Sa 30-01-21 Denken nützt …

Denken nützt.

Heute konnten wir in den bildungsbürgerlichen Medien erfahren, daß Statistiker ermittelt haben, daß die sogenannte „Übersterblichkeit“ in Deutschland zur Zeit bei 5% liegt – daß zur Zeit also 5% mehr Leute sterben als sonst. Kiek ma eener an, meint Bolle und verweist auf unseren Beitrag von neulich, Mo 25-01-21 Live forever? Dort hatten wir locker überschlagen, daß in Deutschland regelmäßig und sowieso Jahr für Jahr 1 Mio Leute sterben – wobei gegenwärtig etwa 50.000 Corönchen zugerechnet werden. Nun ist es so, daß 50.000 geteilt durch 1 Mio zufälligerweise justamente 5% ergibt. Dafür braucht man weiß Gott keine Statistiker – und erst recht keine Mathematiker. Das kann jeder Taschenrechner.

Natürlich möchte Bolle mitnichten „arrogant“ rüberkommen. Aber ein wenig verwundert ist er schon, mit welcher Gründlichkeit – um nicht zu sagen: Scheingenauigkeit – seit Monaten neben den regulären Nachrichten in ungezählten „Extras“ und „Spezials“ über R-Werte, Inzidenzwerte, Verstorbene, „Genesene“ und weiß der Teufel was sonst noch auf die Einerstelle genau (!) berichtet wird. Besonders pikant findet Bolle den regelmäßigen Hinweis, daß es sich hierbei nur um Datenmüll handeln kann (so sagt das natürlich keener – aber genau darauf läuft es hinaus), unter anderem, weil „am Wochenende weniger Daten gemeldet“ würden. Bolle meint: Wie man aus Daten schwankungsbereinigte Trends ermittelt, ist den Statistikern seit mindestens 100 Jahren klar. Warum dann das Volk Tag für Tag sinnlos zumüllen? Weil es „gefühlt“ mehr zu berichten gibt? Weil es die Leute in „gefühlter“ Dauer-Alarmbereitschaft hält? Wenn das mal gutgeht auf die Dauer … Aber das ist dann doch vielleicht schon wieder ein ganz anderes Kapitel.

Mi 27-01-21 Wahn und Wirklichkeit

Wahn und Wirklichkeit in der Dreigroschenoper.

„Wahn“ – das ist den meisten nicht klar – ist ein uraltes Wort. Der Ursprung läßt sich zurückverfolgen bis ins Althochdeutsche und darüber hinaus ins Germanische, Gotische und Altnordische. Und überall bedeutet es das gleiche – nämlich ›Hoffnung, Erwartung‹. Man könnte auch sagen: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Die semantische Nähe zu „Wahnsinn“ dagegen ist vergleichsweise jung. Um vermeidbaren Konfusionen vorzubeugen, sollten wir uns besser auf „Wunsch und Wirklichkeit“ verständigen.

Die Wirklichkeit taucht regelmäßig im Singular auf – auch wenn die Perspektiven darauf höchst vielfältig sein mögen. Der Wünsche dagegen gibt es furchtbar viele. Auf den Brecht’schen Punkt gebracht: Wer plant, muß wählen. Damit ist zwar noch lange nicht gesagt, daß der Plan dann auch „geht“. Aber immerhin: It’s a start. Aber wählen – man könnte auch sagen: entscheiden – ist beileibe nicht jedermanns Sache. Und das ist karrieretechnisch ja auch durchaus klug. Wenn einer sagt: Dieses will ich, jenes nicht – dann hat er, namentlich in einer pluralistischen und massenmedial gesteuerten Gesellschaft, sofort alle am Hals, die exaktemente das Gegenteil wollen. Und wenn sich – rückblickend betrachtet – mehr oder weniger „nachweisen“ läßt, daß das ursprünglich Gewollte in eine Sackgasse geführt hat oder zumindest schwere „Nebenwirkungen“ mit sich gebracht hat, dann steht’s schlecht um die weitere Karriere. Folglich produziert „das System“ scharenweise Leute, die sich vernünftigerweise immer schön bedeckt halten. Einer Problemlösung, die den Namen verdient, kommt das allerdings  weniger zugute. So ist das nun mal bei Nash-Gleichgewichten. Sei’s drum.

