Mo 06-12-21 Das sechste Türchen — Nikolausi …

Bolles Verfassungsreform.

Nach seinem Ausflug in die formale Logik war Bolle zur Feier des 2. Adventssonntages der Christenmenschen (beider- bzw. allerlei Geschlechts, of course) dann doch wieder nach etwas lebenspraktischerem zumute. Was liegt da näher als eine höchst überfällige Verfassungsreform zu skizzieren? Genau genommen handelt es sich dabei nicht einmal um eine Reform. Eher könnten und sollten wir von einer Reformulierung sprechen. Das klingt zwar ähnlich, ist aber durchaus nicht das gleiche.

Angesichts der doch sehr grundsätzlichen Bedeutung der neu aufzunehmenden Artikel ist Bolle dafür, sie mit „Art. 1 prä“ und so weiter zu beziffern und der Verfassung voranzustellen – also direkt nach der Präambel und noch vor den eigentlichen Artikel 1. Das ist schnell getan und hat den zumindest ästhetischen Vorteil, daß Artikel 1 alter Fassung nicht zu Artikel 1 d neuer Fassung werden müßte – was die dort formulierte Menschenwürde doch etwas in ihrer gewollten Erhabenheit schmälern könnte.

Hier zur Einführung eine ultra-kurze Kurzkommentierung.

Art. 1 prä: Ein würdiger Einstieg in jede Verfassung und seit spätestens 1789 („Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“) bewährt.

Art . 2 prä: Eine höchst überfällige Einbeziehung der realen Gegebenheiten. Schließlich ist unter Juristen weitestgehend anerkannt, daß sich die Verfassungswirklichkeit nicht allzuweit von der Lebenswirklichkeit entfernen sollte.

Art. 3 prä schließlich regelt dann nur noch das praktische Procedere. Gegen „in Absprache mit“ könnte man das ein oder andere Bedenken hervorbringen – Stichwort: Gewaltenteilung. Letztlich aber vermag Bolle auch an dieser Stelle keine allzu hohen Hürden zu erkennen – zumal derlei ansatzweise ohnehin bereits der Fall ist.

Für Bolle steht ganz lebenspraktisch das Ausmaß höchst sinnloser Verrenkungen, Umdeutungen, Re-Definitionen und sonstiger Kapriolen in Talkshows, Ansprachen und parlamentarischen Debatten im Vordergrund – die mit Verweis auf die reformulierte Verfassung auf einen Schlag überflüssig würden. Das aber führt für heute zu weit und wäre auch schon wieder ein ganz anderes Kapitel …

So 05-12-21 Das fünfte Türchen — der 2. Advent …

Überraschung …

Gestern war Bolle vorweihnachtlich den halben Tag damit beschäftigt, einige Elementaria formaler Logik didaktisch geschmeidig aufzubereiten. Dabei sind Sachen herausgekommen – etwa wie folgt:

Wenn 13 keine Primzahl wär, dann wären Giraffen Elephanten. Oder Löwen …  Oder sonstwas …  „Intuitiv“ würden die meisten Leute (beider- bzw. allerlei Geschlechts, of course) sagen: Quatsch das. Ist aber logisch „wahr“. Gewöhnungsbedürftig zwar, aber wahr.

In Bolles Kreisen nennt man so etwas vornehm „ex falso quodlibet“. Frei paraphrasiert könnte man sagen: „Aus Quatsch folgt Quatsch.“ Und damit wären wir unversehens mitten im real existierenden Demokratismus. Allein: mit derlei wollen wir uns hier und heute nicht weiter befassen – schon gar nicht nach dem dann doch eher etwas „harten“ Türchen von gestern.

Begnügen wir uns also mit einer agnostischen Kontemplation über das Schildchen von heute – vielleicht unter dem Motto „Logik und Leute“ – und knabbern den ein oder anderen Weihnachtskeks. Morgen schon ist Nikolausi. Das aber ist dann doch schon wieder ein anderes Kapitel …

Sa 04-12-21 Das vierte Türchen …

Very strange.

