl noch eine der harmloseren Varianten. Womögliche Kritiker werden derweil als Querdenker abgekanzelt oder, falls sie allzu frech werden, gar als Verfassungsfeinde und „mit der ganzen Härte des Rechtsstaates“ in ihre Schranken verwiesen: Wenn das jeder machen wollte – wo kämen wir denn da hin? Falls das alles nichts nützt, erklärt man mit frecher Stirn, die Lösung müsse schließlich funktionieren, da alles andere ja mit geltendem Recht nicht vereinbar sei. In Bolles Kreisen nennt man das die Palmström-Variante: „Weil, so schließt er messerscharf, nicht sein kann, was nicht sein darf.“ Falls auch das nicht reicht, hat es sich bewährt, den Zustand erst einmal mit Geld, mit gaanz viel Geld, zu ersäufen. Prominente Stichworte an dieser Stelle wären etwa „Doppelwumms“ und „Sondervermögen“. Natürlich wird auch das auf Dauer nicht funktionieren, of course.

Der springende Punkt ist folgender: Bolle kann sich des Eindruckes nicht erwehren, daß das ›wōke‹ Feld die Hülsenfrüchtchen dieser Welt anzieht wie die sprichwörtliche Scheiße die Fliegen. Und das ist durchaus auch verständlich. Um von ›Grrr!‹ nach ›wōk‹ zu kommen, braucht man lediglich ein heißes Herz. Von ›Grrr!‹ nach ›square‹ zu kommen ist sehr viel anspruchsvoller – und dabei auch weniger herzerfrischend.

Falls Bolle das richtig beobachtet hat, ist die Ampel ja daran zerbrochen, daß der Kanzler mal eben noch ein paar weitere Milliärdchen (sagt man so?) in die Ukraine pumpen wollte, die er zwar mitnichten hatte, sie gleichwohl aber pumpen zu können hoffen durfte. Allein: da war sein Minister vor. Nach Kanzlers Bekunden (und um es in der Diktion von Professor Crey aus Spoerls ›Feuerzangenbowle‹ zu sagen): „Lindner, Sä send albern. Ehnen fählt die settliche Reife.“ Kurzum: Der Kanzler wollte, wie seit Jahren gang und gäbe, einmal mehr den wōken Weg (funktioniert zwar nicht wirklich, ist aber doch ’ne dolle Sache) gehen, während sein Minister, wohl nicht zuletzt auch im Hinblick auf die Verfassung, den squaren Weg (wäre zwar schön – ist aber leider nicht möglich) als „alternativlos“ angesehen hat.

Das Ende vom Lied ist, rein historisch gesehen, immer das gleiche. Wenn endlich klar ist, daß das alles dann eben doch nicht und wirklich nicht funktioniert: Betreten gucken, lange Gesichter machen – und im wind of change verkünden, daß man schließlich selber auch schon immer dagegen war. Dann nämlich schlägt die Stunde der Widerstandskämpfer, die alsdann wie Pilze aus dem Boden schießen. Neue Runde, altes Spiel. Das aber ist dann doch schon wieder ein ganz anderes Kapitel.

So 05-01-25 Lieb Herzelein, magst stille sein

Herzelein, magst stille sein.

Es tut sich was auf der Welt. Schleichend zwar – im Zeitraffer aber doch recht deutlich. Und wann, wenn nicht um diese Jahreszeit, könnte man besser kurz innehalten und ein wenig Abstand nehmen, um sich Rechenschaft zu geben, wie man zu den Dingen stehen mag? Ist es nicht gerade das junge, das taufrische Jahr? Und wohnt nicht jedem Zauber auch ein Anfang inne?

Es ist fast auf den Tag genau 6 Jahre her, daß Greta Thunberg beim Weltwirtschaftsforum in Davos unter dem Beifall der Weltöffentlichkeit – vor allem aber natürlich der Medien dieser Welt (vgl. dazu Mi 18-12-24 Das 18. Türchen: Vox populi – vox quojus?) – verkündete, sie wolle, daß wir Panik schieben: I want you to panic!

Bolle war damals schon nicht wohl dabei. Steht das doch in krassem Gegensatz zur Grundaussage des Anhalters durch die Galaxis, wo es spätestens seit 1978 schon auf dem Buchdeckel geschrieben steht, und zwar in großen, freundlichen Lettern: Bloß keine Panik! Bolle kann sich des Eindruckes nicht erwehren, daß da mächtig was untergegangen ist im Laufe von nur gut einer Generation – auch, wenn es möglicherweise die letzte sein mag.

