An der Corönchen-Front ist mal wieder der Bär los. Es ist aber auch ärgerlich. Erst macht man das Volk über Monate jeden, wirklich jeden Tag mit den jeweils auf die Einerstelle genauen Inzidenz- und Todesfällen so richtig rappelig, um sie dann gezielt auf die nahende Rettung einzustimmen. Wahrlich, wir sagen Euch: Gehet hin und lasset Euch pieksen. Und Ihr werdet eingehen in das ewige Leben auf Erden. Bolle meint: Geht’s noch?
Und dann so was. „AstraZeneca tötet.“ Zwar hat das keiner so gesagt – aber so kommt es rüber. Wir hatten ja schon öfters mal angedeutet, daß es sich bei Corönchen zu einem guten Teil um ein sozialpsychologisches Phänomen handeln dürfte und weniger um ein virologisches. Aktuell scheint es so zu sein, daß sich beim Volk eine Art Frustrations-Reaktion einstellt. »Frustration« meint fachsprachlich die affektive Reaktion auf das Ausbleiben einer erwarteten Belohnung. Damit sind wir beim passenden Stichwort. Was erwarten die Leute? Sie erwarten offenbar, daß alles gut wird. So wie früher. Gelegentlich shoppen gehen, ab und an mal in ein Café, abends in die Kneipe oder ins Kino. Die Kinder morgens in die Schule schicken, damit man wenigstens den halben Tag lang seine Ruhe hat. Ins Büro dürfen – aus den gleichen Gründen. Gern auch mal ins Museum oder in ein Konzert. Unbeschwert reisen dürfen. Und so weiter, und so fort. Und all diese Erwartungen wurden an einem einzigen Punkt festgemacht: den „segenbringenden“ Vakzinen.
Und nun stellt sich, Wunder über Wunder, heraus, daß Vakzine eben nicht nur „segensreich“ wirken können, sondern gelegentlich, eher selten, höchst selten, auch Komplikationen mit sich bringen. Wir reden hier von zur Zeit 14 (in Worten: vierzehn) Fällen unter 10 Millionen. Mikro-Peanuts, im Grunde. Für eine ausgeprägte kollektive Frustrations-Reaktion aber anscheinend völlig ausreichend. Die Leute wünschen sich halt gerne „Das optimale Leben // Mit TÜV und Garantie“. Bolle meint: Habt Ihr mal einen Blick auf einen x-beliebigen Beipackzettel geworfen? Da bleibt wenig Raum für „Null Toleranz“. Keine Wirkung ohne mögliche Nebenwirkung – es sei denn, Ihr werft Euch wirklich nur noch Placebos ein. Und selbst da hätte Bolle so seine Bedenken. Indes: die Leute lesen ja nicht mal die Inhaltsstoffe beim Lebensmittel-Einkauf. Statt dessen begrüßen sie, wohl aus Gründen der kognitiven Sparsamkeit, den „Nutri-Score“. Das aber ist dann doch schon wieder ein anderes Kapitel.