Immer wieder erweist es sich, daß es ausgerechnet die Künstler sind, die den meisten Weitblick an den Tag legen. Die Wissenschaften sind da weit, weit abgeschlagen. Aber übersetzen wir das erst mal:

Ein seltsames Spiel.
Die einzige Möglichkeit zu gewinnen
ist, nicht zu spielen.

Die Aussage stammt von WOPR. WOPR ist das Akronym für »War Operation Plan Response« – eine künstliche Intelligenz zur automatisierten Kriegsführung – und stammt aus dem Film WarGames (USA 1983 / Regie: John Badham). In dem Film geht es darum, daß sich das amerikanische Verteidigungsministerium entschlossen hatte, einen möglichen atomaren Gegenschlag einer Maschine zu überlassen, da sich Soldaten aus Fleisch und Blut als zu unzuverlässig erwiesen hatten. Nun war es so, daß WOPR zwar irriger-, dafür aber um so zuverlässigerweise auf atomaren Ernstfall erkannt hatte und nun im Interesse der gesamten Menschheit irgendwie gestoppt werden mußte – was bei einem vollautomatischen System ohne Not-Ausschalter nicht eben einfach ist. Gleichwohl gelang das den Helden in letzter Minute, indem sie WOPR in eine Partie Tic-Tac-Toe verstrickt hatten. Tic-Tac-Toe ist ein Brettspiel mit gerade mal 9 Feldern und nur gut 250.000 überhaupt möglichen Spielverläufen – für eine KI also höchst „überschaubar“, um nicht zu sagen: eine regelrechte Lachnummer. Das besondere daran ist, daß es mathematisch unmöglich ist zu gewinnen, solange der Gegner keinen Fehler macht – was WOPR nach wenigen Minuten helle war und zu besagtem Statement nebst Abbruch des atomaren Gegenschlages führte.

Was hat das mit uns zu tun? Nun, es ist eine schöne und darüber hinaus mathematisch unanfechtbare Allegorie auf menschliche Hybris – hier verstanden als den tiefsitzenden Widerwillen anzuerkennen, daß es manchmal Dinge gibt, die man leider nicht ändern kann – egal, wie sehr man sich das wünschen mag.

In der »Fibel zur Schreibwerkstatt«, einem in Entstehung begriffenen kleinen Vademecum für ambitionierte Autoren (beider- bzw. allerlei Geschlechts, of course) heißt es dazu:

Alles ist möglich? Denkste!
Laß Dir das bloß nicht einreden.

Zugegeben: Das Thema ist nicht wirklich weihnachtlich – dafür aber um so agnostisch-kontemplativer. Das aber ist dann doch schon wieder ein anderes Kapitel …

Fr 03-12-21 Das dritte Türchen …

Hammer und Nagel.

Im Grunde sollte das ja der Ausnahmefall sein. Wer nur einen Hammer hat, sollte sich tunlichst darum kümmern, seinen Werkzeugkoffer zu vervollständigen, statt auf alles draufzukloppen in der Hoffnung und Erwartung, es werde sich dabei ja wohl um einen Nagel handeln. Der Nagel dieser Tage sind, wie’s scheint, die armen unverständigen Ungeimpften. In Old-Fashioned-Western hieß es noch: „Nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer.“ Das soll man heute so nicht mehr sagen. Heute spricht man vorzugsweise von ›Angehörigen eines indigenen Volkes in Amerika‹ – möglichst ohne zu versäumen hinzuzufügen: beider- bzw. allerlei Geschlechts, of course. Auch dürfen wir das nicht Eins-zu-Eins auf heutige Verhältnisse übertragen. Etwas zivilisierter sind wir dann ja doch. Obwohl, eine Fassung wie etwa: „Nur ein geimpfter Ungeimpfter ist ein guter Ungeimpfter“ dürfte den kontemporären Befindlichkeiten doch recht nahe kommen. Also immer feste druff. Ist das jetzt übertrieben? Mitnichten, leider. Erst gestern war zu hören, es müsse einen „Impfknall“ geben in Deutschland. Dabei hat Bolle schon vor Jahr und Tag bei so manchem einen mehr oder weniger ausgeprägten Impfknall ausmachen können. Allerdings hat Bolle mutatis mutandis auch weit mehr als nur einen Hammer in seiner Werkzeugkiste. Seien wir also nicht zu streng, wenn wir von der „Lizenz zum Impfen“ (etwa für Apotheker oder Zahnärzte) hören, von „Akten der nationalen Solidarität“ oder gar von „Generälen“ mit ihren „schnellen Eingreiftruppen“. Aber so ist das wohl, wenn man nur einen Hammer hat. Bolle fragt sich nur: Was machen die eigentlich mit ihrer Schönwetter-Demokratie, wenn die mal ein richtiges Problem haben – so richtig existentialistisch? Aber das ist wohl doch schon wieder ein anderes Kapitel …