Vor allem will Bolle nicht einleuchten, daß man ein Problem – irgendein x-beliebiges Problem – besser, schneller, leichter oder überhaupt lösen kann, indem man Panik schiebt. Bolle war, vor Jahren schon, einmal Zeuge einer dieser Wie-nicht-bestellt-und-doch-abgeholt-Lektionen, mit denen das Universum nicht oft, aber doch gelegentlich, aus heiterem Himmel aufzuwarten beliebt. Bolle befand sich auf einer Party im kleinen Kreise in einem der sozialistischen Plattenbauten – die mit der herkömmlichen Berliner Traufhöhe (22 Meter) wenig am Hut hatten, und zwar in einem der obersten Stockwerke. Direkt gegenüber, auf der anderen Straßenseite, gab es plötzlich einen Wohnungsbrand: Lodernde Flammen und mächtig viel Rauch. Im Grunde war es wie im Kino: unverstellte, aber sichere Sicht auf das Malheur vis-à-vis. – Lalülala, of course. Und? Was haben die Feuerwehrleute (beider- bzw. allerlei Geschlechts, of course) gemacht? Sie haben seelenruhig und gemessenen Schrittes die Lage gepeilt, ihre Ausrüstung ausgerollt und das Nötige in die Wege geleitet. Von Hektik – oder Panik gar – nicht die Spur. Bolle hatte fast den Eindruck, daß man eher schlendert als hetzt oder hechelt. Es gibt Momente im Leben, da bleibt es nicht aus, an den Anhalter durch die Galaxis samt seiner Buchdeckel-Weisheit denken zu müssen.

Auch war das wohl kein Ausnahme-Phänomen. Jahre später hat Bolle mal eine Doku über einen dieser Katastrophen-Helfer/Retter/Schützer-Vorabend-Filme gesehen. Da waren sowohl der Schauspieler als auch der „echte“ Retter im Gespräch – und man war sich völlig einig, daß es in real life eher so läuft wie in Bolles Beobachtung. Panik völlig fehl am Platze. Da man den Zuschauern aber ein gehöriges Maß an Action bieten will, werden solche Filme dann eben panisch aufgepeppt. Nun, denn.

Kurzum: Jedem, der beruflich mit sowas zu tun hat, ist klar, daß Panik das letzte ist, was hilft. Daß sich jemand wie Greta Thunberg gleichwohl ein gehöriges Maß selbiger wünscht, mag ihrer jugendlichen und auch ihrer professionellen Unerfahrenheit geschuldet sein. Daß aber die Medien dieser Welt derlei Unsinn hysterisch hochgehyped haben – und selbiges noch immer tun, und zwar unvermindert – egal, ob es ums Klima geht, um Kriege oder Katastrophen aller Art, mag da schon bedenklicher stimmen. Und so kommt Bolle nicht umhin, sich zu wünschen, daß mehr gedacht werden möge. Gedacht – und dann gemacht. Das Herzelein mag derweil stille schweigen. Das aber ist dann doch schon wieder ein ganz anderes Kapitel.

So 29-12-24 Ladespaß

Ladespaß.

Dieses Jahr ist das erste Jahr, in dem es sowohl den agnostisch-kontemplativen Adventskalender als auch unsere Sonntagsfrühstückchen gibt. Warum? Weil letztere erst seit Mitte Mai dieses Jahres (nein, nicht „diesen“ Jahres) eingeführt sind. Dafür – das sei nicht unerwähnt – aber mit schönster Regelmäßigkeit.

Was den Adventskalender angeht, haben wir uns, den Wünschen unserer geneigten Leserschaft Rechnung tragend, überwiegend um Human-Touch-Themen gekümmert und schnöden Polit-Zirkus ein wenig außen vor gelassen. Schließlich war Weihnachtszeit und außerdem läuft uns das nicht weg.

