Mo 20-12-21 Das zwanzigste Türchen …

So kann’s gehen …

Seit wir unserer geneigten Leserschaft versprochen haben, uns nicht länger übermäßig auf den ganzen Corönchen-Kappes zu kaprizieren, bleibt deutlich mehr Luft für die würdigeren Aspekte des Lebens. Würdiger – aber durchaus nicht unwichtiger. Wohl gar im Gegenteil.

Da wir uns größte Mühe geben wollen, die Dinge zu durchschauen und den Leser nach Möglichkeit zu erbauen und auch Beweise (oder zumindest Argumente) nicht leichtfertig schuldig zu bleiben, sehen wir uns veranlaßt, unseren Beitrag von gestern ein wenig zu präzisieren. Et voilà.

Ausgangspunkt war ein Imperativ: „Bedenke, daß Du sterblich bist.“ Übersetzt in den Indikativ heißt das: „Du bist sterblich“ bzw., in der 1. Person Singular: „Ich bin sterblich.“ Das kann man für zutreffend halten – oder auch nicht. Wir befinden uns also voll und ganz in der Domäne von Schwester Logik.

Im Bereich von Schwester Ethik ergibt sich das folgende: Hier könnte man sich auf die Wertung versteifen: „Find ick aber doof“ – also ›soll nicht‹. Nun hat jemand, der sich selbst faktisch für sterblich hält, das einstellungsmäßig aber ablehnt, naturgemäß ein Problem. Etwas abzulehnen, was nun mal so ist, ist per se witzlos, weil krass kontrafaktisch. So etwas kann nur zu allen möglichen Formen von vegetativer Dystonie führen, wie etwa permanenter Verspannung mit allen möglichen Nebenerscheinungen wie Kopfschmerzen, Streßsymptomen aller Art, wöchentlichen Arztbesuchen bis hin zur Neigung exzessiven Dahinvegetierens unter intensivmedizinischer Betreuung – und weiß der Teufel, was alles noch.

Was bleibt, ist, die Tatsachen hinzunehmen und die Haltung entsprechend auszurichten: „Ich weiß, daß ich sterblich bin – also lebe ich entsprechend“. Den Weisen dieser Welt (beider- bzw. allerlei Geschlechts, of course) war das übrigens schon immer klar. Genau so, wie es Friedrich von Logau vor nunmehr über 350 Jahren so trefflich auf den Punkt gebracht hat (vgl. Sa 18-12-21 Das achtzehnte Türchen …).

Leb ich / so leb ich!
Dem Herren hertzlich;
Dem Fürsten treulich;
Dem Nechsten redlich;
Sterb ich / so sterb ich!

Obwohl: was ist, wenn man sich geirrt hat – und doch unsterblich ist? Nun, dann hätte man sein gesamtes (und überdies nicht enden wollendes Leben) mit einer zumindest überflüssigen Haltung verbracht. Wirklich schwerwiegend will Bolle das aber nicht erscheinen. Irren ist nun mal menschlich – und eine würdige Haltung kann selbst dann nicht schaden, wenn sie an und für sich und bei Lichte betrachtet überflüssig ist. Schwester Ethik denkt nun mal nicht in solchen Kategorien – falls sie überhaupt jemals denkt. Derlei überläßt sie lieber ihrer großen Schwester, der Logik. Im übrigen aber wäre das dann doch schon wieder ein ganz anderes Kapitel.

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