Do 21-01-21 Heil everybody

Heal the world …

Wenn ein alter weißer Mann – bzw. auch, wie hier, ein deutlich jüngerer, originär schwarzer Mann – von „healing“ redet, dann klingt das doch gleich sehr viel sympathischer als wenn ein derangierter Österreicher „Heil“ im Munde führt. Dabei ist der Begriff an sich ebenso alt wie unschuldig: Von „Heile, heile Gänschen“ bis hin zum Heiland der Christenmenschen – überall kommt er vor. Nur ist er im deutschen Sprachgebrauch halt völlig verbrannt. „Heal“ kommt da sehr viel unverfänglicher rüber. Doch das ist gar nicht unser Thema heute.

Jetzt haben die Vereinigten Staaten also endlich einen großen weißen – vielleicht sogar ja weisen? – Heiler am Start. Was indes das „Heilen“ oder auch nur – geht’s ne Nummer kleiner? – das „Einen“ angeht: Die Amerikaner hatten dafür nunmehr 400 Jahre Zeit. Und doch ist das Land heute noch immer ähnlich zerrissen wie das England der nach-elisabethanischen Zeit, dem die Pilgram Fathers (beider- bzw. allerlei Geschlechts, of course) 1620 auf der Suche nach einem besseren Leben entflohen waren. 400 Jahre – das entspricht 13 Generationen und damit geradezu biblischen Maßstäben. Viel mehr kommen selbst im Alten Testament nicht zusammen.

Was läuft da schief? Nun – erst mal haben die zugereisten Amerikaner stolze 250 Jahre (von 1620 bis 1865) gebraucht, um auch nur die Sklaverei abzuschaffen. Und das auch erst nach einem regelrechten Bürgerkrieg – in dem es übrigens bestenfalls am Rande um die Sklavenfrage ging. Einheit der Nation? Bis zur (zumindest offiziellen) Aufhebung der Rassentrennung in Jahre 1964 sollte es übrigens noch weitere 100 Jahre dauern.

Daß es ausgerechnet jetzt darum gehe, „das zerrissene Land“ wieder „zu versöhnen“, hält Bolle daher mehr für professionelle Polit-PR und weniger für historische Gegebenheit. Und daß ausgerechnet der abgewählte 45. Präsident der Vereinigten Staaten, Mr. Donald Trump, mit albernen vier Jahren Regierungsverantwortung für die „Spaltung des Landes“ verantwortlich sein soll, ist durch die historische Brille betrachtet schon ziemlich naiv. Immerhin durfte J.Lo im Rahmen der Inauguration (Wörter gibt’s, die kennt keener …) This land is made for you and me zum besten geben – einen Woody-Guthrie-Song von 1940. Bei Lichte betrachtet war das seinerzeit wie heute mehr Wunsch als Wirklichkeit.

Hier die Gretchenfrage: Was ist, wenn es „for you and for me“ einfach nicht reicht – zumindest „gefühlt“ nicht? Dann kommt, das würde viel erklären, ein anderes ur-amerikanisches Leitmotiv ins Spiel: The winner takes it all – was sich übrigens bis heute im amerikanischen Wahlrecht unangenehm bemerkbar macht. „Einen“ oder gar „heilen“ – da ist sich Bolle sicher – läßt sich unter solchen Leitlinien kaum. Indes – das sind halt immer noch die alten Cowboys. Kurzum: The land of the free ist noch lange nicht the place to be – jedenfalls nicht für die unteren Schichten, die aus eigener Kraft eigentlich kaum eine Möglichkeit haben, sich aus ihrer Lage zu befreien – zumindest nicht in der Breite. Eine Chance zu haben ist die eine Sache. Diese Chance auch verwirklichen zu können, eine völlig andere. Aber genau darauf – diesen Unterschied nicht zu kapieren – baut der „amerikanische Traum“ auf. Bolle meint: Träumt weiter.