Heute wollen wir – halb Human Touch, halb harte Welt (Goethe 1779) – einen Blick auf Bolles Ladespaß werfen. Wie? Ladespaß? Ist es nicht furchtbar lästig, die ganzen Gerätschaften, die man so braucht (oder zumindest zu brauchen meint), pausenlos mit frischem Saft zu füttern, als habe man es mit einem halben Dutzend Tamagotchis zu tun? Das durchaus. Allein – immer, wenn Bolle mal wieder eines seiner Geräte mit der nötigen Energie versorgen muß, kann er nicht umhin, sich zu freuen, daß es sich ja nur um Kleingeräte handelt, die zu füttern soo viel Aufwand dann ja auch wieder nicht ist. Unser Bildchen zeigt Bolles Ladestation – die sich wohl noch in durchaus vertretbaren Grenzen hält. Und so bleibt es nicht aus, daß Bolle beim Anstöpseln seiner Gadgets gelegentlich nach der Melodie eines uralten Karneval-Schunkelliedes vor sich hersummt: 🎵 Am liebsten aber laden wir // was handlich ist und klein. 🎵 Im Original heißt es: 🎵 Am liebsten aber baden wir // im Bier und auch im Wein. 🎵

Um den Kontrast zu verstärken, wollen wir uns vorstellen, daß Bolle ein Elektro-Auto hätte – eine Gerätschaft also, die wirklich richtig viel Energie braucht und sich durchaus nicht gemütlich vom Schreibtisch aus aufladen ließe. Da sei Gott vor, of course – sprach der Agnostiker.

Vor Jahrzehnten schon hatte Bolle von seinem damals besten Freund, einem angehenden Elektro-Ingenieur, gelernt, daß man in Fachkreisen zwischen Nachrichtentechnik und Energie­technik unterscheidet. Dabei ist Nachrichtentechnik alles, wo elektrische Energie der Speicherung und Verbreitung von Informationen dient. Energietechnik dagegen ist das, wo Strom ernstlich Arbeit verrichten muß – also zum Beispiel Maschinen antreiben, zu denen nicht zuletzt auch die E-Autos gehören, of course.

Nun – für Nachrichtentechnik braucht man vergleichsweise wenig elektrische Energie, für Energietechnik vergleichsweise viel. Das aber ist ein Unterschied, der einen Unterschied macht. So gibt es zum Beispiel Unkenrufer (ein höchst seltenes Wort, übrigens), die rausgefunden haben wollen, daß Lithium – also der Rohstoff für die gleichnamigen Akkus – auf diesem Planeten nur in sehr viel geringeren Mengen vorhanden ist, als das für eine extensive Energietechnik wünschenswert oder gar erforderlich wäre. In diesem Zusammenhang läßt der Ukraine-Krieg aufs Heftigste grüßen. Da nämlich geht es nicht zuletzt um – Lithium.

Nach allem ist E-Autos aufzuladen also womöglich ähnlich abenteuerlich wie Gänse am Heiligen Abend zu braten (vgl. dazu Sa 07-12-24 Das 7. Türchen: Wollense Toast …?) – nur halt eben ganzjährig. Entsprechend halten sich die Leute auch zurück. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Natürlich mag es sein, daß das alles doch noch ein gutes – oder zumindest weniger schlechtes – Ende nimmt. Noch ist schließlich nicht aller Tage Abend. Ob da aber was gelingen kann, wenn man den technischen Fortschritt in die Hände von, ausgerechnet, Berufspolitikern legt, scheint Bolle mehr als fraglich. Das aber ist dann doch schon wieder ein ganz anderes Kapitel.

So 22-12-24 Das 22. Türchen – der 4. Advent: Lange Schlange

Lange Schlange.

Na also – wer sagt’s denn? Nach immerhin drei Wochen und einem Tag ist es nun doch soweit: Der vierte und letzte Advent! In diesem Jahr bedeutet das, daß übermorgen schon das Weihnachtsfest der Christenmenschen da ist.

Die Türchen der Adventskalender der Kleinen (und der vielen nicht ganz so Kleinen mehr) stehen fast alle sperrangelweit offen, die letzten Vorbereitungen sind, wie Bolle doch mal schwer hoffen will, dann doch erledigt, und auch der letzte Hektiker (beider- bzw. allerlei Geschlechts, of course) darf sich auf eine hoffentlich ruhig und besinnlich auslaufende Zielgerade einstellen.

Aus rein kalendarischen Gründen ist es in diesem Jahr ja nicht anders als in Rilkes ›Herbsttag‹ (1902):

Wer jetzt kein‘ Plan hat, macht sich keinen mehr.
Wer hinterdrein ist, wird’s für diesmal bleiben,
wird … (und so fort …).

