Di 12-12-23 Das zwölfte Türchen …

Form und Inhalt.

Vor lauter vorweihnachtlicher Kontemplation wollen wir nicht vergessen, daß es auch noch andere Leute gibt auf der Welt. Leute, die mit dem Erlöser der Christenmenschen jetzt nicht soo viel am Hut haben. Leute etwa, denen das gesamte Erlöser-Konzept an sich eher fremd ist. Zen-Leute, zum Beispiel.

In solchen Sphären kreisend, mußte Bolle gestern, mitten im Weihnachtsrummel, an seinen lieben guten alten Zen-Meister denken. Und so ergab eines das andere. Bolle mußte daran denken, wie er damals – Berlin war seinerzeit noch proper von einer Mauer umrundet – jeden Morgen in aller Herrgottsfrühe mit seinem alten Strich-Achter (Mercedes-Benz-Baureihe von 1968 bis 1976) von Kreuzberg nach Steglitz gedüst ist – nur um ein Stündchen auf seinem Zafu (Sitzkissen) zu sitzen und stille zu schweigen. Danach gab es Tee – von tüchtigen Novizen in einem Nebenraum gelassen, aber doch zeremoniell angerichtet. Und? Was machte der liebe gute alte Meister? Steckte sich ein Zigarettchen an. Wer wollte, tat es ihm gleich. Für Aschenbecher war gesorgt. Bolle fand das einen höchst charmanten, geradezu kultivierten Unterschied zu seinem Yoga-Umfeld, in dem Rauchen als sowas von pfui-bäh galt. „Wo man raucht, da laß Dich nieder“, ging es Bolle durch den frisch aufgeräumten Sinn.

Und sonst? Die Straßen waren noch bequem befahrbar. Parkraumbewirtschaftung? Noch nicht erfunden. Parkplätze gab es überall und reichlich. Auto abschließen? Nicht unbedingt nötig. CO2? Gab es wohl damals schon. War aber nicht weiter der Rede wert. Glühwürmchen? Liefen unter ferner liefen, wenn überhaupt. Kurzum: Irgend etwas – dieser Schluß scheint unabweisbar – ist da seitdem in die Binsen gegangen. Ach ja: Damals, damals, sagen die Leute …

Dann zurück nach Kreuzberg. Für Bolles WG übrigens hatten seine morgendlichen Exkursionen den nicht geringzuschätzenden Vorzug, daß es – immer noch in aller Herrgottsfrühe – täglich frische Schrippchen gab. Und zwar ehrliche Schrippchen – ohne Körner, ohne Dinkel, und schon gar nicht vegan. Das aber ist dann doch schon wieder ein ganz anderes Kapitel.

Mo 11-12-23 Das elfte Türchen …

Vorwärts immer. Rückwärts nimmer.

Wir hatten ja bereits erwähnt, daß ein Modell – so es denn Taug hat – weit mehr erhellen kann als es auf den ersten Anschein erscheinen mag. Wohlan denn.

Suchen wir uns zunächst ein Gegenstück zu einem Sozialisten – denn das gibt der Volkswitz nicht her, und wählen wir dabei nicht ›Reaktionär‹ und schon gar nicht ›Nazi‹. Das könnte den Sozialisten so passen. Vielmehr wollen wir uns mit einem ›Konservativen‹ begnügen. Damit lautet der zweite Teil – weniger witzig, aber begrifflich präziser: Wer mit 40 nicht konservativ ist, hat keinen Verstand. Als nächstes greifen wir in die Klamottenkiste der Vorurteile und definieren einen ›Konservativen‹ als einen, der sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmert, beziehungsweise der, auf die Spitze getrieben, darauf aus ist, seinen persönlichen Wohlstand zu mehren und auch zu vererben. Übertriebene Steuerlast stört da nur, übertriebene Einmischung des Staates in private Angelegenheiten ebenso, übertriebene Formen von Solidarität mit den entrechteten und geknechteten dieser Welt nicht minder.