Und? Was macht der Journalismus 2.0? Rückt den Healer in bedenkliche Nähe zum Heiland der Christenmenschen. Das könnte durchaus als gottlos durchgehen – auch wenn das so wohl nicht gemeint sein mag. Aber so kann es gehen, wenn ein ganzer Berufsstand von jeglichem Ausbildungserfordernis freigestellt ist und dabei Leute anlockt, die professionelle Distanz für „nicht mehr zeitgemäß“ halten. Von wegen „Schreiben, was ist“ (Rudolf Augstein).

Im übrigen: Wenn ein alter weißer Mann als „Healer“ auftritt – wie sonst nur indigene Schamanen –, dann ist es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis jemand von der Sittenpolizei mit „kultureller Aneignung“ um die Ecke kommt. Wir werden sehen. Aber das ist dann doch schon wieder ein anderes Kapitel.

Mi 20-01-21 Maaslosigkeiten

Recht haben — und Recht haben dürfen.

Neuerdings gibt es in Deutschland – falls man dem amtierenden Außen(!)-minister folgen mag, zwei Gruppen von Grundrechtsträgern: Solche, die ihre Grundrechte „ausüben“ dürfen – und solche, bei denen das nicht der Fall ist. Bolle meint – ketzerisch, wie er nun mal ist: Ein Grundrecht, daß ich nicht „ausüben“ darf, ist keinen Schuß Pulver wert. Dann kann man’s auch gleich knicken. Das wäre wenigstens ehrlich.

Rudolf von „Ih-Hering“ – wie er unter Jura-Studenten als kleine Gedächtnisstütze auch gerne genannt wird – hatte damals mit seinem Spruch einiges an Aufsehen erregt. Seinerzeit glaubte man überwiegend („herrschende Lehre“) noch daran, daß sich das Recht aus göttlicher Güte und Vollkommenheit naturgegeben ableiten ließe. Das indes ist 150 Jahre her. Heute – deutlich säkularisierter – glauben viele, daß die Demokratie (i.S.v. ›die Herrschaft der Guten‹) auch zu „gutem“ Recht führen müsse bzw. zumindest werde. Mit solchen „Hammer-Sprüchen“ dürften heutzutage viele nicht mehr allzu viel anfangen können. Hohe Zeit also, daß wir zumindest daran erinnern. Mit äußerst feinen Unterscheidungen indes wie „Rechte haben“ vs. „Rechte ausüben dürfen“ brillieren traditionsgemäß in erster Linie wohl nur Juristen – wie nicht zuletzt unser Außenminister. Gute Argumente? Lassen sich immer finden. So was lernt man im Studium. Aber das ist vielleicht schon wieder ein ganz anderes Kapitel.

Di 19-01-21 Total exponential

Total exponential.

Bolle, was soll das denn heißen? – Ick würde sagen: Det größte Manko von uns Menschen ist unsere Unfähigkeit, mit der Exponentialfunktion umzugehen. Sie ist einfach zu „kontra-intuitiv“. Daran hat auch Corönchen nüscht jeändert. – Geht’s nicht auch ein wenig konkreter? – Durchaus. Hier zwei aktuelle Meldungen aus dem Blätterwald:

Der Flughafen Frankfurt am Main meldet einen „Einbruch“ bei den Passagierzahlen von fast 75%. Das ist krass – entspricht aber dem Niveau von 1984. Umgekehrt bedeutet das, daß die Kinder vor Corönchen vier mal so viel geflogen sind wie ihre Eltern seinerzeit – und wundern sich dann, daß sie Fridays for Future kämpfen müssen. How dare you? Was hat das mit der Exponential-Funktion zu tun? Nun – eine Vervierfachung binnen 35 Jahren (1984 bis 2019) entspricht einer jährlichen Wachstumsrate von albernen 4%. Hier macht’s nicht die Masse – hier macht’s der reine Zeitablauf.

