So 02-03-25 Das große Flattern

Kopfwäsche — porentief rein …

Hin und wieder geschehen doch höchst erstaunliche Dinge auf der Welt. Fast ist man – selbst als Agnostiker – versucht, geradezu von Zeichen und Wundern zu sprechen. Einem der journalistischen Beobachter des Zeitgeschehens galt ein Treffen zwischen Trump, JD Vance und dem ukrainischen Master of Desaster zum Auftakt des Wochenendes immerhin als „absolut historisch“. Ein schlichtes und ergreifendes reines ›historisch‹, also ohne Epitheton, fühlte sich infolge krass übermäßiger Dosierung in den letzten Jahren wohl offenbar absolut untertrieben an.

Was war da los? Selenski, auf einer seiner vielen Promotion-Touren zu Nutzen und Frommen des nach nunmehr drei Jahren Krieg doch etwas gebeutelten ukrainischen Volkes hat, soweit Bolle das sehen kann, das erste mal so richtig auf Granit gebissen – und das, wider den üblichen diplomatischen Gepflogenheiten, in aller Weltöffentlichkeit.

Was er nämlich im Eifer des Gefechtes möglicherweise glatt übersehen oder gar verdrängt hat, ist, daß man den Bogen durchaus auch überspannen kann. Und genau das ist passiert. Der Krug geht nun mal zum Brunnen, bis er bricht. Kann man ihm das vorwerfen? Nicht wirklich. Schließlich wurde er, namentlich von der EU und der mittlerweile gottlob abgelaufenen, doch ein wenig durchhypnotisierten amerikanischen „administration“ jahrelang nach Kräften gepampert, bekräftigt und bestärkt. Man denke nur, pars pro toto, an die auf sensiblere Gemüter doch recht aufdringlich wirkenden Knuddel-knuddel-Orgien in den heiligen Hallen der EU.

Ein Freiheitsheld, der die Freiheit der Freien Welt mit Klauen und Zähnen verteidigt, auf daß der Russe nicht morgen schon in Berlin oder anderswo stehen möge. So richtig glaubwürdig fand Bolle derlei noch nie. Auch Volker Pispers etwa galt die Wendung „Der Russe steht vor der Tür“ vor Jahrzehnten schon als bewährter running gag.

Damit aber auch dem Letzten und dem Dümmsten klar ist, wie hehr und heldenhaft hier die Freiheit verteidigt wird, wurde seit Jahren selten über den Krieg berichtet, ohne bis zum Erbrechen den Neun-Silber „völ-ker-rechts-wid-ri-ger An-griffs-krieg“ zu bemühen. Bolle meint: Steter Tropfen höhlt nun mal den Stein. Als Sahnehäubchen schließlich kam noch ein internationaler Haftbefehl dazu. Ideale Voraussetzungen für diplomatische Bestrebungen, also.

Um das ganze abzurunden, braucht es natürlich auch ein Helden-Outfit. Und tatsächlich: In den letzten Jahren hat man den Kriegsherrn praktisch auschließlich im Tarn-T-Shirt gesehen – wobei sich Bolle immer schon gefragt hat, worin in Gottes Namen der Tarneffekt inmitten der heiligen Hallen der EU bestehen mag.

Früher dachte Bolle ja, der Mann habe schlechterdings nichts Adäquates anzuziehen. So kann’s nun mal gehen in einer Kriegswirtschaft. Bis Bolle dann aber erfahren mußte, daß ebendieser Herr dann doch die ein oder andere Luxusvilla – feinverteilt über das befreundete europäische Ausland – sein Eigen nennt. Für einen Anzug nebst Hemd und Schlips sollte es also durchaus noch reichen. Mittlerweile geht Bolle allerdings davon aus, daß es sich bei dem Outfit um so eine Art Mahatma-Gandhi-Look handeln soll. Seinerzeit schon hatte Mahatma, die „große Seele“, selbst mit der Queen halbnackt im Fakir-Freiheitskämpfer-Look parliert. Bei besagtem Treffen hatte unser Freiheitsheld immerhin eine Art schwarzen Pullover an – was Trump mitnichten entgangen war und ihn gleich zur Begrüßung zu bemerken veranlaßte, man habe sich offenbar schick gemacht. Kurzum: Für die USA ist erst mal Schluß mit lustig. Immerhin: Man könne gerne wiederkommen, wenn man sich eingekriegt habe.

Und? Was macht der Rest der Freien Welt – namentlich also die EU? Verkündet, daß der Heros „niemals allein“ sei, und daß die Freie Welt nun einen neuen Anführer brauche, of course. Wer das sein soll, bleibt indes offen. Der Plan: Nach bewährter Manier einmal mehr ganz furchtbar viel Geld ins System kübeln – und zwar möglichst heute noch. Geld, das niemand hat – weder die EU noch ihre Mitgliedsstaaten. Und vor allem auch die Leute nicht. Hauptsache kriegstüchtig. Sancta simplicitas!

Bolle fühlt sich hier sehr an die sogenannte Lissabon-Strategie erinnert, die man sich heute vor ziemlich genau 25 Jahren ausgedacht hatte. Demnach sollte die EU binnen kürzester Zeit, konkret 2010, zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensgestützten Wirtschaftsraum der Welt werden. So viel zu Wahn und Wirklichkeit. Bolle hat ja nichts gegen gelegentliche Höhenflüge. Aber von Zeit zu Zeit sollte man doch wieder Tuchfühlung mit dem Teppich aufnehmen. Das aber ist dann doch schon wieder ein ganz anderes Kapitel.

Eine Antwort auf „So 02-03-25 Das große Flattern“

  1. Unser Freiheitsheld ist auch immer wieder in Erklärungsnöten:

    „Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj war offenbar über Pläne zum Anschlag auf die Nord-Stream-Pipelines informiert. Dies berichtet das „Wall Street Journal“ unter Berufung auf Quellen im ukrainischen Militärapparat.“ (FocusOnline, August 2024)

    „Wir haben nur etwas über 75 erhalten. Sprich, rund 100 Milliarden dieser 177 oder 200 Milliarden, wie manche behaupten, haben wir nie bekommen», erklärte Selenskyj. Bei den erhaltenen Militärhilfen handele es sich außerdem um Waffen, nicht um «Bargeld»“ (Berliner Zeitung, Februar 2025)

    Und Merz – eventuell der neue Anführer – so: „Die Ukraine muss den Krieg gewinnen!“

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