Was hat das alles mit Corönchen zu tun? Corönchen – das scheint Bolle das Gute daran – wird uns zwingen, unsere vielfältigen Wünsche mit der einen Wirklichkeit abzugleichen. Im Zweifel gewinnt die Wirklichkeit – egal, was wir für wünschenswert halten. Im Moment sieht es ganz danach aus, als würden die „Markt-Taliban“ – die die letzten Jahrzehnte absolut die Oberhand hatten –  ein wenig in die Defensive geraten. Und das ist wohl auch gut so – andererseits dann aber doch schon wieder ein anderes Kapitel.

Di 26-01-21 Live forever, again

Relative Corönchen-Anfälligkeit nach Lebensalter.

Nach unserem Beitrag von gestern (Mo 25-01-21 Live forever?) haben uns einige Rückmeldungen erreicht: Der wundersame Rückgang bei den über 90-jährigen könne ja wohl nur daran liegen, daß es von denen nicht mehr allzu viele gebe. Besten Dank dafür. Bolle – wie geht man mit so etwas um? Kein Problem – wir rechnen die Verteilung der verschiedenen Altersgruppen einfach raus. Gesagt, getan. Damit ergibt sich eine neue Graphik – die das Gemeinte allerdings nur noch unterstreicht.

In den Psaltern 90, 10 heißt es: Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn’s hoch kommt, so sind’s achtzig Jahre, und wenn’s köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen; denn es fähret schnell dahin, als flögen wir davon.

Das aber ist – man kann es kaum anders sagen – die conditio humana auf den Punkt gebracht. Kommen wir damit klar. Sagen wir so: Die Wahrscheinlichkeit, das nächste Jahr (oder die nächsten Jahre – darauf kommt es nicht an) zu überleben, sinkt mit zunehmendem Lebensalter. Und nichts anderes spiegelt sich in unserer Corönchen-Anfälligkeits-Statistik: Je älter, desto anfälliger fürs Ableben. Kann man unter diesen Umständen sagen, daß Corönchen ursächlich ist – oder ist es einfach nur auslösend? Ein Trigger, auf neudeutsch. Bolle vermutet letzteres.

Das aber legt einmal mehr nahe, daß Corönchen eher ein psychologisches Problem auf der Ebene „letzte Fragen“ ist und weniger ein medizinisches. Wir haben es hier und überhaupt mit einer Population zu tun, die mit ihren dringend anzuratenden agnostisch-kontemplativen Exerzitien schwer ins Hintertreffen geraten ist. Bedauerlich – aber auf die Schnelle kaum zu ändern. Philister – alles Philister. Das aber ist dann doch schon wieder ein anderes Kapitel.

Mo 25-01-21 Live forever?

Relativer Exitus nach Lebensalter.

Manche Dinge werden Bolle erst so richtig klar, wenn er eine Graphik vor Augen hat. Wenn die Angaben nicht lügen – wovon wir mangels besseren Wissens einmal ausgehen wollen – dann kann man Corönchen eigentlich nur als ›Rentnerproblem‹ einstufen. Nach entsprechender Datenverdichtung ergibt sich nämlich, daß 92,7% der Dahingeschiedenen auf Rentner entfallen. Das sind fast alle. Natürlich gönnt Bolle allen und jedem (beider- bzw. allerlei Geschlechts, of course) ein möglichst langes und auch möglichst erfülltes Leben. Indes: Macht bei dieser Datenlage die feine Unterscheidung zwischen „an Corönchen“ und „mit Corönchen“ überhaupt noch irgendeinen Sinn? Oder ist Corönchen nur ein, zugegeben: auffälliger, Auslöser für den finalen Exit, der uns Menschen als sterblichen Wesen nun einmal bestimmt ist? Ist nicht jede andere denkbare Sichtweise im Kern frevelhaft, hybrid – oder gar gottlos?

