So 01-09-24 Fanal zur Wahl

Was wo hingehört.

Zugegeben: Unser kleines Flußdiagramm letzte Woche (So 25-08-24 Denkmal zur Wahl) konnte in seiner schlichten Prägnanz durchaus ein wenig irritierend wirken. Gleichwohl wäre es nicht ganz einfach zu begründen, was daran denn so richtig falsch sein soll. Zumindest scheint es dieser Tage zum Leidwesen von manch etabliertem Polit-Professional (beider- bzw. allerlei Geschlechts, of course) eine erhebliche Zahl von Wählern zu geben, die die Dinge exakt so sehen und sich auch anschicken, entsprechend zu wählen. Auch das wirkt auf gewisse Kreise durchaus irritierend.

Was Bolle für sein Teil irritiert, ist diese Melange aus gleichzeitiger Dickfelligkeit und Dünnhäutigkeit. Dickfelligkeit, was die über jeden Zweifel erhabene Überzeugung angeht, selber auf dem rechten Weg zu sein. Man müsse dem Volk das eigene Tun nur besser erklären – dann werde alles gut. Man müsse die Leute „mitnehmen“ – und sei es nach Utopia. Dünnhäutigkeit, was den Umgang mit abweichenden Ansichten angeht. Da nennt einer einen Politiker ›fett‹ – was ja mitunter durchaus stimmen mag – und schon hagelt es Strafanzeigen, als könne man die rechte Gesinnung juristisch erzwingen. Oder man findet sich, wenn das alles nichts nützt, auf einer Beobachtungsliste des Verfassungsschutzes für unbotmäßiges Verhalten „unterhalb der Strafbarkeitsschwelle“ wieder.

Daß zumindest der klügere Teil im Volke derlei so rein gar nicht zu goutieren weiß, sorgt dann wiederum für gehörige Irritation. Wie kann man nur so fehlgeleitet sein und die überschäumende Weisheit von „uns hier oben“ so rein gar nicht zu schätzen wissen? Bolle hält es an solchen Stellen mit Goethes Knopfloch-Theorem aus seinen ›Maximen und Reflexionen‹:

Wer das erste Knopfloch verfehlt,
kommt mit dem Zuknöpfen nicht zurande.

Ganz grundsätzliche Einsichten – etwa, daß das Volk der Souverän ist und nicht etwa, aller ›Helfen/Retten/Schützen‹-Rhetorik zum Trotze, der Schutzbefohlene der Regierung, den es gehörig zu erziehen gilt – können da leicht schon mal hintunterfallen.

Bolles jüngster Lieblings-Terminus für den ganzen Kladderadatsch ist übrigens ›hochkomplexe Gemengelage‹ – wobei sich Bolle ›komplex‹ mit „Blicke nicht mehr durch“ übersetzt, ›hochkomplex‹ mit „Blicke überhaupt nicht mehr durch“, und die ›Gemengelage‹ als albern-ironisches i-Tüpfelchen obendraufsetzt. Im übrigen wartet ein kluger Prophet die Ereignisse ab. Hinterher – in diesem Falle heute abend – ist man bekanntlich schlauer. Damit wären wir bei Plisch und Plum:

Aber hier, wie überhaupt,
Kommt es anders, als man glaubt.

Vielleicht ist alles aber ganz einfach und läßt sich leicht mit Professor Creys (alias Schnauz) schlichter Stellungnahme erklären:

Pfeiffer, sä send albern. Ehnen fählt die sittliche Reife.

Bolle meint: denkbar wär’s – auch und vor allem, was die Polit-Prominenz angeht. Will man sowas wirklich wählen? Das aber ist dann doch schon wieder ein ganz anderes Kapitel.

4 Antworten auf „So 01-09-24 Fanal zur Wahl“

  1. Die Reise nach Utopia – es wäre so schön, wenn es gelänge. Warum schaffen Wünsche es nicht auf’s Siegertreppchen, sondern langfristig nur Ziele? Auch wenn es bedeutet, bis dahin das eine und andere Steinchen aus dem Weg zu räumen … ach ja Bolle, das ist auch schon wieder ein ganz anderes Kapitel 😉.

    1. Vorsicht! Wünsche könnten wahr werden ;- ) Utopia heißt ja nicht ohne Grund wörtlich „Nirgendwo“. Und Wünsche haben es im Großen und Ganzen schwer, weil

      Ein jeder Wunsch, wenn er erfüllt,
      Kriegt augenblicklich Junge.

      (Wilhelm Busch, Schein und Sein).

      Jenuch jedichtet. Besten Dank für die Rückmeldung ;- )

  2. Der erste Satz gehört natürlich in Gänsefüßchen – Habecks aktuelle Gasschraube 😉. Und die Jungen sind dann die vielen Wärmepumpen …

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