Do 02-12-21 Das zweite Türchen …

Denken schadet der Illusion.

Denken schadet der Illusion. Schöner hätte auch Bolle das nicht ausdrücken können. Fehlt nur noch der amtliche Hinweis: „Der Bundesbefundheitsminister mahnt“. Vielleicht sollten wir doch ernstlich erwägen, davon abzulassen, agnostisch-kontemplative Frühstückchen zu uns zu nehmen. Wer weiß, wer weiß …? Aber wir wollen das Kind nicht mit dem sprichwörtlichen Bade ausschütten. Erst hieß es: Laßt Euch impfen – dann wird alles gut. Wem das nicht gut genug war, dem ham se noch ne Bratwurst hinterhergeworfen. Dann hieß es: Laßt Euch auffrischen. Eins und eins, das macht zwei. Und überhaupt: „auffrischen“. Da waren wohl mal wieder exaltierte Sprachdesigner (beider- bzw. allerlei Geschlechts, of course) am Werk. Nach zwei kommt drei. Soweit können die meisten folgen. Auch hier wurde am schicken Wording nicht gespart: „Get your Booster, Baby“. Da die Ergebnisse aber weit hinter den Illusionen zurückgeblieben sind, müssen wir eben doch weiterdenken. Was passiert, wenn wir nicht nur bis drei zählen wollen? Vier …? Fünf …? Im Grunde ist es wie bei einem Adventskalender. Aber offenbar kommt so was in der Virologen-Ausbildung gar nicht vor. Pieks und denk’ nicht dabei. Das aber ist wohl doch schon wieder ein anderes Kapitel …

Mi 01-12-21 Das erste Türchen …

Bolles Corönchen-Prospektive.

Hurra! Das erste Türchen. Nach einer ausgedehnten Sommerpause wollen wir doch die Tradition unseres agnostisch-kontemplativen virtuellen Adventskalenders nicht völlig verlottern lassen.

Inhaltlich hat sich seit letztem Jahr ja leider nur wenig getan. So richtig munter scheint nach wie vor allein Corönchen zu sein.

„Wird’s besser? Wird’s schlimmer?“
fragt man alljährlich.

Das hatte sich Erich Kästner in seinen Epigrammen 1950 schon gefragt. Und bei der Frage ist es, wie es scheint, geblieben. Da ist Bolles Prospektive natürlich sehr viel finaler.  Übrigens ist ›final‹ ein Begriff, der seit 1989 richtig boomt, um nicht zu sagen „exponentiell wächst“. Nachtigall, ick hör Dir trapsen …

Erst einmal ist natürlich rein jar nüscht vorbei. Im Gegenteil: Die Adventszeit der Christenmenschen (beider- bzw. allerlei Geschlechts, of course) nimmt hier und heute gerade erst ihren Anfang. Wohlan, denn. Wie heißt es bei Lukas 2, 14? Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen! Das aber ist wohl doch schon wieder ein anderes Kapitel …