Die Weihnachtszeit ist immer auch eine Zeit der Überraschungen. Beginnen wir ab ovo. Daß es nachts dunkel ist in der Stadt – nicht nur zur Weihnachtszeit und vor allem dann, wenn die Straßenbeleuchtung nur spärlich ist (siehe Symbolbild), ist wenig überraschend. Daß Schnee liegt in Berlin – wie etwa dieser Tage – schon eher. Nun ist eine Überraschung ja nichts weiter als eine Abweichung von dem, was einer (beider- bzw. allerlei Geschlechts, of course) erwartet. Darum heißt es ja auch
Je planvoller einer vorgeht,
desto wirksamer vermag ihn der Zufall zu treffen.
Eine recht sichere Methode, Überraschungen zu vermeiden, ist daher, nichts zu erwarten oder, besser noch, gar nicht erst zu planen. Allerdings stieße das, zumindest bei Bolle, an gewisse weltanschauliche Grenzen. Bleibt also nur das Leben mit der Überraschung.
Die Weihnachtszeit ist für Bolle aber vor allem aus folgendem Grunde eine Zeit potentieller Überraschungen: Werden die Präsenterl rechtzeitig ankommen? Oder wird sich die Zustellung – etwa „aufgrund der aktuell hohen Paketmenge und erschwerter Wetterbedingungen“, wie das im Postler-Deutsch heißt – „überraschend“ verzögern? Wobei, doch dies nur am Rande, eine „aktuell hohe Paketmenge“ in der Weihnachtszeit aus Bolles Sicht eher wenig überraschend ist.
Bolle verschickt seine Päckchen daher in aller Regel als Pakete. Das ist zwar etwas teurer, hat aber den kaum zu überschätzenden Vorzug, daß sich die Sendung damit verfolgen läßt. Selbst Briefe verschickt Bolle mit der sog. Zusatzleistung „Priorität“. Nicht etwa, damit es schneller geht – sondern auch hier wegen der Sendungsverfolgung.
Und so bezieht Bolle einen Teil seiner Weihnachtsfreuden nicht zuletzt daraus zu beobachten, wo sich die Früchte seiner vorweihnachtlichen Aktivitäten gerade tummeln mögen, und verwandelt auf diese Weise Überraschung in (relative) Gewißheit. Spannend bleibt es allerdings gleichwohl.
In Bolles Kreisen nennt man so etwas zuweilen auch ›Kontingenzreduktion‹. Das aber ist dann doch schon wieder ein ganz anderes Kapitel.