Aus der Perspektive eines Sozialisten mag das alles furchtbar „spießig“ sein – was uns hier aber nicht weiter bekümmern soll. Man mag das finden, wie man will. Eines aber wird man nicht leugnen können: Dieses so skizzierte Zerrbild eines Konservativen hat eine Ausrichtung. Er (beider- bzw. allerlei Geschlechts, of course) weiß, was er will, und ist weit davon entfernt, sich im Raum der Möglichkeiten (vornehm: Kontingenzraum) oder gar im Raum der Unmöglichkeiten zu verlaufen.

Ganz anders das Zerrbild eines Sozialisten – zumindest wie Bolle den Volkswitz versteht. Der Sozialist will alles und noch viel mehr – und das möglichst sofort. Ob das wie auch immer zusammenpaßt, interessiert ihn erst mal nicht – falls die Frage überhaupt einer Überlegung für Wert befunden wird.

Nun wird der geneigte Leser unschwer erkennen, daß ein so umschriebener Sozialist umstandslos alle Merkmale eines Glühwürmchens in sich vereint: „Wenn die Herzen heiß entflammen, und das Hirn hinkt hinterher …“.

Das kann man machen – vor allem mit 20, wenn der Sommer des Lebens beginnt. Allein es führt zu nichts – es fehlt am Fokus. Mit 40, zum Beginn des Herbstes des Lebens, sollte man da tunlichst etwas weiter sein. Daß das alles trotz aller Überspitzung nicht ganz aus der Luft gegriffen ist, mag das Beispiel gewisser Parteien illustrieren, die ihre besten Leute rauswerfen, allein weil sie denken können und das auch tun.

Im übrigen hält Bolle das ganze Lechts/Rinks-Schema ohnehin für nicht mehr „zeitgemäß“ – und damit auch die Unterteilung in Sozialisten und Konservative. Bleiben wir also, wenn wir schon typisieren wollen, beim Homo candens (der glühende Mensch) und beim Homo cogitans (der denkende Mensch). Das aber ist dann doch schon wieder ein ganz anderes Kapitel.

So 10-12-23 Das zehnte Türchen – der 2. Advent …

Au Backe!

Und schon ist der zweite Advent. Es könnte alles so besinnlich sein – wären da nicht die Glühwürmchen dieser Welt mit ihrem schier unerschöpflichen Eifer, die Welt nach Gusto zu verbessern. Sagen wir so: Bolles Geschmack ist es nicht.

Und so hat sich unser Schildchen für heute nach dem Motto „hart, aber herzlich“ gestaltet. Große Dichtkunst ist es nicht – das sieht Bolle ein. Immerhin handelt es sich dabei um ehrliche reine Reime – wenn auch nach dem nicht übermäßig originellen Haufenreim-Schema aaa. Gewisse mundartliche Anklänge wollen wir Bolle nachsehen – schließlich ist bald Weihnachten.

Gestern wollte Bolle – an sich harmlos – eine Tüte Milch für seinen Haferbrei öffnen. Indes die Verpackungskünstler hatten es so eingerichtet, daß Deckel und Milchtüte aufs Unauflöslichste miteinander verbunden waren – ein Phänomen, das Bolle schon von Cola-Flaschen her bekannt ist. Vermutlich steckt dahinter irgendeine der vielen EU-Weltverbesserungsbestrebungen. Wenn Deckel und Korpus – so wohl die Überlegung – über ein dünnes, aber zähes Plaste-Bändchen miteinander fest verbunden sind, wird wohl keine Hausfrau (beider- bzw. allerlei Geschlechts, of course) auf die Idee verfallen können, den Deckel achtlos in die Pampa zu werfen. In die Pampa ihrer eigenen Küche, versteht sich. Nichts anderes kann hier gemeint sein – jedenfalls nichts, was Bolle einleuchten würde. Vielmehr wird sie ihn – weil ja fest verbunden mit dem Korpus – getreulich und ordentlich im heimischen Müll entsorgen.