Bevor wir hysterisch werden – hier die frohe Botschaft. Aus der Tatsache, daß 92,7% der Dahingeschiedenen Rentner sind, folgt nicht, daß furchtbar viele Rentner dahingeschieden sind. Noch liegt die Sterblichkeit insgesamt bei lediglich 0,6‰. Das ist so gut wie Null. Nun könnte man dagegenhalten und argumentieren, daß sie damit absolut gesehen bei über 50.000 liegt – und das seien 50.000 zuviel. Wiederum umgekehrt sollten wir uns aber auch klarmachen, daß in einem Land mit einer Wohnbevölkerung von etwa 80 Millionen und einer Lebenserwartung von in etwa 80 Jahren natürlicher- bzw. auch statistischerweise ohnehin 1 Mio Einwohner pro Jahr das Zeitliche segnen. Das, so meint zumindest Bolle, relativiert die 50.000 doch sehr. Könnte es nicht vielleicht sein, daß wir es hier weniger mit einem medizinischen Problem und nicht doch eher mit einer Form von anthropozentrischem Totalitarismus zu tun haben? Frei nach dem Motto: Let’s live forever. Fuck the rest of all. Das aber ist dann doch schon wieder ein definitiv anderes Kapitel.

Fr 22-01-21 Vom Wollen und Verwirklichen

Der Turing-Test in Bolles Adaption.

Die IT-Technologie hatte in den 1940er Jahren für damalige Verhältnisse gigantische Fortschritte gemacht. Weder der Bau der Atombombe noch die Entschlüsselung der ENIGMA wäre ohne „Maschinen“ – wie die Rechner damals noch hießen – möglich gewesen. Damit kam die Frage auf, was passieren müsse, um eine Maschine als „intelligent“ einstufen zu können bzw. gar zu müssen. So kam es 1950 schon zum (später) so genannten „Turing-Test“: Wenn ein Mensch sich über längere Zeit mit einer Maschine austauschen würde, ohne seinen „Gesprächspartner“ als Computer „entlarven“ zu können, dann müsse man – so Turing – davon ausgehen, daß die Maschine „intelligent“ sei. Der Clou dabei: Wir reden hier nicht von humanoider Intelligenz. Der konnten und wollten die frühen Nerds schon damals nicht allzu viel zutrauen. Falls Ihr Zweifel habt: Fragt Euch doch mal kurz, was die dritte Wurzel aus 4711 ist? Und dann fragt mal Euren Taschenrechner. Die Antwort ist etwa 16,76374. Und? Wer war schneller? Oder zählt mal kurz durch, wie oft der göttliche Zuspruch „Fürchte Dich nicht“ in der Bibel vorkommt. Eine Maschine erledigt so etwas in sekundenschnelle. Oder versucht mal, einen modernen Schachcomputer zu schlagen. Fassen wir zusammen: Maschinen ticken anders – und können dabei sehr, sehr vieles sehr viel besser als humanoide Intelligenz das jemals können wird. Damit stellt sich früher oder später – nach heutigem Stand eher früher – die Frage: Wer hat auf Dauer das Sagen? Maschinen oder Menschen? Diese und ähnliche Überlegungen veranlaßten Turing damals schon zu der verschärften Fassung – daß also Maschinen auf die Idee kommen könnten, daß Menschen letztlich gar nicht denken können.

