
Manchmal wird Bolle von gänzlich unerwarteter Seite ganz weihnachtlich ums Herz. Neulich zum Beispiel hat er – in Ermangelung sonstiger brauchbarer Beiträge in den Öffis – eher zufällig in eine alte Folge von ›Liebling Kreuzberg‹ (mit Manfred Krug in der Hauptrolle) reingezappt. Die Szene spielt im Jahre 1990 – da war in Bolles Augen die Welt noch weitgehend in Ordnung – und zeigt eine ganz normale Kreuzberger, zumindest aber doch Berliner Geburtstagsparty. Seinerzeit war es noch völlig normal, daß sich Anwalt Robert Liebling eine Zigarre anzünden konnte – verbunden mit einer Rauchentwicklung, die zumindest temporär den freien Blick auf die Gastgeberin verstellt.
Was Bolle auch sehr gut gefallen hat, ist übrigens die klassische Sektflöte links im Bild neben der Kerze. Gibt es auch kaum noch – zumindest nicht in Bolles Kreisen. Aufgrund des recht hohen Schwerpunktes sind die zwar nicht wirklich funktional – das sollte jedem klar sein, dessen Sekt sich einmal über Tastatur oder, schlimmer noch, Laptop ergossen hat. Dafür aber sind sie très, très chic. Wenn Bolle am Rechner sitzt, bevorzugt er seitdem Sekt aus alten rezyklierten Senfgläsern. Sapienti sat: der Philosoph wird davon satt – im übertragenen Sinne, of course.
Doch überhaupt: daß die Leute das damals überlebt haben …? Nun gut – Manfred Krug hat es nicht überlebt: Er ist 2016 im Alter von 80 Jahren verstorben. Ob er überlebt hätte, wenn er nicht geraucht hätte? Wir wissen es nicht. Wir können nur sicher sagen, daß so etwas wie ›überleben‹ auf lange Sicht ohnehin recht aussichtslos ist – um nicht zu sagen: völlig. Vom Erlöser der Christenmenschen wollen wir hier einmal absehen. Eine Ironie der Geschichte – oder doch zumindest der Überlieferung – will es, daß ausgerechnet der es eben nicht auf Überleben angelegt hatte. Erklärt das mal einem Hülsenfrüchtchen. Das Leben – so richtig zu Ende gedacht – scheint manchem (beider- bzw. allerlei Geschlechts, of course) offenbar dann doch wohl wirklich zu̅ komplex, wie’s scheint. Und insgesamt recht unvernünftig. Da hilft oft nur eine dicke Zigarre. Das aber ist dann doch schon wieder ein ganz anderes Kapitel.