Die zweite Meldung: George Soros  – den einen ein „Philantrop“, den anderen ein demokratisch nicht legitimierter Weltenlenker – hat einmal mehr „ewige Anleihen“ ins Gespräch gebracht. ›Ewige Anleihen‹ – das ist Geld, das man sich leiht, aber praktisch nie zurückzahlen muß. Macht das Sinn? Aber Ja doch. Für den Geldnehmer sowieso – das leuchtet ein. Für den Geldgeber aber auch – dauerhafte „Bonität“ des Schuldners vorausgesetzt, of course. Bei einem Zinssatz von realistischen 2,1% bedeutet das, daß ein Geldgeber nach etwas 33 Jahren, also wiederum nach etwa einer Generation, sein Geld in Form von Zinsen wieder eingespielt hat. Und das ganze „auf ewig“ gestellt. Ganz praktisch gesehen heißt das: Wer es fertigbringt, seinem (oder irgendeinem solventen) Staat einmalig ein Milliönchen zu leihen, kann sich ab sofort eines monatlichen Einkommens von 1.750 Euro (vor Steuern und Inflation, versteht sich) erfreuen – auf ewig. So macht Kapitalismus wirklich Spaß. Sozialneid? I wo. Wir reden hier rein von Mathematik im allgemeinen und Exponential-Funktionen im speziellen.

Gibt es denn nichts konstruktiveres zu vermelden? Oh doch. Wenn wir, als „human race“, besser mit der Essential Exponential umgehen könnten, wäre das Rentenproblem (unter wenig kritischen Nebenbedingungen) auf einen Schlag gelöst – auch ohne Zinseinkommen von 1.750 Euro. Wer mehr wissen will: https://agenda2028.org/texte/zukunft-der-rente/. Da steht eigentlich alles drinne, was man wissen muß. Leider nicht gerade Lektüre „für unter der Bettdecke“. Andererseits aber auch kein Hexenwerk. Aber im Grunde ist das schon wieder ein anderes Kapitel.

Mo 18-01-21 So sein — oder so sein …?

So isset eben.

Och Mensch. So isset eben. Das Thema ist viel zu weit, um es hier auf die Schnelle abzuhandeln. Schon 2006 hatte der Göttinger Politologe Franz Walter ein Büchlein mit dem geradezu prophetischen Titel ›Die ziellose Republik‹ vorgelegt. Wo wollen wir eigentlich hin? Zurück zur „Normalität“? Mit high speed aus den Schulden „rauswachsen“, die zur Zeit ein Teil der Gesellschaft bei einem anderen Teil der Gesellschaft anhäuft  – und somit deren Macht ins ungeheuerliche steigert? Corönchen könnte eine so schöne Gelegenheit sein, kollektiv eine agnostisch-kontemplative Phase einzuläuten – ganz ähnlich, wie wir es im Dezember mit unserem einschlägigen Adventskalender versucht hatten. Was ist da eigentlich draus geworden? Irgendwelche Einsichten? Laßt hören. Im Moment hat es für Bolle wirklich den Anschein, daß außer „banal am Leben kleben“ nicht viel an Perspektive in Sicht ist. Bislang hat es nicht einmal gereicht, die Gunst der Stunde zu nutzen und über ein bedingungsloses Grundeinkommen wenigstens etwas vertiefter nachzudenken. Oder zumindest die teils wirklich üblen Arbeitsbedingungen der „Helden der Arbeit“ in den Kliniken, den Pflegeheimen oder auch in den Supermärkten und anderenorts deutlich zu verbessern oder wenigstens finanziell spürbar aufzuwerten. Außer einem Wust an warmen Worten ist da bislang nicht viel passiert.

Bolles vorläufige Prognose: Wir werden noch ein Weilchen weiterwurschteln – und zwar so lange, bis die Maschinen soweit sind, daß man ihnen einfach nur Ziel- und Aktionsparameter eingeben muß und sie uns dann mit kühler Logik mitteilen, was zu tun ist – bzw. daß wir die Zielparameter (also das, was wir erreichen wollen) gründlich abspecken müssen oder aber die Aktionsparameter (also das, was wir possibly überhaupt tun können) gründlich aufstocken, da die Gleichungssysteme ansonsten schlechterdings unlösbar sind. Bolle’s altes Credo: Was mathematisch nicht funktioniert, funktioniert nicht mal im Kapitalismus – und übrigens auch nicht im Sozialismus.