Und? Was sagt Bolle? Schlimmer geht immer. Wir hatten diesen Punkt am Rande schon mal kurz gestreift – vgl. dazu Fr 04-12-20 Das vierte Türchen … Bei ›Alice in Wonderland‹ heißt es ganz treffend:

– Könntest Du mir bitte sagen,
wie ich von hier aus am besten weiterkomme?
– Das hängt schwer davon ab, wo Du hin willst …

Kurzum: Solange man nicht weiß, wo man hin will, muß man sich nicht wundern, wo man ankommt – falls überhaupt irgendwo. Können die Maschinen das nicht für uns ausrechnen? Nein, können sie nicht. Wo wir hinwollen, müssen wir schon selber wissen. Und wenn wir uns nicht trauen zu wollen, sieht’s finster aus – furchtbar finster. Übertrieben? I wo. Hier ein einziges, klitzekleines Beispiel aus den heutigen Nachrichten: Wir wollen (1) „Freie Grenzen in Europa“ und wir wollen (2) „Die Pandemie eindämmen“. Ja, was denn nun? Idealerweise beides – und zwar gleichzeitig. Das funktioniert aber absehbar nicht.

Eine Maschine würde kühl zwei Eingaben erwarten:
Was sind die Zielparameter (was wollt Ihr erreichen)?
Was sind die Aktionsparameter (an welchen Stellschrauben ließe sich drehen)?

Und wenn wir dann bei Zielparameter „Friede, Freude, Eierkuchen“ nebst „Demokratie und Freiheit“ und vielleicht auch noch „heal the world“ eingeben, dann wird jede Maschine – und sei es die intelligenteste – ein fröhliches „Error“ ausspucken: Gleichungssystem nicht lösbar. Ein humanoides soziales System – insbesondere eine Demokratie – braucht da deutlich länger, um zum gleichen Ergebnis zu gelangen. Das indes geht absehbar so lange so weiter, bis die Maschinen dann letztlich doch zu dem Ergebnis kommen, daß Menschen in der Tat nicht denken können – und nicht einmal zu wollen wissen. Aber das ist dann wirklich doch schon wieder ein anderes Kapitel.

Mi 20-01-21 Maaslosigkeiten

Recht haben — und Recht haben dürfen.

Neuerdings gibt es in Deutschland – falls man dem amtierenden Außen(!)-minister folgen mag, zwei Gruppen von Grundrechtsträgern: Solche, die ihre Grundrechte „ausüben“ dürfen – und solche, bei denen das nicht der Fall ist. Bolle meint – ketzerisch, wie er nun mal ist: Ein Grundrecht, daß ich nicht „ausüben“ darf, ist keinen Schuß Pulver wert. Dann kann man’s auch gleich knicken. Das wäre wenigstens ehrlich.

Rudolf von „Ih-Hering“ – wie er unter Jura-Studenten als kleine Gedächtnisstütze auch gerne genannt wird – hatte damals mit seinem Spruch einiges an Aufsehen erregt. Seinerzeit glaubte man überwiegend („herrschende Lehre“) noch daran, daß sich das Recht aus göttlicher Güte und Vollkommenheit naturgegeben ableiten ließe. Das indes ist 150 Jahre her. Heute – deutlich säkularisierter – glauben viele, daß die Demokratie (i.S.v. ›die Herrschaft der Guten‹) auch zu „gutem“ Recht führen müsse bzw. zumindest werde. Mit solchen „Hammer-Sprüchen“ dürften heutzutage viele nicht mehr allzu viel anfangen können. Hohe Zeit also, daß wir zumindest daran erinnern. Mit äußerst feinen Unterscheidungen indes wie „Rechte haben“ vs. „Rechte ausüben dürfen“ brillieren traditionsgemäß in erster Linie wohl nur Juristen – wie nicht zuletzt unser Außenminister. Gute Argumente? Lassen sich immer finden. So was lernt man im Studium. Aber das ist vielleicht schon wieder ein ganz anderes Kapitel.

Di 19-01-21 Total exponential

Total exponential.

