Mi 08-12-21 Das achte Türchen …

Bolle zu Statistik und Sterblichkeit.

Wir würden es ja wirklich gerne langsam weihnachtlicher angehen lassen. Doch die Verhältnisse, sie sind leider nicht so …  (Brecht’s Dreigroschenoper).

Nach formaler Logik (So 05-12-21 Das fünfte Türchen — der 2. Advent …) und Vorschlägen zur Verfeinerung der Verfassung (Mo 06-12-21 Das sechste Türchen — Nikolausi …) hier ein Grundsatzbeitrag zur Statistik – mit dem wir die Trilogie hoffentlich vorläufig abschließen können.

Das Risiko zu versterben liegt bei etwa 100 Prozent. Ein erfreulicheres Ergebnis hat sich Bolle, aller statistischen Raffinesse zum Trotze, nicht darstellen wollen. Umgekehrt bedeutet das: Die Chance, an dieser Stelle etwas zum besseren zu wenden, liegt ziemlich genau bei Null.

Das Risiko, als würdeloses Würmchen zu verenden, läuft derzeit in der Tendenz in exaktemente die gleiche Richtung – ein Punkt, der Bolle durchaus mit Sorge erfüllt. Die gute Nachricht: An dieser Stelle könnte man durchaus etwas reißen.

Wir haben also die Wahl: Wir könnten versuchen, ein potentiell unlösbares Problem zu lösen, oder wir können darauf hinwirken, wenn schon nicht das Leben, so doch zumindest die Würde zu retten (oder was davon in einer im Kern wenig kontemplativen Gesellschaft noch übrig sein mag) – und unsere Lieben nicht isoliert und einsam unter einem Berg von Plaste-Müll, umringt von undurchsichtigen Helfergestalten in Vollkörper-Kondomen verscheiden zu lassen. Zwar wird das nicht in jedem Fall gelingen: Rechtzeitig in Würde mit seinem Leben abzuschließen ist nun mal nicht jedem gegeben. Der sprichwörtliche Kapitalismus hält manche einfach zu sehr beschäftigt. Keine Zeit für Kontemplation – never ever. Das rächt sich natürlich irgendwann, of course. Aber zumindest ergeben sich hier die weitaus besseren Erfolgsaussichten. Größer Null geht praktisch immer. Vor allem aber dürfte sich das für die Dahinscheidenden sehr viel besser anfühlen als letztlich witzlose medizinische Rundum-Vollversorgung. Last-minute-Kontemplation auf der letzten Meile, sozusagen. Früher hat man so etwas schlicht und ergreifend „Trost spenden“ oder auch einfach „Abschied nehmen“ genannt.

Und nun? Was tun? Lasset uns besinnen. Besser spät als nie. Übrigens: gegen unnötig unangenehmes Ableben gibt es Happy Pills. Wir wollten diesen Punkt an dieser Stelle nur pointieren und zu ernstlicher Kontemplation anregen. Professor Dumbledore hat es in »Harry Potter and the Philosopher’s Stone« auf den Punkt gebracht: „After all, to the well-organised mind, death is but the next great adventure.“ (Für kontemplativ ausgerichtete Wesen ist der Tod nichts weiter als das nächste große Abenteuer). Soweit das. Alles weitere wäre dann definitiv doch schon wieder ein ganz anderes Kapitel.

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