
Zugegeben: Unser heutiges Bildchen mutet wenig weihnachtlich an. Gleichwohl findet Bolle, das wolle endlich auch mal explizit erwähnt werden. Er hat es vor anderthalb Jahren – Kinder, wie die Zeit vergeht – irgendwo mal aufgeschnappt und getreulich dokumentiert. Wo genau? Darüber hat sich ein wohltuender Mantel des Vergessens ausgebreitet.
Ist das jetzt noch betreutes Denken? Oder schon betreutes Leben? Wir wissen es nicht. Bolle schätzt, daß, wenn man einer solchen Empfehlung getreulich Folge leisten würde, man locker auf etwa zwei Dutzend hygienische Handreinigungsrituale pro Tag käme. Bei geschätzten fünf Minuten pro Ritual – soviel Gründlichkeit muß sein – macht das etwa zwei Stunden täglich. Bolle würde sich hier rein zeitlich überfordert fühlen. Und selbst wenn: Nach seiner Schätzung würde es allerhöchstens einige wenige Wochen dauern, bis der Säureschutzmantel der Haut – der sich in Jahrmillionen aus sehr, sehr guten Gründen herausgebildet hat – restlos ruiniert wäre. Die Folge wären rissige Haut, Ekzeme, und weiß der Teufel was sonst noch alles. So richtig rundherum gesund will Bolle das nicht scheinen. Aber wenn’s doch dem zivilisatorischen Fortschritt dient …? Lautet denn die zweite Schlafschulweisheit aus dem ›ABC der Hygiene‹ in Huxleys ›Schöner Neuer Welt‹ (1932) nicht ganz ausdrücklich: ›Je zivilisierter, desto sterilisierter‹? Dann wird es wohl so sein. Bolle für sein Teil hält es dagegen eher mit alter Väter (beider- bzw. allerlei Geschlechts, of course) Sitte und versucht, den gröbsten Unfug zu vermeiden – ganz ähnlich wie beim Futter (vgl. dazu etwa So 20-07-25 Friß wie früher).
Besonders niedlich findet Bolle übrigens die Anweisung „und umgekehrt“ – auf daß bloß niemand vergessen möge, daß er (beider- bzw. allerlei Geschlechts, of course) ja schließlich zwei Hände habe, die es zu bedenken gilt. Bolle erinnert das sehr an Martin Perscheids Kartünchen ›Wenn Deppen duschen‹ (1999), wo sich auf einer unter der Dusche abzuhakenden Checkliste unter anderem die Anweisung „Achsel (2)“ befindet. Das aber ist dann doch schon wieder ein ganz anderes Kapitel.

Meine Lieblingsanweisung: „… wieder öffnen.“ – in dem Falle, was jetzt genau? Bei strikter Überlegung könnten sowohl die Hände als auch der Wasserhahn gemeint sein. Apropos Wasser: Lassen wir das Wasser die ganze Zeit laufen oder schließen wir den Hahn während jeden Schrittes. Schließlich sollen wir Wasser sparen aufgrund der begrenzten Wasservorräte – klingt fast wie die Frage nach Ei oder Huhn. Das aber ist dann doch schon wieder ein ganz anderes Kapitel. 😉
Fragen über Fragen. Immer wieder den Wasserhahn mit nackten Fingern anzufassen, dürfte bei solch strengen Sitten allerdings als nachgerade unhygienisch einzustufen sein. Aber vielleicht würden Einweg-Fingerlinge helfen: kurz überstreifen – Hahn zu – kontaktlos ab in den Mülli damit – weiterseifen – frischen Fingerling an – Hahn auf – ab in den Mülli – … und so weiter und so fort. Spart Wasser und hilft der Fingerling-Industrie. — Das gruselige an der Stelle: zuzutrauen wär’s so manchem. Das aber ist dann … 🙂