Di 09-03-21 Die große und die kleine Welt

Die große und die kleine Welt.

Gestern hat uns eine Rückmeldung erreicht, die lobend hervorgehoben hat, daß sich unser kleiner Blog bemüht, nach Möglichkeit ein wenig die Tiefen auszuleuchten, statt immer nur stramm an der Oberfläche zu paddeln. Wir hatten das an anderer Stelle (Do 14-01-21 Derangierte Demokraten) einmal „Schwimmflügel-Journalismus“ genannt. Im Grunde wollen wir ja Journalismus überhaupt vermeiden, da der Begriff die Oberflächlichkeit ja schon im Namen trägt: »Journalismus« leitet sich ab von frz. journal ›jeden einzelnen Tag betreffend‹. Das kann ja nichts werden, meint Bolle – zumindest dann nicht, wenn man’s damit übertreibt. Danke also für die Blümis.

»Eduards Traum« übrigens ist eine kleine, aber feine Erzählung, die alle verwundern und vielleicht auch entzücken dürfte, die Wilhelm Busch sonst nur von »Max und Moritz« her kennen. Kann nicht schaden, sich das im Rahmen seiner agnostisch-kontemplativen Bestrebungen gelegentlich mal zu Gemüte zu führen – 39 Seiten sollten eigentlich zu schaffen sein.

Die „Masken-Mörder“ (viel fehlt ja nicht mehr bei der ganzen Uffregung) jedenfalls entwickeln sich zum tagesaktuellen Dauerbrenner – falls das kein Widerspruch in sich ist. Werfen wir einen kurzen Blick in die Schlagzeilen: Die ›Bild‹ macht damit auf, wie die „Masken-Raffkes“ weiter abkassieren. Die FAZ berichtet über einen geplanten „strengeren Verhaltenskodex“ für Abgeordnete. Bolle fragt sich: Warum jetzt erst – nach über 70 Jahren Herrschaft der Guten? Und auch die ›Süddeutsche‹, der ›Tagesspiegel‹ und ›Die Welt‹ sind mittenmang dabei – die ›taz‹ natürlich sowieso. „Eine Sau durchs Dorf treiben“, nennt man so etwas seit alters her. Bolle meint: Weckt mich, wenn’s was zu berichten gibt.

Der eigentliche Hintergrund vons Janze – den wir an dieser Stelle aber unmöglich ausleuchten können – scheint Bolle das Zeiterleben zu sein: Während sich ein mittelalterlicher Bauer die Zeit zyklisch vorgestellt hat – Frühling, Sommer, Herbst und Winter, das Kirchenjahr mit seinen immer wiederkehrenden Festen, Geburt, Taufe, Hochzeit, Tod – und immer wußte, was wann ansteht, stellen wir uns die Zeit heute eher linear vor. Statt also jahrein, jahraus das mehr oder weniger Gleiche zu machen, versuchen wir, auf ein Ziel zuzusteuern. Dumm nur, daß niemand zu wissen scheint, was dieses Ziel denn eigentlich sein mag. Mehr Wohlfahrt und mehr Wachstum? Mehr „weiter so“? (vgl. dazu auch etwa Mo 18-01-21 So sein — oder so sein …?). Bolles Vermutung: Viel zu dünn, um zu tragen. Doch davon später mehr …

Zum Schluß noch der Schluß von »Eduards Traum«: „Ein Buch, wenn es so zugeklappt daliegt, ist ein gebundenes, schlafendes, harmloses Tierchen, welches keinem was zuleide tut. Wer es nicht aufweckt, den gähnt es nicht an; wer ihm die Nase nicht grad zwischen die Kiefer steckt, den beißt’s auch nicht.“ Bolle meint: Kein Grund, es zugeklappt zu lassen. Nur eben auf die Nase achten. Das aber ist dann doch schon wieder ein anderes Kapitel.

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