Di 02-02-21 Von Gänseblümchen und Brennesseln

Von Sümpfen und Chinin.

Bolle meint, wir sollten das besser übersetzen. Wohlan, denn: Die Malaria wurde in erster Linie durch das Trockenlegen der Sümpfe zurückgedrängt – und nicht etwa durch Chinin. Ganz ähnlich verhält es sich mit ökonomischen Ungleichgewichten. Wenn es nicht gelingt, die Probleme an der Wurzel zu packen, dann wird sich für jedes einzelne Problem, das wir erfolgreich lösen, ein ganz ähnlich gelagertes Problem an irgendeiner anderen Stelle einstellen. Darum ist es so wichtig, auf das gesamtwirtschaftliche Klima zu achten.

Was hat das mit uns zu tun? Nun – nicht minder ähnlich verhält es sich auch mit sozialen und sonstigen Ungleichgewichten. Das Thema reicht furchtbar weit, und wir werden es hier nicht abschließend abhandeln können. Nur so viel: Vor einigen Jahren – und nach Monaten vergeblicher „Unkrautbekämpfung“ – hatte Bolle auf seiner Datsche ein Transparent ausgerollt. Darauf stand zu lesen: „Nieder mit den Brennesseln und auch den viel zu vielen Gänseblümchen.“ Die Pflanzenwelt war, wie erwartet, schwer beeindruckt.

Nach dieser dann doch etwas aktivistischen Phase hatte es Bolle mit Nachdenken und vertiefter Informationsbeschaffung probiert und folgendes herausgefunden: Es gibt sogenannte Zeigerpflanzen. Wenn auf einer Datsche übermäßig viele Brennesseln wachsen, dann bedeutet das einfach nur, daß der Boden übermäßig stickstoffreich ist. Und wenn zu viele Gänseblümchen wachsen, dann deutet das auf über Gebühr verdichteten Boden hin. Und genau da gilt es anzusetzen – und nicht etwa bei dann letztlich doch sinnloser „Unkrautbekämpfung“.

Nach unserem Brückenschlag von ökonomischen über botanische Probleme: Was hat das mit der sozialen Welt zu tun? Nun – alles, was passiert, passiert auf einem geeigneten Nährboden. Statt also die Phänomene – wie hier im Beispiel  Brennesseln oder Gänseblümchen – zu bekämpfen, sollte es uns vornehmlich darum gehen, den Phänomenen ihren Nährboden zu entziehen. Kurzum, und in Beantwortung von Sternchens Kommentar von gestern: Jede Unmutsäußerung, jede Demo für oder gegen was, braucht einen geeigneten Nährboden. Ohne den läuft nichts – wirklich gar nichts. Wem der Bogen zu weit gespannt erscheinen mag: Muß ja nicht jeder ein Glasperlenspieler sein (vgl. dazu etwa Fr 04-12-20 Das vierte Türchen …). Obwohl: Bolle meint, daß es lohnt, weiter zu denken. Credo: Man kann alles – wirklich alles – mit allem vergleichen – auch Äpfel mit Birnen. Die Frage ist nur, ob es dann auch gleich ist. Das aber ist dann doch schon wieder ein ganz anderes Kapitel.

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