Kurzum: Was bei Cola-Dosen bei hinreichender Milde der Betrachtung vielleicht noch einleuchten mag – bei Milchtüten scheint das Bolle dann wohl doch eher ein Fall von gewisser Überambitioniertheit zu sein. Im übrigen geht Bolles Lösung ohnehin ganz anders. Getreu dem Motto „Ein deutscher Junge hat immer sein Taschenmesser dabei“ (mit solchen Sprüchen ist er nun mal aufgewachsen) – ein scharfer Schnitt, und zack, sind sämtliche einschlägigen Bestrebungen überambitionierter EU-Funktionäre auf einen Schlag zunichte gemacht.

Ein ähnliches Phänomen übrigens begegnet Bolle seit Jahren schon mit der Kindersicherung von Feuerzeugen. Doch auch hier wieder: Ein scharfer Schnitt (im weiteren Sinne) – und Schluß damit. Das aber ist dann doch schon wieder ein ganz anderes Kapitel.

Sa 09-12-23 Das neunte Türchen …

Himmel und Erde …

Falls Bolles Kalender nicht lügt, ist morgen schon der zweite Advent. Kinder, wie die Zeit vergeht … Selbst die Post hat ihre Schuldigkeit getan und die meisten Packerl von ihrer Odyssee erlöst.

Wir hatten unsere kleine Glühwürmchen-Miniserie lyrisch begonnen – und so wollen wir uns heute einen nicht weniger lyrischen kleinen Zwischenstop gönnen. Dabei sollten wir uns nicht daran stören, daß das Glühwürmchen – Form und Versmaß folgend – hier in Gestalt eines Schneeflöckchens erscheint. Zwar ist das nicht ganz das gleiche. Aber immerhin ist es, wie Bolle das zu fassen pflegt, wahr genug.

Natürlich gäbe es hier noch manches nachzutragen, um den Themenkreis gebührlich zu erden. Nicht zuletzt etwa die Frage, wie es wohl sein kann, in höh’ren Sphären schwebend eine solch traurige Figur zu machen. Das aber wär‘ dann doch schon wieder – zumindest für heute – ein ganz anderes Kapitel.

Fr 08-12-23 Das achte Türchen …

Glühwürmchen-Konfusion.

Gestern hatten wir erwähnt, daß Modelle – so sie denn Taug haben – oft furchtbar harmlos anfangen, um sich dann unversehens ins Furiose zu steigern. Für heute haben wir ein Beispiel ausgewählt, das sehr viel härter – und auch sehr viel „politischer“ –  ist als Glühwürmchens private Beziehungskisten.

Statt Freundin Anneliese und Katze Berta soll Gegebenheit A für ›Prima PISA‹ stehen und Gegebenheit B für ›Inklusiven Schulunterricht‹. Dabei wollen wir davon ausgehen, daß unser Glühwürmchen (Homo candens vulgaris) beidem zumindest aufgeschlossen gegenübersteht, also G (A) (+) und G (B) (+). Daß miese PISA-Ergebnisse einer wissensbasierten Industriegesellschaft auf die Dauer nicht sonderlich zuträglich sind, dürfte auch dem naivsten Glühwürmchen klar sein. Gegebenheit B, also Inklusion, wird – soweit Bolle das überblicken kann – regelmäßig gar heißen Herzens befürwortet. Wer wollte schon so hartherzig sein und „unschuldige“ Kinder ihrer Chancen berauben, nur weil sie weder lesen, schreiben noch rechnen können und auch keinerlei Anstalten machen, das in endlicher Zeit zu erlernen?

Kurzum: Wir haben es hier mit zwei Gegebenheiten zu tun, die sich bei nüchterner Betrachtung beißen – ähnlich wie sich Annelieses Katzenhaar-Allergie im Beispiel von gestern mit der Anwesenheit von Berta gebissen hat. Das (–/–) haben wir übrigens durch ein mnemotechnisch geschmeidigeres „Blitz“-Symbol ersetzt. Doch das nur am Rande.