Zwar könnten höchst optimistische Frohnaturen morgen noch versuchen, sich in eine der letzten Schlangen einzureihen, um ihre Last-Minute-Präsenterl dann doch noch zur Post zu geben – und die frecheren unter den Frohnaturen können sich dann – natürlich nur post festum, of course, darüber beschweren, daß ihre Päckchen nicht rechtzeitig angekommen sind. Scheiß Post!

Mit all dem hat unsere geneigte Leserschaft kontemplations-gestählt aber hoffentlich wenig zu tun. Gleichwohl wollen wir die diesjährige Adventszeit nicht ausklingen lassen, ohne noch Bolles jüngste Entdeckung – sozusagen als immaterielle Weihnachtsgabe – den Menschen auf Erden allgemein zu verkünden.

Wer sich auf das sachlich und sittlich notwendige beschränkt, allen möglichen Tüddelkram beiseite läßt und dabei darauf achtet, daß das Präsenterl nicht dicker ausfällt als maximal 5 Zentimeter – und dabei ein wenig Ausrüstung im Hause hat, also Zollstock, Waage, Briefmarken und nur weniges mehr –, kann Weihnachtsgeschenke sehr gut als Brief versenden. Zwar entgeht einem auf diese Weise die Freude an der Sendungsverfolgung – aber man kann nun mal nicht alles haben. Bolle hat in diesem Jahr den Praxistest gemacht. Funktioniert! Den Weg zur Post kann man sich allerdings gleichwohl nicht ersparen, da normale Briefkästen auf der Straße einen zu schmalen Einwurfschlitz haben. Aber egal: Auf dem Bildchen oben sehen wir am linken Bildrand einen Postbriefkasten mit breit genugem Schlitz. Für Bolle war es ein herrliches Gefühl, ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk geradezu – nach der Devise: Ich kam, sah und staunte. Wie leicht doch Schlangen umgangen werden können. Man soll ja nicht schadenfroh sein. Sich aber über entgangenen Schaden – der niemandem sonst ein Leides tut – zu freuen wird man ja wohl dürfen.

Ansonsten ist in Bolles Konsumtempel heute verkaufsoffener Sonntag. Auf daß bloß niemand zur Ruhe kommen möge – die Verkäufer nicht und auch die Kundschaft nicht. Ein dreifach Hoch auf das vita activa, das bewegte Leben. Wer nur denkt sich sowas aus? Vielleicht wird Bolle nachher mal durchschlurfen – Hände in den Manteltaschen, of course. Das aber ist dann doch schon wieder ein ganz anderes Kapitel.

Di 17-12-24 Das 17. Türchen: Cowboy-Kaffee

Hart, aber gerecht.

Bolle meint, zu unserem 2. Türchen (siehe Mo 02-12-24 Das 2. Türchen: Wie handgefiltert) sei wohl noch dringend ein kleiner Nachtrag nötig. Nicht, daß das noch untergeht im Weihnachtstrubel.

Vor einigen Jahren mal war Bolle – ausdrücklich nicht zur Weihnachtszeit, doch das spielt hier keine Rolle – auf einer Hochzeitsfeier zu Gast. Am Tag der Hochzeit selbst war alles soweit fein. Es gab reichlich Wein und alles, was man sonst so braucht, um Leib und Seele zusammenzuhalten.

Kritisch wurde es am nächsten Morgen. Die Hochzeitsgäste – etwa ein Dutzend an der Zahl – standen, nachdem sie sich aus ihren Betten geschält beziehungsweise gequält hatten, mit dem frisch vermählten Paar alle zusammen in der Küche. Selbstversorgung war angesagt. Kaffee, vor allem! Die Küche war groß und erlesen und es gab natürlich auch Kaffee, of course. Den allerdings mußte man mit einem der in gewissen Kreisen so beliebten schicken italienischen Espresso-Kochern zubereiten. Bolle – der frühe Vogel fängt den Wurm –, hatte seinen ersten Kaffee schon intus. Der nächste bitte! Und so weiter.

Bolles Hintergrundroutinen fingen, frisch coffein-gestärkt, sofort an zu rattern: Zubereitungszeit etwa 10 Minuten pro Kaffee – macht bei 12 Personen circa 2 Stunden. Weia! Bolle schwante nichts Gutes.

