Mi 20-01-21 Maaslosigkeiten

Recht haben — und Recht haben dürfen.

Neuerdings gibt es in Deutschland – falls man dem amtierenden Außen(!)-minister folgen mag, zwei Gruppen von Grundrechtsträgern: Solche, die ihre Grundrechte „ausüben“ dürfen – und solche, bei denen das nicht der Fall ist. Bolle meint – ketzerisch, wie er nun mal ist: Ein Grundrecht, daß ich nicht „ausüben“ darf, ist keinen Schuß Pulver wert. Dann kann man’s auch gleich knicken. Das wäre wenigstens ehrlich.

Rudolf von „Ih-Hering“ – wie er unter Jura-Studenten als kleine Gedächtnisstütze auch gerne genannt wird – hatte damals mit seinem Spruch einiges an Aufsehen erregt. Seinerzeit glaubte man überwiegend („herrschende Lehre“) noch daran, daß sich das Recht aus göttlicher Güte und Vollkommenheit naturgegeben ableiten ließe. Das indes ist 150 Jahre her. Heute – deutlich säkularisierter – glauben viele, daß die Demokratie (i.S.v. ›die Herrschaft der Guten‹) auch zu „gutem“ Recht führen müsse bzw. zumindest werde. Mit solchen „Hammer-Sprüchen“ dürften heutzutage viele nicht mehr allzu viel anfangen können. Hohe Zeit also, daß wir zumindest daran erinnern. Mit äußerst feinen Unterscheidungen indes wie „Rechte haben“ vs. „Rechte ausüben dürfen“ brillieren traditionsgemäß in erster Linie wohl nur Juristen – wie nicht zuletzt unser Außenminister. Gute Argumente? Lassen sich immer finden. So was lernt man im Studium. Aber das ist vielleicht schon wieder ein ganz anderes Kapitel.

Di 19-01-21 Total exponential

Total exponential.

Bolle, was soll das denn heißen? – Ick würde sagen: Det größte Manko von uns Menschen ist unsere Unfähigkeit, mit der Exponentialfunktion umzugehen. Sie ist einfach zu „kontra-intuitiv“. Daran hat auch Corönchen nüscht jeändert. – Geht’s nicht auch ein wenig konkreter? – Durchaus. Hier zwei aktuelle Meldungen aus dem Blätterwald:

Der Flughafen Frankfurt am Main meldet einen „Einbruch“ bei den Passagierzahlen von fast 75%. Das ist krass – entspricht aber dem Niveau von 1984. Umgekehrt bedeutet das, daß die Kinder vor Corönchen vier mal so viel geflogen sind wie ihre Eltern seinerzeit – und wundern sich dann, daß sie Fridays for Future kämpfen müssen. How dare you? Was hat das mit der Exponential-Funktion zu tun? Nun – eine Vervierfachung binnen 35 Jahren (1984 bis 2019) entspricht einer jährlichen Wachstumsrate von albernen 4%. Hier macht’s nicht die Masse – hier macht’s der reine Zeitablauf.

Die zweite Meldung: George Soros  – den einen ein „Philantrop“, den anderen ein demokratisch nicht legitimierter Weltenlenker – hat einmal mehr „ewige Anleihen“ ins Gespräch gebracht. ›Ewige Anleihen‹ – das ist Geld, das man sich leiht, aber praktisch nie zurückzahlen muß. Macht das Sinn? Aber Ja doch. Für den Geldnehmer sowieso – das leuchtet ein. Für den Geldgeber aber auch – dauerhafte „Bonität“ des Schuldners vorausgesetzt, of course. Bei einem Zinssatz von realistischen 2,1% bedeutet das, daß ein Geldgeber nach etwas 33 Jahren, also wiederum nach etwa einer Generation, sein Geld in Form von Zinsen wieder eingespielt hat. Und das ganze „auf ewig“ gestellt. Ganz praktisch gesehen heißt das: Wer es fertigbringt, seinem (oder irgendeinem solventen) Staat einmalig ein Milliönchen zu leihen, kann sich ab sofort eines monatlichen Einkommens von 1.750 Euro (vor Steuern und Inflation, versteht sich) erfreuen – auf ewig. So macht Kapitalismus wirklich Spaß. Sozialneid? I wo. Wir reden hier rein von Mathematik im allgemeinen und Exponential-Funktionen im speziellen.