Alan Turing, Master Mind der künstlichen Intelligenz, soll einmal sinngemäß gesagt haben, daß eine wirklich intelligente Maschine eine Maschine ist, die zu dem Schluß kommt, daß Menschen nicht denken können. Bolle fürchtet, er hat Recht. Indes: Allet wird jut. Aber nicht so. Im übrigen wäre das auch ein definitiv anderes Kapitel.

So 17-01-21 Real existierender Kapitalismus …

Schlange stehen im Kapitalismus.

Schlange stehen im Kapitalismus? Machen wa doch gerne. Wenn’s dem Wachstum dient … Wir haben es hier mit einem klitzekleinen Vorstadt-Laden zu tun – in dem, falls Bolle sich recht erinnert, noch nie so viele Leute waren, wie diese Schlange suggeriert.

Daneben fühlt sich Bolle allerdings ein wenig an Oberstufen-Zeiten erinnert. Damals hieß es aus dem Munde des Gesellschaftslehre-Pädagogen: Schlange stehen? So etwas gebe es nur im Sozialismus. Bolle hatte seinerzeit nachgehakt und wollte wissen, ob er das richtig verstehe: Im Sozialismus kriegen die die knappen Güter, die die meiste Zeit mitbringen. Im Kapitalismus kriegen die die Güter, die das meiste Geld mitbringen. Eine wie immer geartete Systemüberlegenheit hatte er daraus nicht ableiten wollen. Es hätte nicht viel gefehlt und der Pädagoge hätte ihm, mangels besserer Argumente, eine gescheuert. So weit zur klassischen Pädagogik.

War sonst noch was los? Ach Ja. Die CDU hat sich eine neue Vorsitzende gewählt. Das war auch nötig – nach dem seinerzeit dann doch etwas mißglückten Versuch mit Anneglet Klamp-Kallenbauel. (Bolle hat entfelnt asiatische Wulzeln und tut sich sehl schwel damit, ein „R“ oldendlich auszusplechen, vgl. dazu den Eintlag von volgesteln: Fr 15-01-21 Von Tischen und Stühlen. Ist el deswegen ein schlechtel Mensch? Deswegen sichel nicht. Fühlt el sich lassitisch diskliminielt? Da lachen ja die Hühnel.)

Und? Was macht del Joulnalismus 2.0? [Doch nun genug beblödelt]. Erklärt uns, daß die Online-Wahl „aus rechtlichen Gründen“ erst noch durch eine Briefwahl bestätigt werden müsse. Das aber sei „reine Formsache“. Bolle fragt sich: Was, wenn nicht? Was, wenn sich das Premium-Parteivolk besinnt und der eine oder die andere, on second thought, sich doch noch anders entscheidet? Können die das? Vermutlich – wenn die Online-Wahl geheim war. Dürfen die das? Freie Willensbildung – warum nicht? Werden die das? Lieber nicht. Falls Ja, dann ist der Teufel los. Einen waahnsinnig fetten Vorsprung hat der neue große Vorsitzende dann ja wohl doch nicht. Warten wir es ab. Schließlich wäre das ohnehin ein anderes Kapitel.

Sa 16-01-21 Wirklich wahr?

Wirklich wahr?