Ist das jetzt alles heillos übertrieben? Mitnichten. Wie das Leben so spielt, ist Bolle gestern eine Initiative „Bildungswende Jetzt“ zugeflogen. Dort heißt es, daß „50.000 junge Menschen jedes Jahr die Schule ohne Abschluß verlassen“, daß „hunderttausende Erzieher“ (beider- bzw. allerlei Geschlechts, of course) und nicht minder viele Lehrkräfte fehlten. Daß die Bildungspolitik versage und die Lehrpläne veraltet seien. Und so weiter, und so fort.

Und? Was soll daraus folgen? Gefordert wird ein „Sondervermögen“, eine „Ausbildungsoffensive“ sowie weitere Maßnahmen, um den Schulunterricht „zukunftsfähig und inklusiv“ zu machen. Übersetzen wir ›zukunftsfähig‹ mit „Prima PISA“ und ›inklusiv‹ mit „inklusiv“ – und schon sind wir mitten im Punkt.

Um das Ganze abzurunden, dürfen natürlich Reizwörter wie Klimakrise, Augenhöhe, Nachhaltigkeit, Zivilgesellschaft sowie gesellschaftliche Spaltung bei einer solchen „Bildungsinitiative“ nicht fehlen, of course.

Und so torkeln – man muß wirklich sagen: torkeln – die Glühwürmchen dieser Welt durch eine aversive Welt voller Widrigkeiten und staunen Bauklötze, wenn nichts wirklich funktionieren will – außer „Sondervermögen“ aufzulegen, versteht sich.

Aber vielleicht ist es ja Bolle, der sich irrt– und Inklusion führt in der Tat zu Prima PISA. Allein ihm fehlt durchaus der Glaube. Dafür beobachtet er folgendes: Wer es irgendwie einrichten kann, schickt seine Kinder lieber auf eine Privatschule – und zwar eine von jenen, die (verschämt zwar, weil zeitgeistwidrig, aber immerhin) ebenfalls wenig Zutrauen in die Zielharmonie zwischen den Gegebenheiten A und B zu haben scheinen. Das aber ist dann doch schon wieder ein ganz anderes Kapitel.

Do 07-12-23 Das siebte Türchen …

Glühwürmchen im Glück.

Gestern hatten wir am Rande erwähnt, daß „die Milch solch frommer Denkungsart notwendigerweise sauer“ sein muß. Werfen wir heute – frisch gestärkt vom Nikolausi-Schmausi – einen kurzen Blick auf die Zusammenhänge. Unser Schildchen zeigt das Modell eines Glühwürmchens G, das mit zwei Gegebenheiten, A und B, konfrontiert ist. Dabei bedeutet G (A) (+), daß unser Glühwürmchen der Gegebenheit A aufgeschlossen gegenübersteht. Entsprechendes gilt für G (B) (+). Nehmen wir an, Glühwürmchen G liebt seine Freundin Anneliese (A). Gleichzeitig liebt G seine Katze Berta (B). Wenn es nun eine glückliche Fügung will, daß auch Anneliese Berta mag (und auch Berta mit Anneliese gut klarkommt), dann ist Glühwürmchens Welt eitel Sonnenschein. Glühwürmchen im Glück, wie es in der Bildbeschriftung heißt. So soll es ja auch sein zum Fest der Liebe.