Gibt es denn nichts konstruktiveres zu vermelden? Oh doch. Wenn wir, als „human race“, besser mit der Essential Exponential umgehen könnten, wäre das Rentenproblem (unter wenig kritischen Nebenbedingungen) auf einen Schlag gelöst – auch ohne Zinseinkommen von 1.750 Euro. Wer mehr wissen will: https://agenda2028.org/texte/zukunft-der-rente/. Da steht eigentlich alles drinne, was man wissen muß. Leider nicht gerade Lektüre „für unter der Bettdecke“. Andererseits aber auch kein Hexenwerk. Aber im Grunde ist das schon wieder ein anderes Kapitel.

Mo 18-01-21 So sein — oder so sein …?

So isset eben.

Och Mensch. So isset eben. Das Thema ist viel zu weit, um es hier auf die Schnelle abzuhandeln. Schon 2006 hatte der Göttinger Politologe Franz Walter ein Büchlein mit dem geradezu prophetischen Titel ›Die ziellose Republik‹ vorgelegt. Wo wollen wir eigentlich hin? Zurück zur „Normalität“? Mit high speed aus den Schulden „rauswachsen“, die zur Zeit ein Teil der Gesellschaft bei einem anderen Teil der Gesellschaft anhäuft  – und somit deren Macht ins ungeheuerliche steigert? Corönchen könnte eine so schöne Gelegenheit sein, kollektiv eine agnostisch-kontemplative Phase einzuläuten – ganz ähnlich, wie wir es im Dezember mit unserem einschlägigen Adventskalender versucht hatten. Was ist da eigentlich draus geworden? Irgendwelche Einsichten? Laßt hören. Im Moment hat es für Bolle wirklich den Anschein, daß außer „banal am Leben kleben“ nicht viel an Perspektive in Sicht ist. Bislang hat es nicht einmal gereicht, die Gunst der Stunde zu nutzen und über ein bedingungsloses Grundeinkommen wenigstens etwas vertiefter nachzudenken. Oder zumindest die teils wirklich üblen Arbeitsbedingungen der „Helden der Arbeit“ in den Kliniken, den Pflegeheimen oder auch in den Supermärkten und anderenorts deutlich zu verbessern oder wenigstens finanziell spürbar aufzuwerten. Außer einem Wust an warmen Worten ist da bislang nicht viel passiert.

Bolles vorläufige Prognose: Wir werden noch ein Weilchen weiterwurschteln – und zwar so lange, bis die Maschinen soweit sind, daß man ihnen einfach nur Ziel- und Aktionsparameter eingeben muß und sie uns dann mit kühler Logik mitteilen, was zu tun ist – bzw. daß wir die Zielparameter (also das, was wir erreichen wollen) gründlich abspecken müssen oder aber die Aktionsparameter (also das, was wir possibly überhaupt tun können) gründlich aufstocken, da die Gleichungssysteme ansonsten schlechterdings unlösbar sind. Bolle’s altes Credo: Was mathematisch nicht funktioniert, funktioniert nicht mal im Kapitalismus – und übrigens auch nicht im Sozialismus.

Alan Turing, Master Mind der künstlichen Intelligenz, soll einmal sinngemäß gesagt haben, daß eine wirklich intelligente Maschine eine Maschine ist, die zu dem Schluß kommt, daß Menschen nicht denken können. Bolle fürchtet, er hat Recht. Indes: Allet wird jut. Aber nicht so. Im übrigen wäre das auch ein definitiv anderes Kapitel.

Mi 13-01-21 Von Vakzinen und Wikingern

Von Vakzinen und Wikingern.

Hier eine kleine Notiz am Rande. Kürzlich ist Bolle zu Ohren gekommen, daß es in Schweden relativ gesehen deutlich höhere Corona-Fallzahlen gebe und auch eine höhere Sterblichkeit. So weit, so schlecht. Im gleichen Atemzug aber hieß es: Daher sei der schwedische Sonderweg „gescheitert“. Immer, wenn er so was hören muß, stehen Bolle sämtliche Logik-Schaltkreise zu Berge. Ob dieser „Sonderweg“ – allein das Wort schon: immer, wenn jemand nicht hurtig mit der Herde hoppelt, ist es gleich ein „Sonderweg“, mithin in Sprache gegossene Alternativlosigkeit. Ob nun also dieser Sonderweg gescheitert ist oder nicht, hat nichts mit der Zahl der Fälle, und auch nichts mit der Zahl der Toten zu tun – sondern allein damit, was man erreichen wollte. Nun könnte man den Schweden vorwerfen, daß sie nicht „Leben, Leben, über alles“ gestellt haben. Allerdings meint Bolle, das gehe allein die Schweden was an. Tatsächlich liegt die Zahl der relativ Toten mit 0,9‰ in etwa doppelt so hoch wie in Deutschland. Von 1.000 Schweden ist bislang also knapp einer gestorben – in Deutschland dagegen waren es nur 0,5. Na toll! Hey – das sind Wikinger. Die sind halt anders drauf! Ja, dürfen die das denn? Of course. Ein frecher, frischer Sonderweg ist Bolle allemal lieber als das massenmedial forcierte pathetische Einheitsgeschwurbel. Es lebe der Ideen-Wettbewerb. Wer (noch immer) so wenig weiß wie wir, der sollte besser stille schweigen – zumindest aber das Maul nicht allzu weit aufreißen. Wer Recht gehabt haben wird, entscheidet wie immer die Geschichte. Und nur die Geschichte. Hinterher ist man bekanntlich immer schlauer. Aber das ist dann doch schon wieder ein anderes Kapitel.