Nach den doch etwas härteren Beiträgen der letzten Tage hier was zur Entspannung. „Wahrheit“ entsteht regelmäßig als konsistenztheoretisches Bild im Kopf – und hat mit einer Ansammlung von „Fakten, Fakten, Fakten“ so gut wie gar nichts zu tun. Cervantes hat das vor nunmehr 500 Jahren trefflich auf den Punkt gebracht. Aber auch in jüngerer Zeit und aus streng wissenschaftstheoretischer Perspektive klingt das kaum anders – etwa bei Bertrand Russell in seiner ›Philosophie des Abendlandes‹ (1945):

Einfache Regeln nach der Formel „A ist die Ursache von B“ sind in der Wissenschaft wohl niemals zulässig, es sei denn in Form einer ersten Andeutung während der Anfangsstadien. Die Kausalgesetze, die in gut entwickelten Wissenschaften an die Stelle solcher einfachen Regeln treten, sind so kompliziert, daß niemand annehmen kann, sie seien durch Wahrnehmung gegeben; […] Sätze wie „A ist die Ursache von B“ sind immer unzulässig, und unsere Neigung, sie gelten zu lassen, erklärt sich aus Gewohnheits- und Assoziationsgesetzen.

Soweit zu „hört auf die Wissenschaft“. Ein wirklicher Wissenschaftler kriegt da glatt schlechte Laune. Um so erstaunlicher die Vehemenz, mit der sich die verschiedenen „Bilder im Kopf“-Fraktionen nach Art der Frösche (unterste Schublade, also) gegenseitig ihre „Fakten“ um die sprichwörtlichen Ohren hauen. Und? Was macht die Presse 2.0? Immer mittenmang dabei – wie Bolle (nicht unser Bolle, of course) seinerzeit in Pankow: Klare und unkaputtbare Vorstellungen, wie die Welt zu sein hat – darum spricht Bolle ja gerne auch von „Hypno-Presse“ – flankiert durch eine „überschaubare“ Zahl eingeschworener „Experten“, die uns in bester Berger/Luckmann-Manier beteuern, daß wir wohl die wirklichste aller möglichen Welten bewohnen – Wahrheit inklusive.

Hinzu kommt das voluntative Element: Das Sein (und nicht etwa die „Fakten“) bestimmt das Bewußtsein  – und damit auch das Wahrheitsempfinden. Aber das – wie könnte es auch anders sein? – ist schon wieder ein anderes Kapitel.

Fr 15-01-21 Von Tischen und Stühlen

Von Tischen und Stühlen.

Versuchen wir es zunächst mit höchst trivialen, weil definitorischen Aussagen – bei denen eigentlich nichts schief gehen kann. Ein Stuhl ist ein Stuhl. Ein Tisch ist ein Tisch. Ist das so? Definitiv. Kann man das so sagen? Man kann nicht nur – man muß. Ansonsten stünde es finster um den Fortschritt der Wissenschaften. Darf man das so sagen? Diese Frage hat mit Wissenschaft – also mit Ist-Aussagen – rein gar nüscht zu tun. Was dann? Hierbei handelt es sich um eine Frage der Ethik im weiteren Sinne – also um eine Soll-Aussage. Und Soll-Aussagen sind mit Ist-Aussagen definitiv inkompatibel. Allein, daß man im 21. Jhd. – also 280 Jahre nach David Hume’s Treatise of Human Nature – eigens darauf hinweisen muß, ist bei Lichte betrachtet ein Skandal an und für sich.

Nun wird sich sein Stuhl kaum wegen „Diskriminierung“ beschweren, wenn man ihm die Eigenschaft, ein Tisch zu sein, abspricht. Legen wir also sozialpsychologisch ein wenig nach und postulieren: Ein Schwarzer ist schwarz. Ein Weißer ist weiß. Hierbei handelt es sich immer noch um rein definitorische Aussagen, die wissenschaftlich gesehen überhaupt nicht falsch sein können – es sei denn, man wollte um vermeintlich höherer Ziele willen die Wissenschaften in Bausch und Bogen über Bord werfen. Was nun, wenn sich ein Schwarzer deswegen „rassistisch diskriminiert“ fühlt? Oder ein Weißer? Daß sich da jemand finden wird, kann als sicher gelten. Obwohl: einen kleinen Bias sieht Bolle schon: Wenn ein Weißer sich „rassistisch diskriminiert“ fühlt, macht er sich lächerlich. Wenn ein Schwarzer das gleiche verlautbaren läßt, gilt er als Vorkämpfer für eine bessere Welt. Doch das nur am Rande. Nun – falls sich jemand diskriminiert fühlen sollte, müßten wir uns entscheiden, ob wir der Logik (wahr oder nicht wahr?) oder der Ethik (darf man oder darf man nicht?) den Vorrang einräumen wollen. Der Zeitgeist steht auf Ethik – zu Lasten der Wissenschaft.