Bolle, was soll das denn heißen? – Ick würde sagen: Det größte Manko von uns Menschen ist unsere Unfähigkeit, mit der Exponentialfunktion umzugehen. Sie ist einfach zu „kontra-intuitiv“. Daran hat auch Corönchen nüscht jeändert. – Geht’s nicht auch ein wenig konkreter? – Durchaus. Hier zwei aktuelle Meldungen aus dem Blätterwald:

Der Flughafen Frankfurt am Main meldet einen „Einbruch“ bei den Passagierzahlen von fast 75%. Das ist krass – entspricht aber dem Niveau von 1984. Umgekehrt bedeutet das, daß die Kinder vor Corönchen vier mal so viel geflogen sind wie ihre Eltern seinerzeit – und wundern sich dann, daß sie Fridays for Future kämpfen müssen. How dare you? Was hat das mit der Exponential-Funktion zu tun? Nun – eine Vervierfachung binnen 35 Jahren (1984 bis 2019) entspricht einer jährlichen Wachstumsrate von albernen 4%. Hier macht’s nicht die Masse – hier macht’s der reine Zeitablauf.

Die zweite Meldung: George Soros  – den einen ein „Philantrop“, den anderen ein demokratisch nicht legitimierter Weltenlenker – hat einmal mehr „ewige Anleihen“ ins Gespräch gebracht. ›Ewige Anleihen‹ – das ist Geld, das man sich leiht, aber praktisch nie zurückzahlen muß. Macht das Sinn? Aber Ja doch. Für den Geldnehmer sowieso – das leuchtet ein. Für den Geldgeber aber auch – dauerhafte „Bonität“ des Schuldners vorausgesetzt, of course. Bei einem Zinssatz von realistischen 2,1% bedeutet das, daß ein Geldgeber nach etwas 33 Jahren, also wiederum nach etwa einer Generation, sein Geld in Form von Zinsen wieder eingespielt hat. Und das ganze „auf ewig“ gestellt. Ganz praktisch gesehen heißt das: Wer es fertigbringt, seinem (oder irgendeinem solventen) Staat einmalig ein Milliönchen zu leihen, kann sich ab sofort eines monatlichen Einkommens von 1.750 Euro (vor Steuern und Inflation, versteht sich) erfreuen – auf ewig. So macht Kapitalismus wirklich Spaß. Sozialneid? I wo. Wir reden hier rein von Mathematik im allgemeinen und Exponential-Funktionen im speziellen.

Gibt es denn nichts konstruktiveres zu vermelden? Oh doch. Wenn wir, als „human race“, besser mit der Essential Exponential umgehen könnten, wäre das Rentenproblem (unter wenig kritischen Nebenbedingungen) auf einen Schlag gelöst – auch ohne Zinseinkommen von 1.750 Euro. Wer mehr wissen will: https://agenda2028.org/texte/zukunft-der-rente/. Da steht eigentlich alles drinne, was man wissen muß. Leider nicht gerade Lektüre „für unter der Bettdecke“. Andererseits aber auch kein Hexenwerk. Aber im Grunde ist das schon wieder ein anderes Kapitel.

Mo 18-01-21 So sein — oder so sein …?

So isset eben.