Um dem Jammer ein Ende zu bereiten, schnappte sich Bolle einen stinknormalen Topf und tat Wasser und tüchtig Kaffeemehl dazu. Nach etwa 10 Minuten war Kaffee für alle da. Zwar kein schicker Espresso, sondern halt Cowboy-Kaffee, den man mit einer herkömmlichen Schöpfkelle vorsichtig entnehmen mußte. Aber das war allen, ausnahmslos allen Anwesenden dann auch egal.

Und die Moral von der Geschicht? Wer zu doof ist, der kriegt keinen Kaffee. Jedenfalls nicht in (gefühlt) endlicher Zeit. Und – was nützt die schickste Küche mit der schicksten Espressomaschine, wenn man dabei – übertragen gesagt – die Kunst, ein Motorrad zu warten (Pirsig 1974) völlig aus den Augen verliert? Das Prinzip, meint Bolle, läßt sich auf so manches übertragen. Man muß nur Geist und Augen offenhalten. Das aber ist dann doch schon wieder ein ganz anderes Kapitel.

So 15-12-24 Das 15. Türchen – der 3. Advent

Weia!

Nach zwei Tagen relativistischer Betrachtungen in Folge fand Bolle, daß es wieder Zeit wird für was wirklich Weihnachtliches. Zumal die Christenmenschen dieser Welt ja finden, daß heute bereits der 3. Advent ist. Danach kommt nicht mehr allzu viel – und schon ist es wieder soweit.

Unser Bildchen für heute hat Bolle beim Bummeln durchs Dörfchen im Schaufenster einer Sparkasse gefunden. Man hätte es glatt ahnen können – ist ein Begriff wie ›Stresstest‹ doch recht bankenaffin. Um was es bei der Werbung überhaupt ging, ist Bolle übrigens glatt entgangen.

Allerdings – das war Bolle neu – kommt ›Stresstest‹ gar nicht originär aus dem Bankenwesen, sondern aus der Medizin – hat sich dann aber, weil so hübsch vielfältig verwendbar, in alle möglichen Lebensbereiche ausgebreitet, nicht zuletzt eben auch in den Bankensektor. 2011 hat es der Streßtest sogar zum ›Wort des Jahres‹ gebracht.

Ron Kurtz übrigens hat mit seiner ›Hakomi-Methode‹ 1983 – also vor nunmehr 40 Jahren  schon – eine psychotherapeutische Richtung entwickelt, die Charaktere allein dadurch unterscheidet, wie sie unter Streß reagieren. Manche arbeiten halt härter, wenn’s eng wird. Andere holen Hilfe, und wieder andere fahren erst mal in Urlaub. Bolle war seinerzeit schon fasziniert davon, auf was für Ideen man kommen kann. In Urlaub fahren, wenn die Bude brennt. Krass!

Manche meinen ja, sie bräuchten ihren Streß. Vermutlich fühlen sie sich sonst nicht lebendig genug beziehungsweise „spüren“ sich zuwenig. Falls man das aber nicht so sieht, sollte man wohl besser darauf achten, sich seinen Streß für Ausnahmesituationen vorzubehalten (akuten Streß). Dafür hat ihn die Natur wohl auch vorgesehen. Streß als Normalzustand dagegen (chronischer Streß) haut auf Dauer glatt den stärksten Yogi (beider- bzw. allerlei Geschlechts, of course) um.

Wie steht es nun mit Streß zum Fest? Man mag ja von Weihnachten halten, was man will. Eines allerdings sollte klar sein: Weihnachten ist absolut absehbar – und läßt daher im Grunde wenig Spielraum für chronischen Streß. Falls manch Christenmensch das anders sehen sollte, liegt der Verdacht nahe, daß er nach dem Motto „Alles ist möglich.“ durchs Leben rennt – und muß sich dann womöglich Bolles „Denkste. Ist es nicht.“ anhören.

In unserem Problemlösungszirkel (vgl. So 13-10-24 Die beste Lösung) findet sich die Antwort übrigens im Feld ›Plan/Check der Mittel) und lautet, als Frage formuliert: „Kann ich mir mein Problem überhaupt leisten?“ Falls Nein, gilt Bolles eiserne Regel: Probleme, die man nicht lösen kann, muß man loswerden. Total so.

