Wenn die Waffen sprechen, schweigen die Gesetze. Das ist weiß Gott nicht weihnachtlich – und doch ist es nicht minder wahr – und zwar nicht nur zur Weihnachtszeit. Aufgeschnappt hat Bolle das in irgendeiner Vorabend-Serie – und war spontan entzückt ob der Dichte des Diktums. Wie ein gut geführter Hammer. Wumm! Und sitzt!
Aber ist es auch wahr? Natürlich ist es wahr – in dem Sinne, daß wir es wieder und wieder beobachten können. Aktuell reden wir von Syrien, of course. Da hat man ein Land seit gut 60 Jahren und in zweiter Generation mehr oder minder fest im Griff – und schwupps: plötzlich ist alles anders. Wenn die Waffen sprechen (und ein paar günstige Umstände hinzukommen), halt.
Daß damit nicht jeder glücklich ist, versteht sich. Als etwa Bismarck – um ein Beispiel aus der jüngeren Weltgeschichte herauszugreifen – sich in einer Rede vor dem Preußischen Abgeordnetenhaus vom 30. September 1862 zu bemerken veranlaßt sah, daß „die großen Fragen der Zeit“ nicht „durch Reden und Majoritätsbeschlüsse“ entschieden würden, sondern durch „Eisen und Blut“ – da war natürlich der Teufel los. Ja, darf der das denn? Natürlich darf der das. Zumindest hat er es getan.
Hier nämlich geht es mitnichten darum, was einer (beider- bzw. allerlei Geschlechts, of course) gerne hören mag. Es geht auch nicht darum, ob etwas wünschenswert ist oder nicht (Schwester Ethik). Hier geht es lediglich um das, was ist (Schwester Logik). Bolle muß immer wieder staunen, mit welcher Hartnäckigkeit so manches Hülsenfrüchtchen selbst elementare Kategorien zu konfundieren weiß (vgl. dazu etwa So 06-10-24 Propaganda).
Manchmal aber ist mancher doch der Einsicht nahe. So meinte eine Journalistin gestern in einem dieser Plauder-Formate (vulgo Talk-Show), „die Realität“ entwickele sich „gerade in eine andere Richtung“. Bolle meint, das hat sie schön gesagt.
Georg Jellinek (1851–1911), ein österreichisch/deutscher Staatsrechtslehrer mit Blick über den juristischen Tellerrand, hat dafür seinerzeit den Begriff ›Die normative Kraft des Faktischen‹ geprägt: Wenn was so is, dann isses so. Friß, Vogel, oder stirb. Ändern können wirst Du’s eh nicht.
Um den Ganzen dann doch noch eine weihnachtliche Note zu verleihen: Bolle findet ja, Georg Jellinek ließe sich großartig als Nikolausi casten – und meint das in keinster Weise despektierlich. Die Brille, der Bart – überhaupt der Ausdruck insgesamt: Im Kern freundlich – aber durchaus wohl auch zur Strenge fähig. Ein echter Nikolausi eben. Das aber ist dann doch schon wieder ein ganz anderes Kapitel.