Und wieder gibt es Anlaß zu einer Jubelmeldung in eigener Sache: agenda 2028 feiert heute ihren 10. Geburtstag als juristisch vollwertiger Mensch, sozusagen. (vgl. dazu So 15-01-23 agenda 2028: 11 Jahre nun schon – and still going strong …).
Als Schildchen haben wir zur Feier des Tages einen Schnipsel gewählt, den Bolle vor einiger Zeit schon rein zufällig bei einem Party-Smalltalk aufgeschnappt hatte.
Zu einem solchen Anlaß sollte man vielleicht einmal mehr einen Schritt Abstand nehmen von der lauten und lärmenden Welt und sich fragen: Was tun wir hier eigentlich? Oder eben, deutlicher noch im Duktus: Wie verdödeln wir so unser Leben?
Die Frage nach dem guten, oder gar gottgefälligen Leben ist uralt, of course. Von Echnaton, der schon um 1.350 v. Chr. eine monotheistische Religion durchsetzen wollte – und damit womöglich Mose schwer beeindruckt hat – über Buddha (um 500 v. Chr.) bis zum Erlöser der Christenmenschen, of course, und weiter noch bis hin zu Mohammed (um 600 n. Chr.).
Von den vielen Philosophen, die sich parallel zu den Religionsstiftern einschlägig betätigt haben, wollen wir hier gar nicht erst anfangen. Es sind derer einfach zu viele.
Apropos viele: Ob viel dabei herausgekommen ist bei all diesen Bestrebungen, mag wohl im Auge des Betrachters liegen. Bolle jedenfalls beschleicht regelmäßig der Verdacht, daß selbst über Ziel und Zweck des guten Lebens bislang wenig Einigkeit besteht. Soll es darum gehen, möglichst munter und recht froh durchs Leben zu laufen – ganz viel Spaß zu haben, wie das heutzutage heißt? Hören wir, wie Mephistopheles das sieht:
Den schlepp ich durch das wilde Leben,
Durch flache Unbedeutenheit,
Er soll mir zappeln, starren, kleben,
Und seiner Unersättlichkeit
Soll Speis und Trank vor gier’gen Lippen schweben;
Er wird Erquickung sich umsonst erflehn,
Und hätt er sich auch nicht dem Teufel übergeben,
Er müßte doch zugrunde gehn!
Oder soll es, glühwürmchen-like, darum gehen, die jeweiligen Werte – etwa Friede, Freude, Eierkuchen, Demokratie und Fortschritt – mit aller Macht zu verteidigen? Kurzum: das Böse in der Welt nach Kräften auszurotten? Sancta simplicitas, meint Bolle da nur.
Oder geht es gar darum, ein Leben für die Ewigkeit zu leben? Etwa indem man wichtige Werke hinterläßt? Möglichst hochbegabte Kinder? Oder zumindest ewige Höllenqualen vermeidet? Die Menschheit nachhaltig beglücket? Wir wissen es nicht.
Wenn’s zum Schwur kommt, neigt Bolle ja dazu, mit den drei Töchtern der Philosophie zu flirten:
Die Wahrheit liegt –
kaum anders als die Schönheit –
im Auge des Betrachters.
Und so nach allem auch die Ethik.
Kurzum: Die Welt ist letztlich ein Gefühl. Umgekehrt bedeutet das: Gar nichts, oder nur sehr wenig fühlen kann es demnach auch nicht sein. Darum ja der gelegentliche Abstand, die Kontemplation – was immer auch dabei herauskommen mag. Das aber ist dann doch schon wieder ein ganz anderes Kapitel.