Fr 01-12-23 Das erste Türchen …

Schwester Ethik in Hochform.

Hurra! Es weihnachtet wieder. Die Christenmenschen dieser Welt bereiten sich auf die Mensch-Werdung ihres Heilandes vor – falls sie nicht mit Geschenke koofen bzw. die „perfekte“ Weihnachtsfeier organisieren vollends ausgelastet sind. Und so wollen wir nicht versäumen, uns selbst und hoffentlich auch unserer geneigten Leserschaft die Weile bis zum Feste mit unserem agnostisch-kontemplativen Elektro-Adventskalender ein wenig zu erhellen.

Zwar hat Bolle für dieses Jahr das Motto ›Glühwürmchen-Bashing‹ ausgegeben. Aber lasset uns – der Jahreszeit entsprechend – friedlich beginnen.

Gestern erst war Bolle auf der Rolle – Nikolausi-Präsenterl verschicken. Und schon ergab sich eine erste vorweihnachtliche Gelegenheit, sich edel, hülfreich und gut zu zeigen. Und das ging so: Vor die Aufgabe eines Packerls hat der Herr (beider- bzw. allerlei Geschlechts, of course) in seinem unergründlichen Ratschlusse die Warteschlange gesetzt. Und die kann – namentlich in der Weihnachtszeit – dramatisch lang sein. In dieser Warteschlange – und eben nicht im Walde – stand ein Männlein, ganz still und stumm. Außerdem recht klein, ziemlich dürr und offenkundig etwas angeschlagen. Das Männlein bat eine Frau, die direkt hinter ihm (und direkt vor Bolle) in der Schlange stand, ihm den Warteschlangen-Platz freizuhalten. Er müsse sich einen Moment setzen und ausruhen: „Meine Gesundheit. Sie wissen schon.“ Gesagt, getan.

Nun hat auch die ärgste Schlange einmal ein Ende, Bolles Packerl war auf dem Weg in den Westen, und Bolle wollte sich ein Gläschen Glühwein gönnen zur Stärkung. Und? Wer stand da immer noch in der Schlange? Das besagte Männlein. Bolle nicht faul: „Sie stehen ja immer noch hier in der Schlange.“ (Eigentlich hätte er ja zwei Plätze vor Bolle an der Reihe sein müssen – und damit längst fertig).

Bolle nahm das Männlein am Arm und geleitete es, ebenso frech wie nicht faul, unter Hintanstellung sämtlicher etablierter Schlangenregeln direkt an den Schalter. Ein kurzes Wort zur Erklärung an die Postangestellte, das wohl eher durch die Entschlossenheit des Vortrages denn durch inhaltliche Brillanz überzeugt haben mag  – und das Männlein hatte seinen vorweihnachtlichen Sisyphos-Zirkel für diesmal durchbrochen.

Erstaunlich fand Bolle die Reaktion der Leute: Null. Niemand, wirklich niemand, hatte auch nur ansatzweise aufgemuckt. „Na also, geht doch“, kam es Bolle durch den Sinn.

Sozialpsychologen nennen eine solche Vorgehensweise übrigens ›Door in the Face‹-Technik. Bolles liebe gute alte Großmama nannte es ›Frechheit siegt‹. Bolle selbst nennt es nach einem ausgedehnteren Aufenthalt im benachbarten Ausland: Leckt‘s mi do am Oasch. Soweit zu Goethes Göttlichem. Das aber ist dann doch schon wieder ein ganz anderes Kapitel.

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