Was aber, wenn Anneliese Berta scheußlich findet und nicht in ihrer Nähe dulden will? Sie womöglich gar eine Katzenhaar-Allergie hat? In diesem Falle würde auf dem oberen Beziehungspfeil (–/–) stehen statt (+/+). Eine derartige Konstellation aber wäre per se instabil. Stabil ist sie aus konsistenztheoretischen Gründen (wie das in Bolles Kreisen vornehm heißt) nur dann, wenn auf den Beziehungspfeilen entweder ausschließlich (+) steht oder einmal (+) und zweimal (–), wobei, doch das nur am Rande, (–/–) aus Gründen nur als ein Minus zählt. Was tun? Glühwürmchen müßte also seine Freundin verlassen, G (A) (–), oder seine Katze ersäufen oder zumindest im Tierheim abgeben, G (B) (–). Damit wäre alles wieder im Reinen – nach der klassischen Maxime: Probleme, die man nicht lösen kann, muß man loswerden.

Nun könnten wir uns fragen, was gehen uns Glühwürmchens Beziehungskisten an? Aber wie das oft so ist mit Modellen: Sie fangen furchtbar harmlos an – um sich dann unversehens ins Furiose zu steigern. Das aber ist dann doch schon wieder ein ganz anderes Kapitel.

Mi 06-12-23 Das sechste Türchen – Nikolausi …

Glühwürmchen klassisch.

Und schon ist wieder Nikolausi. Für die Kleinen ein erstes Highlight auf dem Wege zur Bescherung. Für uns Größere vielleicht ein Anlaß, das Glühwürmchen-Phänomen aus einer anderen, frischen Perspektive zu beleuchten.

Die Szene in unserem Schildchen spielt in Faustens Studierzimmer. Faust ist entschlossen, mit Mephistopheles durchzubrennen, um dem öden akademischen Einerlei zu entfliehen. Just in dem Moment steht ein angehendes Erstsemester vor der Tür. Heute würden wir sagen: zwecks Studienberatung. Faust fühlt sich völlig überfordert und tritt ab. Mephistopheles dagegen, frech wie Bolle, leiht sich des Meisters „Rock und Mütze“, um dem angehenden Studenten in der Rolle einer ehrwürdigen Magnifizenz gründlich den Kopf zu waschen. Der Schüler aber ist, was Wunder, von dem Meister völlig angetan und bittet um einen Eintrag in sein „Stammbuch“. Heute würde er wohl um ein Selfie bitten. „Sehr wohl“, sagt Mephistopheles mit ausgesuchter Höflichkeit, schreibt und gibt’s ihm zurück.

Und? Was schreibt er? Eritis sicut Deus, scientes bonum et malum – Ihr werdet sein wie Gott und gut und böse unterscheiden können. Die Stelle findet sich, dies nur am Rande, in Genesis 3, 5. Mephistopheles ist also, was uns ebenfalls nicht wundern wird, durchaus bibelfest.

Wir hatten bereits festgestellt, daß Bolle der Begriff ›Gutmensch‹ einfach nicht mehr gut genug war und das mit der fehlenden kognitiven Komponente erklärt (vgl. dazu Mo 04-12-23 Das vierte Türchen …). Es gibt aber noch einen weiteren, möglicherweise sehr viel gewichtigeren Grund: Im Lichte von Mephistopheles‘ Stammbuch-Eintrag sollten wir, wenn schon, denn schon, statt von „Gutmenschen“ besser von „Gut- und Bösemenschen“ sprechen. Denn genau das ist es, was den Homo candens vulgaris auszeichnet: Stets und immerdar ist seinem heißen Herzen klar, wo das Gute wohnt und wo das Böse haust. Ganz Hollywood ist voll davon. Vor allem aber ist das alles meilenweit entfernt von Bolles agnostischem Konzept. Warum sonst hätte er in seinen ›Lästerlichen Lemmata‹ notieren sollen: „Das ist meine gute Tat für heute“, sagte der Pfadfinder und gab der Katze den Kanarienvogel (vgl. dazu den fast auf den Tag genau zwei Jahre alten Beitrag von Di 07-12-21 Das siebte Türchen …).

Natürlich muß die Milch solch frommer Denkungsart notwendigerweise sauer sein – und zu Komplikationen führen, mit denen wir uns hier und heute aber mitnichten befassen wollen, denn erstens ist Nikolausi und zweitens wäre das dann doch schon wieder ein ganz anderes Kapitel.

