
Falls Bolle das richtig überblickt, haben wir schon längere Zeit keine 4-Felder-Tafel mehr bemüht. Die letzte ist wohl vom August 2024 (vgl. So 04-08-24 Fast fashion / Slow fashion). Das ist immerhin ein halbes Jahr her. Wohlan, denn.
Nehmen wir an, wir befänden uns in einem Zustand, der alles andere als wünschenswert ist – und im übrigen nicht einmal funktioniert. In unserer 4-Felder-Tafel entspricht das dem Feld „Grrr!“ (rötlich eingefärbt). Zeit also, den sprichwörtlichen Arsch zu bewegen und nach Möglichkeit den Zustand „Fein!“ anzustreben – einen Zustand also, der nicht nur wünschenswert wäre, sondern auch noch funktionieren würde (lindgrün eingefärbt).
Dabei ergeben sich – zumindest in einer 4-Felder-Tafel ist das so – zwei prinzipielle Möglichkeiten der Transformation. a) Wir stellen zunächst einmal einen Zustand her, der zwar womöglich noch zu wünschen übrigläßt – dafür aber immerhin schon mal funktioniert (Pfeil a). Ein Schritt in die richtige Richtung, also. Den entsprechenden Zustand haben wir hier ›square‹ genannt – was man durchaus mit ›spießig‹ übersetzen könnte.
Oder aber, Pfeil b), wir stellen einen Zustand her, der höchst wünschenswert sein mag, dabei aber leider eben nicht funktioniert. Den entsprechenden Zustand haben wir hier ›wōk‹ genannt – was für ›wolkenkuckucksheimelig‹ stehen mag. Der Überstrich (Makron) soll uns sagen, daß das ›o‹ langgesprochen sein will.
Aber kann das überhaupt sein? Kann ein Zustand, der annahmegemäß nicht funktioniert (siehe Tafel), irgendwie doch funktionieren? Aber Ja doch. Hier die Lösungsmöglichkeiten in der üblichen Reihenfolge: Zunächst einmal könnte man stramm behaupten, daß die Lösung eben doch funktioniert. Eine Weile mag man damit sogar durchkommen. Das ist vor allem dann der Fall, wenn die Medien der gleichen Hypnose anheimgefallen sind (vox populi – vox mediorum) und selber ganz dolle daran glauben. Flankierend verpackt man den Zustand in wohltönende Worte. Ein veritables Problem als „Herausforderung“ zu verniedlichen ist dabei wohl noch eine der harmloseren Varianten. Womögliche Kritiker werden derweil als Querdenker abgekanzelt oder, falls sie allzu frech werden, gar als Verfassungsfeinde und „mit der ganzen Härte des Rechtsstaates“ in ihre Schranken verwiesen: Wenn das jeder machen wollte – wo kämen wir denn da hin? Falls das alles nichts nützt, erklärt man mit frecher Stirn, die Lösung müsse schließlich funktionieren, da alles andere ja mit geltendem Recht nicht vereinbar sei. In Bolles Kreisen nennt man das die Palmström-Variante: „Weil, so schließt er messerscharf, nicht sein kann, was nicht sein darf.“ Falls auch das nicht reicht, hat es sich bewährt, den Zustand erst einmal mit Geld, mit gaanz viel Geld, zu ersäufen. Prominente Stichworte an dieser Stelle wären etwa „Doppelwumms“ und „Sondervermögen“. Natürlich wird auch das auf Dauer nicht funktionieren, of course.
Der springende Punkt ist folgender: Bolle kann sich des Eindruckes nicht erwehren, daß das ›wōke‹ Feld die Hülsenfrüchtchen dieser Welt anzieht wie die sprichwörtliche Scheiße die Fliegen. Und das ist durchaus auch verständlich. Um von ›Grrr!‹ nach ›wōk‹ zu kommen, braucht man lediglich ein heißes Herz. Von ›Grrr!‹ nach ›square‹ zu kommen ist sehr viel anspruchsvoller – und dabei auch weniger herzerfrischend.
Falls Bolle das richtig beobachtet hat, ist die Ampel ja daran zerbrochen, daß der Kanzler mal eben noch ein paar weitere Milliärdchen (sagt man so?) in die Ukraine pumpen wollte, die er zwar mitnichten hatte, sie gleichwohl aber pumpen zu können hoffen durfte. Allein: da war sein Minister vor. Nach Kanzlers Bekunden (und um es in der Diktion von Professor Crey aus Spoerls ›Feuerzangenbowle‹ zu sagen): „Lindner, Sä send albern. Ehnen fählt die settliche Reife.“ Kurzum: Der Kanzler wollte, wie seit Jahren gang und gäbe, einmal mehr den wōken Weg (funktioniert zwar nicht wirklich, ist aber doch ’ne dolle Sache) gehen, während sein Minister, wohl nicht zuletzt auch im Hinblick auf die Verfassung, den squaren Weg (wäre zwar schön – ist aber leider nicht möglich) als „alternativlos“ angesehen hat.
Das Ende vom Lied ist, rein historisch gesehen, immer das gleiche. Wenn endlich klar ist, daß das alles dann eben doch nicht und wirklich nicht funktioniert: Betreten gucken, lange Gesichter machen – und im wind of change verkünden, daß man schließlich selber auch schon immer dagegen war. Dann nämlich schlägt die Stunde der Widerstandskämpfer, die alsdann wie Pilze aus dem Boden schießen. Neue Runde, altes Spiel. Das aber ist dann doch schon wieder ein ganz anderes Kapitel.
Vergleichbar mit dem Ende des Green Deals in der EU –
die EU-Kommission wird mit ihrer aktuellen Politik brechen, anstelle Klima im Fokus geht es dann um die Entlastung der Wirtschaft. Wir dürfen gespannt sein :-).
Der alberne „Green Deal“ (allein das Wort schon ;- ) is in der Tat n hübsches Beispiel für den wōken Pfad — und wird und muß sich von selber erledigen. Die Frage is halt nur, wie lang die Hülsenfrüchtchen brauchen, um letztendlich einzusehen, daß etwas „eben doch nicht und wirklich nicht“ funktioniert — und wieviel Schaden bis dahin angerichtet ist. Kieken wa ma … 🙂