Och Mensch. So isset eben. Das Thema ist viel zu weit, um es hier auf die Schnelle abzuhandeln. Schon 2006 hatte der Göttinger Politologe Franz Walter ein Büchlein mit dem geradezu prophetischen Titel ›Die ziellose Republik‹ vorgelegt. Wo wollen wir eigentlich hin? Zurück zur „Normalität“? Mit high speed aus den Schulden „rauswachsen“, die zur Zeit ein Teil der Gesellschaft bei einem anderen Teil der Gesellschaft anhäuft  – und somit deren Macht ins ungeheuerliche steigert? Corönchen könnte eine so schöne Gelegenheit sein, kollektiv eine agnostisch-kontemplative Phase einzuläuten – ganz ähnlich, wie wir es im Dezember mit unserem einschlägigen Adventskalender versucht hatten. Was ist da eigentlich draus geworden? Irgendwelche Einsichten? Laßt hören. Im Moment hat es für Bolle wirklich den Anschein, daß außer „banal am Leben kleben“ nicht viel an Perspektive in Sicht ist. Bislang hat es nicht einmal gereicht, die Gunst der Stunde zu nutzen und über ein bedingungsloses Grundeinkommen wenigstens etwas vertiefter nachzudenken. Oder zumindest die teils wirklich üblen Arbeitsbedingungen der „Helden der Arbeit“ in den Kliniken, den Pflegeheimen oder auch in den Supermärkten und anderenorts deutlich zu verbessern oder wenigstens finanziell spürbar aufzuwerten. Außer einem Wust an warmen Worten ist da bislang nicht viel passiert.

Bolles vorläufige Prognose: Wir werden noch ein Weilchen weiterwurschteln – und zwar so lange, bis die Maschinen soweit sind, daß man ihnen einfach nur Ziel- und Aktionsparameter eingeben muß und sie uns dann mit kühler Logik mitteilen, was zu tun ist – bzw. daß wir die Zielparameter (also das, was wir erreichen wollen) gründlich abspecken müssen oder aber die Aktionsparameter (also das, was wir possibly überhaupt tun können) gründlich aufstocken, da die Gleichungssysteme ansonsten schlechterdings unlösbar sind. Bolle’s altes Credo: Was mathematisch nicht funktioniert, funktioniert nicht mal im Kapitalismus – und übrigens auch nicht im Sozialismus.

Alan Turing, Master Mind der künstlichen Intelligenz, soll einmal sinngemäß gesagt haben, daß eine wirklich intelligente Maschine eine Maschine ist, die zu dem Schluß kommt, daß Menschen nicht denken können. Bolle fürchtet, er hat Recht. Indes: Allet wird jut. Aber nicht so. Im übrigen wäre das auch ein definitiv anderes Kapitel.

Mi 13-01-21 Von Vakzinen und Wikingern

Von Vakzinen und Wikingern.

Hier eine kleine Notiz am Rande. Kürzlich ist Bolle zu Ohren gekommen, daß es in Schweden relativ gesehen deutlich höhere Corona-Fallzahlen gebe und auch eine höhere Sterblichkeit. So weit, so schlecht. Im gleichen Atemzug aber hieß es: Daher sei der schwedische Sonderweg „gescheitert“. Immer, wenn er so was hören muß, stehen Bolle sämtliche Logik-Schaltkreise zu Berge. Ob dieser „Sonderweg“ – allein das Wort schon: immer, wenn jemand nicht hurtig mit der Herde hoppelt, ist es gleich ein „Sonderweg“, mithin in Sprache gegossene Alternativlosigkeit. Ob nun also dieser Sonderweg gescheitert ist oder nicht, hat nichts mit der Zahl der Fälle, und auch nichts mit der Zahl der Toten zu tun – sondern allein damit, was man erreichen wollte. Nun könnte man den Schweden vorwerfen, daß sie nicht „Leben, Leben, über alles“ gestellt haben. Allerdings meint Bolle, das gehe allein die Schweden was an. Tatsächlich liegt die Zahl der relativ Toten mit 0,9‰ in etwa doppelt so hoch wie in Deutschland. Von 1.000 Schweden ist bislang also knapp einer gestorben – in Deutschland dagegen waren es nur 0,5. Na toll! Hey – das sind Wikinger. Die sind halt anders drauf! Ja, dürfen die das denn? Of course. Ein frecher, frischer Sonderweg ist Bolle allemal lieber als das massenmedial forcierte pathetische Einheitsgeschwurbel. Es lebe der Ideen-Wettbewerb. Wer (noch immer) so wenig weiß wie wir, der sollte besser stille schweigen – zumindest aber das Maul nicht allzu weit aufreißen. Wer Recht gehabt haben wird, entscheidet wie immer die Geschichte. Und nur die Geschichte. Hinterher ist man bekanntlich immer schlauer. Aber das ist dann doch schon wieder ein anderes Kapitel.

