Mo 11-12-23 Das elfte Türchen …

Vorwärts immer. Rückwärts nimmer.

Wir hatten ja bereits erwähnt, daß ein Modell – so es denn Taug hat – weit mehr erhellen kann als es auf den ersten Anschein erscheinen mag. Wohlan denn.

Suchen wir uns zunächst ein Gegenstück zu einem Sozialisten – denn das gibt der Volkswitz nicht her, und wählen wir dabei nicht ›Reaktionär‹ und schon gar nicht ›Nazi‹. Das könnte den Sozialisten so passen. Vielmehr wollen wir uns mit einem ›Konservativen‹ begnügen. Damit lautet der zweite Teil – weniger witzig, aber begrifflich präziser: Wer mit 40 nicht konservativ ist, hat keinen Verstand. Als nächstes greifen wir in die Klamottenkiste der Vorurteile und definieren einen ›Konservativen‹ als einen, der sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmert, beziehungsweise der, auf die Spitze getrieben, darauf aus ist, seinen persönlichen Wohlstand zu mehren und auch zu vererben. Übertriebene Steuerlast stört da nur, übertriebene Einmischung des Staates in private Angelegenheiten ebenso, übertriebene Formen von Solidarität mit den entrechteten und geknechteten dieser Welt nicht minder.

Aus der Perspektive eines Sozialisten mag das alles furchtbar „spießig“ sein – was uns hier aber nicht weiter bekümmern soll. Man mag das finden, wie man will. Eines aber wird man nicht leugnen können: Dieses so skizzierte Zerrbild eines Konservativen hat eine Ausrichtung. Er (beider- bzw. allerlei Geschlechts, of course) weiß, was er will, und ist weit davon entfernt, sich im Raum der Möglichkeiten (vornehm: Kontingenzraum) oder gar im Raum der Unmöglichkeiten zu verlaufen.

Ganz anders das Zerrbild eines Sozialisten – zumindest wie Bolle den Volkswitz versteht. Der Sozialist will alles und noch viel mehr – und das möglichst sofort. Ob das wie auch immer zusammenpaßt, interessiert ihn erst mal nicht – falls die Frage überhaupt einer Überlegung für Wert befunden wird.

Nun wird der geneigte Leser unschwer erkennen, daß ein so umschriebener Sozialist umstandslos alle Merkmale eines Glühwürmchens in sich vereint: „Wenn die Herzen heiß entflammen, und das Hirn hinkt hinterher …“.

Das kann man machen – vor allem mit 20, wenn der Sommer des Lebens beginnt. Allein es führt zu nichts – es fehlt am Fokus. Mit 40, zum Beginn des Herbstes des Lebens, sollte man da tunlichst etwas weiter sein. Daß das alles trotz aller Überspitzung nicht ganz aus der Luft gegriffen ist, mag das Beispiel gewisser Parteien illustrieren, die ihre besten Leute rauswerfen, allein weil sie denken können und das auch tun.

Im übrigen hält Bolle das ganze Lechts/Rinks-Schema ohnehin für nicht mehr „zeitgemäß“ – und damit auch die Unterteilung in Sozialisten und Konservative. Bleiben wir also, wenn wir schon typisieren wollen, beim Homo candens (der glühende Mensch) und beim Homo cogitans (der denkende Mensch). Das aber ist dann doch schon wieder ein ganz anderes Kapitel.

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