Di 05-12-23 Das fünfte Türchen …

Sic crustula friatur — Da geht er hin, der Keks.

Nach dem womöglich etwas heftigen Türchen gestern wollen wir uns heute einem originär weihnachtlich-besinnlichen Thema zuwenden.

Bolle schickt, so viel Sohnemann muß sein, seiner Mama jedes Jahr zur Weihnachtszeit eine Dresdner Stolle – also eine Stolle, die wirklich aus Dresden kommt und nicht nur so tut – als bestmöglichen Ersatz für eine selber gebackene. Weil noch Platz war im Karton, und um Verpackungsmüll zu sparen, hatte Bolle das Packerl noch mit einem Nikolausi aufgefüllt.

Daraus ergab sich die folgende Rückmeldung unter Beifügung des obigen Bildchens: „Ich glaub das war mal ein Nikolaus.“ Genau Bolles Humor, das. Kurz und trefflich. Seine Antwort: „Die Post. Worauf Sie sich verlassen können …“

Käpt’n Janeway (die aus StarTrek) hat einen ähnlichen Fall einmal wie folgt gefaßt: „Ich glaube, wir verlieren unsere strukturelle Integrität.“ Egal. Die Masse macht’s. Und die hat schließlich nicht gelitten. Zumindest auf die Physik ist Verlaß.

Das Glöckchen aber, das der Nikolausi nachweislich am Gürtel trug, sollte den Transport ebenfalls unbeschadet überstanden haben. Allerdings – und hier schlagen wir den Bogen zu den Glühwürmchen – sollen die Glöckchen, wenn es nach den EU-Funktionären geht, demnächst wohl verboten werden. Damit könnte man, so der Gedanke, einen nicht unerheblichen Anteil von insgesamt spektakulären 0,06% Verpackungsmüll einsparen. Ähnliche Überlegungen lagen dem Strohhalm-Verbot aus 2021 zugrunde. Und das treibt nach wie vor seltsame Blüten. Neulich hätte Bolle im feinen Hotel Sacher in Wien seinen Cocktail mit einem Glasröhrchen als Strohhalm-Ersatz aussaugen sollen – unter Aufwendung von nicht unerheblichem Ansaugdruck. Dann trinkt man doch lieber einen Rotwein aus einem herkömmlichen Glase – oder vielleicht gar direkt aus der Flasche. Das aber schickt sich nicht bei Sachers – und wär‘ dann auch schon wieder ein ganz anderes Kapitel.

Mo 04-12-23 Das vierte Türchen …

Glühwürmchen.

Gestern hatten wir die ›Glühwürmchen‹ in lyrischer Form lässig in den Raum geworfen. Hohe Zeit, sie rein begrifflich ein wenig zu unterfüttern. Unser Schildchen von gestern ist dabei durchaus noch brauchbar.

Entstanden sind die Glühwürmchen, weil Bolle die „Gutmenschen“ nebst diverser Derivate rein begrifflich einfach nicht mehr gut genug waren. Zwar klingt dort bereits das stete Streben nach dem Edlen, Hülfreichen und Guten (vgl. dazu Fr 01-12-23 Das erste Türchen …) trefflich an. Allein Bolle hatte schon immer, und zwar höchst schmerzlich, die regelmäßig doch etwas unterentwickelte kognitive Komponente als notwendigen Bestandteil der Umschreibung vermißt.

Das gemeine Glühwürmchen (homo candens vulgaris) zeichnet sich dadurch aus, daß es – aus nüchterner Perspektive betrachtet – einen bemerkenswert ausgeprägten Sinn dafür hat, wie die Welt sein sollte. So gesehen sind Glühwürmchen aufrichtige Jünger (beider- bzw. allerlei Geschlechts, of course) von Schwester Ethik. Sehr viel weniger ausgeprägt dagegen ist ihr Sinn dafür, wie die Welt hier und heute nun mal ist. Mit Schwester Logik liegt der Homo candens vulgaris regelmäßig über Kreuz.

