So 12-01-25 Tu felix Austria

Freude unterm Weihnachtsbaum.

Zuerst hatte Bolle sich ja gefragt, ob wir – nach 24 virtuellen Adventskalender-Türchen – noch einmal mit einem weihnachtlichen Motiv daherkommen sollen. Schließlich – so hatten wir es selbst verkündet – endet die Weihnachtszeit definitiv am 6. Januar mit dem Epiphaniasfest bei den Protestanten bzw. den Heiligen Drei Königen bei den Katholiken (vgl. dazu Mi 04-12-24 Das 4. Türchen: Keine Zeit für Weihnachtszeit?). Allein: man lernt nie aus. Bis vor gar nicht allzu langer Zeit nämlich – genau genommen bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965) – währte die Weihnachtszeit noch fast einen Monat länger, und zwar bis Mariä Lichtmeß am 2. Februar. So lange durften demnach auch Christbäume die heimischen Wohnzimmer erhellen. Nach Bolles Rechnung hätten wir es demnach mit vollen drei Monaten Weih­nachts­zeit zu tun (31. Oktober bis 2. Februar). Womögliche Winterdepressionen ließen sich somit allein auf den Monat Februar begrenzen. Am 1. März nämlich ist bei Bolle – und zwar völlig unabhängig von der Wetterlage – definitionsgemäß Früühlingsanfang. In einigen Gegenden, wo die Sonne der Kultur etwas niedriger steht, ist von Mariä Lichtmeß übrigens immerhin der Mumeltiertag übergeblieben (vgl. dazu etwa den einschlägigen Film (USA 1993 / mit Bill Murray als Phil Connors und Andie MacDowell als Rita / Regie: Harold Ramis).

Aber brauchen wir überhaupt eine Begründung? Natürlich nicht. Unser Bildchen zeigt Gerald Grosz, einen ehemaligen österreichischen Spitzenpolitiker, wie er mit unverstellter, geradezu kindlicher Freude unterm Weihnachtsbaum die jüngsten Ereignisse bei unserem südlichen Nachbarn kommentiert: „Die Ampel ist in die Luft geflogen.“ – „Der fortgesetzte Demokratiebruch, die fortgesetzte Ausgrenzung der österreichischen Wählerinnen und Wähler hat ein Ende gefunden.“

Bolle meint: Manchmal – und gar nicht mal so selten – haben die Ösis schlechterdings die Nase vorn. Oder einfach Glück. Tu felix Austria, eben – oh glückliches Österreich.

Hierzulande dagegen gestalten sich die Dinge sehr viel beharrlicher. Zwar ist auch hier die Ampel in die Luft geflogen – nachdem die Fliehkräfte einfach zuu stark wurden (was immerhin 3½ Jahre gedauert hat). Allein: der fortgesetzten Ausgrenzung der undemokratischen Wähler (beider- bzw. allerlei Geschlechts, of course) könnte das durchaus sogar noch Vorschub leisten.

Werfen wir einen Blick auf die Zahlen – und fassen wir uns dabei kurz. Laut Polit-Barometer ergibt sich für Deutschland derzeit das folgende Bild:

Sonntagsfrage.

Wenn wir davon ausgehen, daß das alles halbwegs stimmt, und wenn wir davon ausgehen, daß es die drei 4%-Parteien tatsächlich nicht in den Bundestag schaffen werden, dann ergäbe sich nach Bereinigung der Daten folgendes:

So sieht’s demnach aus.

Die Graphik zeigt – in alphabetischer Reihenfolge im Uhrzeigersinn – die sich daraus ergebende prozentuale Stimmenverteilung: AfD 26 Prozent, CDU/CSU 38 Prozent, Grüne 19 Prozent und schließlich noch SPD mit 18 Prozent. Eine echte Flurbereinigung, also. Die Kleineren wären weg vom Fenster, die Größeren verleiben sich deren Anteile ein.

Damit ergeben sich zwei grundsätzliche Deutungsmuster: Einerseits würde das – wie sollen wir sagen? – eher bürgerliche Lager, also CDU/CSU nebst AfD, über eine fast Zwei-Drittel-Mehrheit verfügen (siehe Markierung). Andererseits – auch so kann man das sehen –  hätten die sogenannten „christlichen“ Parteien (die wohl nur noch aus Gewohnheit so heißen, und um bestimmte Zielgruppen besser ansprechen zu können) die freie Wahl zwischen einer Koalition mit den sich selbst als eher progressiv empfindenden Kräften oder den ganz mächtig Progressiven. In beiden Fällen würde sich, je nachdem, eine recht deutliche Mehrheit von 56 beziehungsweise 57 Prozent ergeben. Bolle hört es heute schon am Wahlabend tönen: Wir danken den aufrechten Demokraten für den klaren Regierungsauftrag – und versprechen unseren Wählerinnen und Wählern ein entschiedenes Weiter-So.

Eine regelrechte Implosion des wackeren „Weiter-So“ der „demokratischen Parteien“ nach österreichischem Vorbild jedenfalls wird es in Deutschland bis auf Weiteres vermutlich nicht geben. Der Deutsche an sich (beider- bzw. allerlei Geschlechts, of course) ist bekanntlich kein Revolutionär. Aber kieken wa ma. Vielleicht steckt der sprichwörtliche Teufel ja doch noch im Detail – und der kluge Prophet wartet ohnehin die Ereignisse ab. Im übrigen haben wir uns erlaubt, zwecks seelischer Erbauung Grosz‘ weihnachtliche Tanzeinlage in den Anhang zu packen. Bolle findet es einfach zuu niedlich. Das alles aber ist dann doch schon wieder ein ganz anderes Kapitel.

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