Was hat das alles mit uns zu tun? Nun – Martin Sonneborn, einer der beiden einzigen Vertreter der Partei „Die PARTEI“ im EU-Parlament, wurde dieser Tage „Opfer“ der Ethik-Präferenz. Anscheinend hatte er darüber gewitzelt, daß Asiaten kein „R“ aussprechen können. Bolle meint: Na und? Ick selber kann ooch keen „R“ aussprechen – jedenfalls keen spanisches. Falls jemand darauf hinweist – muß ick mir dann rassistisch diskriminiert fühlen? Der einzige weitere Abgeordnete der PARTEI, der Kapuziner-Komiker Nico Semsrott, jedenfalls fühlte sich – wenn auch nur stellvertretend – rassistisch betroffen. So betroffen, daß er meinte, umgehend aus der PARTEI austreten zu müssen – und ihre Repräsentanz im Hohen Hause damit glatt zu halbieren. Maximale Konsequenz bei minimalem Anlaß, also – und eine klare Ethik-Präferenz zu Lasten der Wahrheit. Noch konsequenter indessen hätte Bolle es gefunden, wenn er sein Mandat – und damit super-leicht verdientes Geld –  gleich mit niedergelegt hätte. Aber so weit ging die Empörung dann offenbar doch nicht.

Und? Was macht Sonneborn? Abschwör’n, abschwör’n – ganz wie im späten Mittelalter (Galileo, Luther, jeweils nur fast, und noch viele andere mehr …).

Und was macht die Presse? Jubelt das ganze zum „Sonneborn-Eklat“ hoch – und wundert sich, daß sie niemand mehr ernst nehmen mag. No sence of science no sense of humor – no sense of political awareness. Aber das ist dann doch schon wieder ein anderes Kapitel.

Do 14-01-21 Derangierte Demokraten

Esse vera — wirklich wahr?

Bolle, sollen wir das übersetzen? Unbedingt!

Weiter ist aber auch das Wissen erforderlich,
daß alles das, was wir
klar und deutlich einsehen,
und in eben der Weise, wie wir es einsehen,
wahr ist.

Zugegeben: Das läßt noch Spielraum für die Wahrheitsfindung.

Was allerdings die Demokraten in God’s own country sich derzeit leisten, sprengt jede Grenze zwischen Wahrheit und Wahnsinn. Da wird allen Ernstes wenige Tage vor dem Ablauf der Amtszeit eines vom Volke gewählten Präsidenten unter Bemühung an den Haaren herbeigezogener Verfassungszusätze ein Amtsenthebungsverfahren initiiert. Mit dem gegenwärtigen Präsidenten kann das schon rein aus Zeitgründen nichts zu tun haben. Was dann? Es geht ganz offensichtlich und ganz allein um den möglichen 47. Präsidenten der Vereinigten Staaten im Jahre 2025 – Mr. Donald Trump, schon wieder. Horror horribilis. Kann man so sehen – muß man aber nicht. Natürlich steht es jeder Partei frei, ihre politischen Widersacher zu bekämpfen. Aber völlig ohne Maß und Mitte? Und voll am Volk vorbei – indem man potentiell aussichtsreiche Kandidaten gleich im Vorfeld abschießt? Und das ausgerechnet von Leuten, die sich „Demokraten“ nennen? Schon Aristoteles etwa hätte so etwas vor 2.300 Jahren, vorsichtig gefaßt, wohl eher als untugendhaft empfunden.