Man könnte es auch so ausdrücken: Dem gemeinen Glühwürmchen eigen ist eine ausgesprochene und ausgeprägte Shit-happens-Aversion. Daß widrige Dinge passieren können und regelmäßig auch passieren, dürfte jedem klar sein, der sich auch nur oberflächlich durch die Welt bewegt. So kann es zum Beispiel passieren, daß die Butter alle ist, wo man doch gerade frühstücken wollte. Oder es kann passieren, daß ein Land in ein anderes einmarschiert. Nicht zuletzt in Talkshows heißt es dann gern: „Wir dachten, derlei wäre längst überwunden.“ Nun wissen wir bereits aus der Umschreibung, daß es mit dem Denken nicht allzuweit her ist beim Homo candens vulgaris. Man möchte ihnen ein fröhliches „wenn Du denkst, Du denkst, dann denkste nur, Du denkst“ entgegenwerfen.

Wenn Butter im Kühlschrank fehlt oder ein Land in ein anderes einmarschiert, sind das akute Formen von Shit. Allerdings kann Shit auch chronisch auftreten – etwa, wenn zum Beispiel eine Supermacht merkt, daß es langsam, aber sicher gar nicht mehr ganz so super steht mit der Macht. Hier ist das gemeine Glühwürmchen vollends überfordert. Chronische Prozesse zu überblicken ist ja naturgemäß kognitiv noch sehr viel anspruchsvoller als lediglich akute Ereignisse wenigstens zur Kenntnis zu nehmen.

Und so verrennen sich Glühwürmchen gerne in so etwas wie „altruistische (oder wie auch immer geartete) Außenpolitik“, vollziehen 360°-Wenden oder kommen einem mit hohlen Parolen. Bolles unangefochtene Nummer 1 ist hier nach wie vor der Klassiker „Wir schaffen das“. Fragt man nach dem „was genau schaffen wir – und vor allem, wie?“, führt das regelmäßig kognitiv zu … nichts und affektiv zu aus heißem Herzen tief empfundener Empörung.

Nun wäre das alles nicht weiter bedenklich, wenn sich der Homo candens vulgaris nicht mittlerweile bis in höchste Regierungskreise ausgebreitet hätte und sich dabei allen Ernstes anschickt, für andere mitdenken zu wollen. Das kann nicht gutgehen. Allein Bolle bleibt zuversichtlich: „Wenn Du anfängst, mit dem Herzen zu denken, holt Dich Dein Verstand nicht mehr ein.“ So soll es Blaise Pascal einmal formuliert haben. Bolles Antwort seinerzeit: „Aber die Wirklichkeit. Die holt Dich sehr wohl wieder ein. Früher oder später – oft genug früher.“ Das aber ist dann doch schon wieder ein ganz anderes Kapitel.

So 03-12-23 Das dritte Türchen – der erste Advent …

Glühwürmchen.

Und schon wieder ist es soweit. Die Vorbereitungszeit auf die Ankunft des Herrn (meinetwegen beider- bzw. allerlei Geschlechts, of course) beginnt mit dem heutigen Tage. Auch muß der Christenmensch sich eilen. Kürzer als dieses Jahr nämlich kann die Adventszeit nicht ausfallen. Bereits in drei Wochen nämlich feiert man das Wiegenfest.

Also wollen wir uns sputen und uns für heute damit begnügen, die ›Glühwürmchen‹ in lyrischer Form einzuführen. Auch paßt das wohl nicht schlecht zur Jahreszeit. In Bolles semantischem Netz zumindest liegen ›Glühwürmchen‹ und ›Glühwein‹ recht dicht beieinander.

Und so wollen wir hoffen, daß die Weihnachtsteller reich gefüllt sind, ein Kerzelein brennt und die Stolle lieblich duftet. Genießt der Zeit – sie eilt so schnell von hinnen …