Di 12-01-21 Jedem Böhnchen sein Corönchen

Jedem Böhnchen sein Corönchen.

Bei der heutigen Überschrift handelt es sich offenkundig um eine Melange aus „Jedem Tierchen sein Pläsierchen“ und „Jedes Böhnchen gibt ein Tönchen“. Zugegeben – ein wenig gaga ist das schon. Indes: Bolle gefällt’s. Und überhaupt: gilt das nicht für das gesamte Themenfeld?

Da werden uns seit mittlerweile fast einem Jahr Tag für Tag alarmistische Meldungen um die Ohren gehauen – stets garniert mit dem Hinweis, daß es schwierig sei, die Daten zu interpretieren. Ähnliches – und ähnlich überflüssiges – kennt man sonst nur von der Arbeitslosenstatistik und von den allabendlichen Börsenkursen. Hört, hört!

Halten wir es also mit Carl Friedrich Gauß und verzichten wir auf eine übertrieben genaue Rechnung. Wie stehen die sprichwörtlichen Aktien?

Zur Zeit gibt es, falls die Daten überhaupt irgendeinen Taug haben,  weltweit 2 Millionen Tote, die Corönchen zugeschrieben werden („durch oder mit“) – bei 91 Millionen „Fällen“. Das entspricht einer Letalität von 2/91, mithin also 2,2% bzw. beachtlichen 22‰. Bezogen auf die Weltbevölkerung bedeutet das: 2 Millionen durch 8 Milliarden, mithin also (nur) 2,5‰. Das ist gerade mal ein hundertstel! Wie läßt sich eine solch krasse Abweichung – die jeden ambitionierten Wissenschaftler unversehens in akademische Aus katapultieren würde – erklären? Eigentlich nur dadurch, daß – weltweit gesehen – nur jeder hundertste „Fall“ als solcher auch in der Statistik auftaucht. Und der Rest? Symptomlose bzw. harmlose Krankheitsverläufe, die nie ein Arzt zu Gesicht bekommt, und die folglich auch nie als solche erfaßt werden.

In Deutschland übrigens haben wir es mit 40.000 Toten bei etwa 80 Millionen Leuten zu tun. Das entspricht einer Letalität von 0,5‰. Sie liegt damit in etwa doppelt so hoch wie die weltweite Letalität. Liegt das nun daran, daß es sich in Deutschland leichter stirbt – oder liegt es nicht doch eher daran, daß in Deutschland mehr „Fälle“ erfaßt werden – einfach deshalb, weil die Möglichkeit und die Bereitschaft, zum Arzt zu rennen und sich testen zu lassen, sehr viel größer ist? Bolle würde letzteres durchaus einleuchten.

Oder nehmen wir Belgien. Hier liegt die gemessene Letalität bei 1,7‰ – also mehr als drei mal so hoch wie in Deutschland. Liegt das nun daran, daß übertriebener Pommes-Konsum das Immunsystem dann doch übermäßig schwächt? Oder liegt es nicht doch auch hier wieder an der überdurchschnittlichen Möglichkeit und Bereitschaft, sich testen zu lassen? Bolle würde wiederum letzteres einleuchten wollen.

Kurzum: So, wie’s aussieht, sagen die Daten mehr über den Zustand der jeweiligen Gesundheitssysteme aus als über die jeweilige Corönchen-Lage. Fazit? Solange Ihr so wenig Durchblick habt: bleibt uns doch bitteschön mit Eurer Himpfstoff-Hysterie vom Halse. Mag ja sein, daß man so das Volk verschüchtern kann. Aber jemanden wie Gauß? Aber das ist dann doch schon wieder ein anderes Kapitel.