Bolle jedenfalls war – wie so oft zur Weihnachtszeit – mit den Händen in den Taschen unterwegs. Und das wird – zumindest als kontemplative Grundausrichtung – bis auf weiteres wohl auch so bleiben. Mancher wird hier einwenden, daß man sich derlei nur leisten kann, wenn man sich’s leisten kann, oder so. Bolle aber meint, tout au contraire, daß man doch bitteschön nicht immer Ursache und Wirkung verwechseln möge – wenn’s auch schwerfallen mag. Lieber leben nach dem (leicht angepaßten) Motto: Geh auf, mein Herz, und suche Freud // In dieser schönen Weihnachtszeit (Paul Gerhardt 1653) – und schon kann der Streß sehen, wo er bleibt. Das aber ist dann doch schon wieder ein ganz anderes Kapitel.

So 27-10-24 Vorausschauend fahren! Können vor Lachen

Warum? // Ist die Banane krumm?

Manchmal ist eine Allegorie wirklich nicht das schlechteste, um sich selber die eine oder andere Einsicht noch deutlicher vor Augen zu führen. Und hat nicht auch der Erlöser der Christenmenschen stets in Gleichnissen gesprochen?

Neulich mußte Bolle an seine Fahrschulzeit denken. Das ist zwar schon ein Weilchen her – aber manches bleibt halt hängen. Insbesondere die folgende Szene steht Bolle heute noch klar vor Augen. Feierabendverkehr, die Straße vier- bis sechsspurig, eine topographisch etwas barocke Gabelung in Sicht.

„Vorausschauend fahren!“ mahnte der Fahrlehrer. „Sehen Sie denn nicht das Schild da vorne?“

In vielleicht 100 m Entfernung befand sich in der Tat ein riesiges blau-weißes Schild, quer über die Fahrbahnen gespannt. Auf dem Schild stand haargenau, wie die Spuren sich verteilen, welche Spur wohin führen wird – was also zu tun ist, um sich rechtzeitig richtig einzuordnen.

Bolle, seinerzeit schon durchaus faust-gestählt, meinte nur: „Das Schild da seh‘ ich wohl. Allein ich kann’s nicht lesen.“ In der Tat konnte Bolle das Schild an sich deutlich sehen. Auch konnte er Sinn und Zweck des ganzen klar erahnen. Die Feinheiten aber – also die eigentliche Beschriftung – wollte sich Bolle auf diese Entfernung durchaus noch nicht erschließen.

Was ist nun das Allegorische? Nun, vorausschauend zu fahren setzt voraus, daß einer hinreichend gut vorausschauen kann. Wenn einer (beider- bzw. allerlei Geschlechts, of course) genau das aber eben nicht kann – und sei es aus dem schlichten Grunde, daß seine Äuglein nicht so scharf sind wie etwa die des Fahrlehrers, dann ist es Essig mit dem vorausschauenden Fahren.

Wir haben ›Dummheit‹ verschiedentlich umschrieben als ›unzureichende prognostische Kompetenz‹, also zum Beispiel das kognitive Unvermögen, die Konsequenzen seiner eigenen Entscheidungen gut genug überblicken zu können.

So etwas gilt natürlich als per se selbstwertbeschädigend. Erkläre jemandem, daß er dumm ist, oder erkläre ihm auch nur, daß Du an seiner prognostischen Kompetenz zweifelst, und er wird Dich hassen.

Aber wo, bitteschön, soll hier ein Unterschied sein, der einen Unterschied macht? Die einen können ihr Fahrzeug nicht so geschmeidig steuern, wie das aus der Sicht anderer wünschenswert wäre. Und zwar einfach deshalb nicht, weil sie nicht weit genug gucken können. Und manch andere können keine geschmeidigen Entscheidungen treffen – einfach deshalb nicht, weil sie die Konsequenzen nicht weit genug überblicken können.

Aus der Sicht der Talente – egal, ob wir hier von Sehkraft reden oder von so etwas wie Geisteskraft – mag derlei auf Unverständnis stoßen: „Das sieht man doch!“ Tut man ja auch – wenn man entsprechend scharfsichtig ist beziehungsweise scharfsinnig. Ansonsten aber eben nicht.

Und? Die Moral von der Geschicht? Erstens: Ihr Talente, laßt Milde walten. Die Luschen können schließlich nichts dafür, daß sie – in dieser Hinsicht (!) – relativ zu Euch minderbemittelt sind. Zweitens, und vor allem aber: Ihr – wiederum nur in dieser Hinsicht – relativen Luschen: Versucht nicht, Dinge zu tun, die andere nun mal besser oder sehr viel besser können als Ihr selbst. Ihr sollt nicht Rennfahrer werden wollen, wenn Ihr nicht scharfsichtig genug seid, und ihr sollt nicht Staaten lenken wollen, wenn Ihr nicht scharfsinnig genug seid.