Letztlich muß man sich wirklich fragen, wessen Demokratie-Verständnis am krassesten unterentwickelt ist: Das von Trump, das der Demokraten, das von Twitter und Konsorten („Twitter & Co.“) – oder womöglich gar das der Presse?

Wenn eine private Firma wie Twitter dem amtierenden Präsidenten der Vereinigten Staaten einen Maulkorb verpaßt, dann heißt es in den Systemsendern, für Trump habe es sich „ausgezwitschert“. Ein bemerkenswertes Verständnis von Meinungsfreiheit und Demokratie.

In der Tat hat es nach der Sperrung des Twitter-Accounts Tage gedauert, bis sich die nachdenklicheren, und wohl auch klügeren, Vertreter der schreibenden Zunft zum Beispiel wie folgt geäußert haben (Garbor Steingarts Morning-Briefing vom 12. Januar):

[…] die Meinungsfreiheit ist unter die Räuber gefallen. Diese Räuber bleiben auch dann Räuber, wenn sie sich selbst dem Publikum als Samariter vorstellen.

Aber auch zuvor schon, fast 300 Jahre zuvor, haben ganz offenkundig hellere Geister – wie zum Beispiel Alexis de Tocqueville in seinem Werk „Die Demokratie in Amerika“ (1835 / 1840) – vor der „Tyrannei der Mehrheit“ gewarnt.

Derlei indes kann zeitgenössischen Journalismus 2.0 kaum anfechten. Hier geht es überwiegend darum, wer aufgrund welcher Mehrheitsverhältnisse welche Chancen hat, mit welcher Missetat durchzukommen. „Schwimmflügel-Journalismus“ nennt Bolle das: alles tun, um immer hübsch an der Oberfläche zu bleiben. Ist ja auch sicherer. Das hat man nun davon, wenn man – seinerzeit aus guten Gründen, übrigens – einen ganzen Berufsstand von jeglichem Ausbildungserfordernis freistellt. Aber das ist dann doch schon wieder wohl ein anderes Kapitel.

Nachtrag in eigener Sache: agenda 2028  wird heute 9 Jahre alt. Allet Jute zum Jeburtstach! Hoch sollse leben!

Mi 13-01-21 Von Vakzinen und Wikingern

Von Vakzinen und Wikingern.

Hier eine kleine Notiz am Rande. Kürzlich ist Bolle zu Ohren gekommen, daß es in Schweden relativ gesehen deutlich höhere Corona-Fallzahlen gebe und auch eine höhere Sterblichkeit. So weit, so schlecht. Im gleichen Atemzug aber hieß es: Daher sei der schwedische Sonderweg „gescheitert“. Immer, wenn er so was hören muß, stehen Bolle sämtliche Logik-Schaltkreise zu Berge. Ob dieser „Sonderweg“ – allein das Wort schon: immer, wenn jemand nicht hurtig mit der Herde hoppelt, ist es gleich ein „Sonderweg“, mithin in Sprache gegossene Alternativlosigkeit. Ob nun also dieser Sonderweg gescheitert ist oder nicht, hat nichts mit der Zahl der Fälle, und auch nichts mit der Zahl der Toten zu tun – sondern allein damit, was man erreichen wollte. Nun könnte man den Schweden vorwerfen, daß sie nicht „Leben, Leben, über alles“ gestellt haben. Allerdings meint Bolle, das gehe allein die Schweden was an. Tatsächlich liegt die Zahl der relativ Toten mit 0,9‰ in etwa doppelt so hoch wie in Deutschland. Von 1.000 Schweden ist bislang also knapp einer gestorben – in Deutschland dagegen waren es nur 0,5. Na toll! Hey – das sind Wikinger. Die sind halt anders drauf! Ja, dürfen die das denn? Of course. Ein frecher, frischer Sonderweg ist Bolle allemal lieber als das massenmedial forcierte pathetische Einheitsgeschwurbel. Es lebe der Ideen-Wettbewerb. Wer (noch immer) so wenig weiß wie wir, der sollte besser stille schweigen – zumindest aber das Maul nicht allzu weit aufreißen. Wer Recht gehabt haben wird, entscheidet wie immer die Geschichte. Und nur die Geschichte. Hinterher ist man bekanntlich immer schlauer. Aber das ist dann doch schon wieder ein anderes Kapitel.

