Gestern hatten wir am Rande erwähnt, daß „die Milch solch frommer Denkungsart notwendigerweise sauer“ sein muß. Werfen wir heute – frisch gestärkt vom Nikolausi-Schmausi – einen kurzen Blick auf die Zusammenhänge. Unser Schildchen zeigt das Modell eines Glühwürmchens G, das mit zwei Gegebenheiten, A und B, konfrontiert ist. Dabei bedeutet G (A) (+), daß unser Glühwürmchen der Gegebenheit A aufgeschlossen gegenübersteht. Entsprechendes gilt für G (B) (+). Nehmen wir an, Glühwürmchen G liebt seine Freundin Anneliese (A). Gleichzeitig liebt G seine Katze Berta (B). Wenn es nun eine glückliche Fügung will, daß auch Anneliese Berta mag (und auch Berta mit Anneliese gut klarkommt), dann ist Glühwürmchens Welt eitel Sonnenschein. Glühwürmchen im Glück, wie es in der Bildbeschriftung heißt. So soll es ja auch sein zum Fest der Liebe.
Was aber, wenn Anneliese Berta scheußlich findet und nicht in ihrer Nähe dulden will? Sie womöglich gar eine Katzenhaar-Allergie hat? In diesem Falle würde auf dem oberen Beziehungspfeil (–/–) stehen statt (+/+). Eine derartige Konstellation aber wäre per se instabil. Stabil ist sie aus konsistenztheoretischen Gründen (wie das in Bolles Kreisen vornehm heißt) nur dann, wenn auf den Beziehungspfeilen entweder ausschließlich (+) steht oder einmal (+) und zweimal (–), wobei, doch das nur am Rande, (–/–) aus Gründen nur als ein Minus zählt. Was tun? Glühwürmchen müßte also seine Freundin verlassen, G (A) (–), oder seine Katze ersäufen oder zumindest im Tierheim abgeben, G (B) (–). Damit wäre alles wieder im Reinen – nach der klassischen Maxime: Probleme, die man nicht lösen kann, muß man loswerden.
Nun könnten wir uns fragen, was gehen uns Glühwürmchens Beziehungskisten an? Aber wie das oft so ist mit Modellen: Sie fangen furchtbar harmlos an – um sich dann unversehens ins Furiose zu steigern. Das aber ist dann doch schon wieder ein ganz anderes Kapitel.