Irgendwo wird wohl jeder ein gewisses relatives Talent haben – also etwas, das er besser kann als die Leute um ihn herum. Das gilt es zu pflegen und auszubauen. Versucht, umgekehrt, nach Möglichkeit zu vermeiden, Euch auf Gebieten zu tummeln, auf denen Ihr bestenfalls Mittelmaß seid. Das alles aber ist dann doch schon wieder ein ganz anderes Kapitel …

So 13-10-24 Die beste Lösung

Der Problemlösungszirkel oder De arte solvendi.

Nun streiten sie wieder. Oder noch. Oder immer noch. Was kann es Schöneres geben als in einer Schnatterrunde (Neudeutsch: Talkshow) hinter einem süffigen Schlückchen Wasser zu sitzen und – zu streiten? Streiten ist nachgerade und überhaupt das Wesensmerkmal „unserer Demokratie“, möchte man meinen. Und? Um was streitet man? Um die beste Lösung, of course. Da ist man rührig bestrebt, den jeweiligen politischen Gegner mit dem jeweils „besseren Argument“ zu „stellen“ und – so womöglich die Idee – eines Besseren zu belehren bzw. gar zu bekehren.

Allein, es will nicht wirklich fruchten. Der jeweilige politische Gegner neigt nämlich dazu, das Bessere am vermeintlich besseren Argument einfach nicht einsehen zu wollen. In der Folge verhärten sich regelmäßig zusehends die Fronten – die Gesellschaft ist, wie es immer so schön heißt, „gespalten“. Da hilft wohl nur unterhaken – beziehungsweise ein Aufstand der Anständigen gar. Das Argument indes, erst recht das bessere, bleibt derweil auf der Strecke.

Und? Wo bleibt das Positive? Sagen wir so: Bolle findet es immer wieder höchst erfreulich, wieviel Unsinn bzw. wieviel Belangloses von einem abfällt, wenn man sich nur befleißigt, ein geeignetes Modell zu bemühen. Nun – haben vor lachen. Aber daran soll es weiß Gott nicht scheitern. Nehmen wir unser Modell aus dem Schildchen oben. Es beschreibt direktemang den Weg von einem gegebenen, im Zweifel unerfreulichen Ist-Zustand zu einem angestrebten Soll-Zustand. Wir wollen es hier nicht weiter durchkauen. Nur so viel:

Wenn ich nicht weiß, wo ich stehe – Ist-Analyse –, wird es schwierig zu wissen, in welche Richtung ich mich bewegen muß, um ein angestrebtes Ziel zu erreichen. Man kann sich das ganz praktisch klarmachen: Nehmen wir an, wir wollten nach Berlin Mitte. Wenn wir uns zum Beispiel in Prenzlauer Berg befinden, sollten wir uns tunlichst Richtung Süden bewegen. Wenn wir uns dagegen in Kreuzberg befinden, wäre, tout au contraire, der Norden die richtige Richtung. Es gibt also keinen unter allen Umständen richtigen Weg. Selbst so etwas muß man, wie’s scheint, so manchem Wassersüffler (beider- bzw. allerlei Geschlechts, of course) in so mancher Schnatterrunde erst mühsam erklären.

Sehr viel dramatischer noch verhält es sich mit der Ziel-Definition. In Bolles Kreisen heißt es oft scherzhaft: Wenn Du nicht weißt, wo Du hinwillst, mußt Du dich nicht wundern, wo Du ankommst.

Begnügen wir uns mit einem einzigen, dafür aber strikt kontradiktorischen Beispiel: Die einen wollen mehr Zugereiste – egal ob Einwanderer, Asylberechtigte oder Flüchtlinge –, die anderen weniger. Was will man da „argumentieren“? Sie wollen es einfach. Und was jemand will, hat mit Argumenten nichts, aber auch rein gar nichts zu tun – so wahr Schwester Logik und Schwester Ethik in verschiedenen Universen leben (vgl. dazu etwa unser Frühstückchen letzte Woche: So 06-10-24 Propaganda). Ersatzweise wirft man sich dann wechselseitig vor, schlechte Menschen zu sein, für die man sich zu schämen habe, Nazis oder gar Verfassungsfeinde – oder eben Wolkenkuckucksheimer. Na toll! Die Schnatterrunden sind voll davon.

