Früher war Shopping. Im Gegensatz zum gezielten Einkauf des täglichen Bedarfs, oft mit regelrechtem Einkaufszettel, ging es dabei darum, einfach nur so durch den einen oder anderen Konsumtempel beziehungsweise die einschlägigen Einkaufsmeilen zu schlendern und zu gucken, was die Warenwelten so zu bieten haben. Der Gütererwerb stand dabei eher im Hintergrund – was nicht heißen soll, daß er gelegentlich nicht doch Überhand nehmen konnte. So mancher übervolle Schuhschrank läßt grüßen.
Warum wirkt Shopping auf manchen (beider- bzw. allerlei Geschlechts, of course) so entspannend? Vielleicht handelt es sich dabei ja um eines der Spiele des homo ludens – des spielenden Menschen. Wenn Johan Huizinga mit seinem gleichnamigen Werk, das war übrigens schon 1938, nicht völlig falsch liegt, dann ist das Spiel, neben der Arbeit, so richtig wichtig für das menschliche Sein und Werden. Auch Tierbabys spielen, ohne wirklich zu müssen. Sozialpsychologen nennen so etwas „selbstbelohnend“ – und meinen damit die „nachhaltigste“ und unkaputtbarste Form der Motivation.
Wenn man die Jagd nach Lebensnotwendigem im weitesten Sinne als „Arbeit“ einstufen will, dann ist das spielerische Erbeuten von mehr oder weniger Überflüssigem etwas ganz anderes. Selbst Bolle hat auf diese Weise, und zwar in eben diesem Laden, auf die Jahre verteilt schon schöne Dinge wie etwa eine Ablage für seine Paraphernalia (Schreibtisch-Utensilien), Blechdöschen oder auch Salzstreuer gefunden, deren Löcher so groß sind, daß sie auch bei Biosalz nicht gleich verstopfen. Alles Dinge also, die man nicht suchen kann, sondern nur finden. Kurzum: Collecting verhält sich zu Shopping wie Arbeit zu Spiel. Schon die Maske dämpft das Vergnügen bis zur Unkenntlichkeit. Aber vorher auch noch ins Testlabor? Dann setzt sich Bolle lieber an den Schreibtisch. Das macht mehr Spaß.
Das Problem bei Corönchen, vielleicht sogar das Hauptproblem, besteht doch darin, daß man einem die Ansteckungsfähigkeit nicht an der Nasenspitze ansehen kann – erst recht nicht, wenn die Nasenspitze hinter einer Maske versteckt ist. Das macht es nicht eben leichter, hygienische oder, je nachdem, auch hysterische Maßnahmen einzuleiten. Also täglich testen? Vielleicht würde es ein sogenannter Thermal-Scanner, also so eine Art Wärmebild-Kamera, ja auch tun. Wer Fieber hat, gehört ohnehin ins Bett – und nicht etwa auf die Einkaufsmeile. Aber ist das auch sicher? Sagen wir so: nichts ist wirklich sicher im Leben. Im übrigen geht probieren oft genug über studieren.
Eigens Einlaß begehren will Bolle jedenfalls nicht. Dabei ist er froh, daß er soweit wunschlos glücklich ist. Sokrates (469–399 v. Chr.) übrigens soll sich beim Anblick einer antiken Schaufensterauslage seinerzeit höchst diplomatisch geäußert haben: „Ich finde es immer wieder erstaunlich, was die Athener alles brauchen.“ Das aber ist dann doch schon wieder ein anderes Kapitel.
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