
Hier ein kleiner Beitrag aus unserer Historischen Reihe. Es handelt sich dabei möglicherweise um einen TV-Spot, der im amerikanischen Fernsehen wohl während der sogenannten McCarthy-Ära (etwa 1947–1956) ausgestrahlt wurde. Nichts genaues weiß man nicht. Gleichwohl hält Bolle den Beitrag für höchst instruktiv und nicht minder up to date. Der Text, den der jung-dynamisch-aufgeschlossene Yank in bester Märchenonkel-Manier vorträgt, geht wie folgt:
„Im Jahr 1943 wurde von der Parteizentrale folgende Direktive an alle Kommunisten in den Vereinigten Staaten herausgegeben. Sie lautete:
Wenn bestimmte Quertreiber zu lästig werden, bezeichne sie nach einem geeigneten Aufbau als Faschisten oder Nazis oder Antisemiten und nutze das Ansehen der antifaschistischen und der Toleranzorganisationen, um sie in der Öffentlichkeit zu diskreditieren.
Assoziieren Sie in der öffentlichen Meinung diejenigen, die gegen uns sind, ständig mit Begriffen, die bereits ein schlechtes Image haben. Diese Assoziationen werden, wenn sie oft genug wiederholt werden, in der öffentlichen Meinung zu einer Tatsache werden.“
Soweit der Vortrag unseres aufrechten Yanks.
Warum ist das aufschlußreich? Gehen wir zunächst davon aus, daß das alles wirklich wahr ist, daß es also in der Tat eine entsprechende Direktive seitens der Parteizentrale gegeben habe. Bezüglich der (wie man heute sagen würde) nackten Fakten wollen wir also weder meckern noch mäkeln.
So gesehen handelt es sich bei dem Beitrag um eine echte Nachricht – und nicht etwa um Propaganda. Dabei wollen wir unter ›Nachricht‹ die Übermittlung von etwas verstehen, was ist. Unter ›Propaganda‹ dagegen wollen wir die Übermittlung von etwas verstehen, was der Empfänger nach Ansicht des Senders für „richtig“ (i.S.v. ›wünschenswert‹) halten soll. Vermutlich deshalb spricht man heute auch von „Haltungs-Journalismus“. Ohne hier weiter darauf eingehen zu wollen: Der Unterschied ist ähnlich evident wie der zwischen Schwester Logik und Schwester Ethik – also durchaus elementar.

Dabei kommt Propaganda oft indirekt um die Ecke. Statt zu sagen: „Wir sind die Guten“ – was so ja auch meist nicht stimmt bzw. zumindest schwierig zu begründen ist – verlegt man sich lieber auf „Die sind die Bösen“. Schmähkritik sticht Selbstkritik.
Was unseren Beitrag angeht: „Faschisten“, „Nazis“ und „Antisemiten“ haben sich erstaunlich gut gehalten und erfüllen – nach immerhin etwa 80 Jahren bzw. knapp drei Generationen – heute durchaus noch ihren Zweck. Hinzugekommen sind allerdings Sexismus, Rassismus und Menschenfeindlichkeit ganz allgemein.
Wenn die Leute das erst mal sprichwörtlich gefressen haben, lebt es sich doch sehr viel entspannter als Teil der Guten. Was das Böse angeht: Wenn man es schon nicht ausrotten kann, so könnte man es doch wenigstens versuchen zu verbieten. Sancta simplicitas. Bolle meinte ja neulich schon: Sitten wie in Hollywood (vgl. dazu So 22-09-24 Opinio et Reactio).
Ansonsten meint er ja immer: Wenn es dann doch so etwas wie eine Spaltung der Gesellschaft geben sollte, dann ja wohl die durchaus medien-inszenierte Spaltung in Gut und Böse. Das wiederum kann nur funktionieren, wenn man eine gewisse Schlichtheit im Geiste unterstellt – sowohl bei den Medien-Schaffenden als auch bei einem erheblichen Teil ihrer Rezipienten. Und? Wer ist schuld? Natürlich niemand. Verweisen wir einmal mehr auf Arachs ›Mensch, lern das und frag nicht!‹. Wer, namentlich in der Oberstufe, so sozialisiert wird, wächst nachgerade naturgemäß in den Kreis der geistig Armen. Möge das Himmelreich ihrer sein (Matth. 5, 3). Hier auf Erden richten sie eher allerlei Schabernack an. Das aber ist dann doch schon wieder ein ganz anderes Kapitel.
2 Antworten auf „So 06-10-24 Propaganda“