Ist das denn alles völlig aussichtslos? Nicht ganz. Bevor ich aber mit dem besseren Argument aufwarten kann, muß ich zwingend erst einmal dafür sorgen, daß der andere das will, was ich selber auch will. Zum Beispiel könnte ich versuchen, ihn zu überzeugen, daß seine Rente – die er ja auch will – ohne Zugereiste in Gefahr gerät. Seine Krankenhausversorgung (Ärzte, Pflegekräfte) nicht minder. Daß es dann nur noch Schweinsbraten mit Kartoffelknödel und Sauerkraut gibt – und keine Pizza mehr und auch keinen Döner. Falls das alles aber nicht überzeugen sollte, komme ich gar nicht erst bis zum Feld ›Plan / Check der Mittel‹ und kann mir jedes weitere Argument ersparen.

Dann nämlich erst, und wirklich erst dann, macht es Sinn, sich über einen möglichen Plan (im Modell das grüne Feld) Gedanken zu machen. Hier, und wirklich erst hier, käme das bessere Argument zum Tragen. Allerdings würde an dieser Stelle auch klar, was absehbar geht und was eben nicht. Aber macht das mal einem rechten Glühwürmchen (heißes Herz, hinkendes Hirn) klar. Schließlich gilt, wie’s scheint, in jenen Kreisen offenbar das heimliche und wohl mangels kognitiver Kapazität durchaus nicht mitgedachte Motto:

Wir glühen, bis die ganze Welt
an der Wirklichkeit zerschellt
und in sich zusammenfällt.

Möglicherweise sind wir – allem Optimismus eines überzeugten Agnostikers zum Trotze – gar nicht mehr allzu weit entfernt davon. Das aber ist dann doch schon wieder ein ganz anderes Kapitel.

Do 15-12-22 Das fünfzehnte Türchen …

Dicht vorbei ist auch daneben …

Im Bestreben, es etwas gemütlicher angehen zu lassen, hatten wir gestern (Mi 14-12-22 Das vierzehnte Türchen …) Henry Ford, Automobilhersteller und Aphoristiker, zu Wort kommen lassen. Daß wir gegenwärtig in einer Welt leben, in der ein Begriff wie „Versteher“ bis in höchste Partei- und Pressekreise nachgerade zum Schmähwort mutieren konnte, hatten wir dabei nur am Rande erwähnt.

Hier noch ein kleiner Nachtrag zu Henry Ford. Nach einem Anekdötchen soll sich seinerzeit folgendes zugetragen haben. Eine von Fords Maschinen lief nicht rund und er ließ einen externen Mechaniker kommen. Der warf einen fachkundigen Blick auf das Problem und löste es binnen weniger Minuten. Auf der Rechnung stand: „Schraube anziehen: 20 Dollar“. Waas? 20 Dollar für Schraube anziehen? Henry Ford war entsetzt und wollte nicht zahlen. (Dazu muß man wissen, daß 2 Dollar in etwa dem Tageslohn eines Arbeiters entsprochen haben.) Woraufhin der Mechaniker – offenbar nicht nur der Mechanik kundig – eine neue Rechnung ausgestellt hat: „Schraube anziehen: 50 Cent. Wissen, welche Schraube: 19 Dollar 50 Cent.“ Ford soll anstandslos gezahlt haben.

Was will uns das sagen? Nun – wäre Henry Ford ein Spitzenpolitiker kontemporärer Prägung gewesen, hätte er den Mechaniker wohl unverrichteter Dinge wieder nach Hause geschickt, die Rechnung wegen Annahmeverzuges (so heißt das zumindest im deutschen Recht) wohl trotzdem bezahlen müssen und überdies laut und vernehmlich „Mit dem Geschäfte machen? Nie wieder!“ gebrüllt.

Und so gibt es auch im Kleinen Unterschiede, die durchaus einen Unterschied machen. Die Ford Motor Company gibt es heute noch. Ob das für weitere Kreise der aktuellen Politprominenz demnächst auch noch gelten wird – darauf würde Bolle nicht mal einen Pfifferling verwetten. Das aber ist dann doch schon wieder ein ganz anderes Kapitel.