Di 12-01-21 Jedem Böhnchen sein Corönchen

Jedem Böhnchen sein Corönchen.

Bei der heutigen Überschrift handelt es sich offenkundig um eine Melange aus „Jedem Tierchen sein Pläsierchen“ und „Jedes Böhnchen gibt ein Tönchen“. Zugegeben – ein wenig gaga ist das schon. Indes: Bolle gefällt’s. Und überhaupt: gilt das nicht für das gesamte Themenfeld?

Da werden uns seit mittlerweile fast einem Jahr Tag für Tag alarmistische Meldungen um die Ohren gehauen – stets garniert mit dem Hinweis, daß es schwierig sei, die Daten zu interpretieren. Ähnliches – und ähnlich überflüssiges – kennt man sonst nur von der Arbeitslosenstatistik und von den allabendlichen Börsenkursen. Hört, hört!

Halten wir es also mit Carl Friedrich Gauß und verzichten wir auf eine übertrieben genaue Rechnung. Wie stehen die sprichwörtlichen Aktien?

Zur Zeit gibt es, falls die Daten überhaupt irgendeinen Taug haben,  weltweit 2 Millionen Tote, die Corönchen zugeschrieben werden („durch oder mit“) – bei 91 Millionen „Fällen“. Das entspricht einer Letalität von 2/91, mithin also 2,2% bzw. beachtlichen 22‰. Bezogen auf die Weltbevölkerung bedeutet das: 2 Millionen durch 8 Milliarden, mithin also (nur) 2,5‰. Das ist gerade mal ein hundertstel! Wie läßt sich eine solch krasse Abweichung – die jeden ambitionierten Wissenschaftler unversehens in akademische Aus katapultieren würde – erklären? Eigentlich nur dadurch, daß – weltweit gesehen – nur jeder hundertste „Fall“ als solcher auch in der Statistik auftaucht. Und der Rest? Symptomlose bzw. harmlose Krankheitsverläufe, die nie ein Arzt zu Gesicht bekommt, und die folglich auch nie als solche erfaßt werden.

In Deutschland übrigens haben wir es mit 40.000 Toten bei etwa 80 Millionen Leuten zu tun. Das entspricht einer Letalität von 0,5‰. Sie liegt damit in etwa doppelt so hoch wie die weltweite Letalität. Liegt das nun daran, daß es sich in Deutschland leichter stirbt – oder liegt es nicht doch eher daran, daß in Deutschland mehr „Fälle“ erfaßt werden – einfach deshalb, weil die Möglichkeit und die Bereitschaft, zum Arzt zu rennen und sich testen zu lassen, sehr viel größer ist? Bolle würde letzteres durchaus einleuchten.

Oder nehmen wir Belgien. Hier liegt die gemessene Letalität bei 1,7‰ – also mehr als drei mal so hoch wie in Deutschland. Liegt das nun daran, daß übertriebener Pommes-Konsum das Immunsystem dann doch übermäßig schwächt? Oder liegt es nicht doch auch hier wieder an der überdurchschnittlichen Möglichkeit und Bereitschaft, sich testen zu lassen? Bolle würde wiederum letzteres einleuchten wollen.

Kurzum: So, wie’s aussieht, sagen die Daten mehr über den Zustand der jeweiligen Gesundheitssysteme aus als über die jeweilige Corönchen-Lage. Fazit? Solange Ihr so wenig Durchblick habt: bleibt uns doch bitteschön mit Eurer Himpfstoff-Hysterie vom Halse. Mag ja sein, daß man so das Volk verschüchtern kann. Aber jemanden wie Gauß? Aber das ist dann doch schon wieder ein anderes Kapitel.