Di 12-01-21 Jedem Böhnchen sein Corönchen

Jedem Böhnchen sein Corönchen.

Bei der heutigen Überschrift handelt es sich offenkundig um eine Melange aus „Jedem Tierchen sein Pläsierchen“ und „Jedes Böhnchen gibt ein Tönchen“. Zugegeben – ein wenig gaga ist das schon. Indes: Bolle gefällt’s. Und überhaupt: gilt das nicht für das gesamte Themenfeld?

Da werden uns seit mittlerweile fast einem Jahr Tag für Tag alarmistische Meldungen um die Ohren gehauen – stets garniert mit dem Hinweis, daß es schwierig sei, die Daten zu interpretieren. Ähnliches – und ähnlich überflüssiges – kennt man sonst nur von der Arbeitslosenstatistik und von den allabendlichen Börsenkursen. Hört, hört!

Halten wir es also mit Carl Friedrich Gauß und verzichten wir auf eine übertrieben genaue Rechnung. Wie stehen die sprichwörtlichen Aktien?

Zur Zeit gibt es, falls die Daten überhaupt irgendeinen Taug haben,  weltweit 2 Millionen Tote, die Corönchen zugeschrieben werden („durch oder mit“) – bei 91 Millionen „Fällen“. Das entspricht einer Letalität von 2/91, mithin also 2,2% bzw. beachtlichen 22‰. Bezogen auf die Weltbevölkerung bedeutet das: 2 Millionen durch 8 Milliarden, mithin also (nur) 2,5‰. Das ist gerade mal ein hundertstel! Wie läßt sich eine solch krasse Abweichung – die jeden ambitionierten Wissenschaftler unversehens in akademische Aus katapultieren würde – erklären? Eigentlich nur dadurch, daß – weltweit gesehen – nur jeder hundertste „Fall“ als solcher auch in der Statistik auftaucht. Und der Rest? Symptomlose bzw. harmlose Krankheitsverläufe, die nie ein Arzt zu Gesicht bekommt, und die folglich auch nie als solche erfaßt werden.

In Deutschland übrigens haben wir es mit 40.000 Toten bei etwa 80 Millionen Leuten zu tun. Das entspricht einer Letalität von 0,5‰. Sie liegt damit in etwa doppelt so hoch wie die weltweite Letalität. Liegt das nun daran, daß es sich in Deutschland leichter stirbt – oder liegt es nicht doch eher daran, daß in Deutschland mehr „Fälle“ erfaßt werden – einfach deshalb, weil die Möglichkeit und die Bereitschaft, zum Arzt zu rennen und sich testen zu lassen, sehr viel größer ist? Bolle würde letzteres durchaus einleuchten.

Oder nehmen wir Belgien. Hier liegt die gemessene Letalität bei 1,7‰ – also mehr als drei mal so hoch wie in Deutschland. Liegt das nun daran, daß übertriebener Pommes-Konsum das Immunsystem dann doch übermäßig schwächt? Oder liegt es nicht doch auch hier wieder an der überdurchschnittlichen Möglichkeit und Bereitschaft, sich testen zu lassen? Bolle würde wiederum letzteres einleuchten wollen.

Kurzum: So, wie’s aussieht, sagen die Daten mehr über den Zustand der jeweiligen Gesundheitssysteme aus als über die jeweilige Corönchen-Lage. Fazit? Solange Ihr so wenig Durchblick habt: bleibt uns doch bitteschön mit Eurer Himpfstoff-Hysterie vom Halse. Mag ja sein, daß man so das Volk verschüchtern kann. Aber jemanden wie Gauß? Aber das ist dann doch schon wieder ein anderes Kapitel.

Sa 09-01-21 Und? Wie geht’s weiter?

Humans go Borg.

Borg, das sind diese etwas gruselig anmutenden Mischwesen – zum Teil organisch, zum Teil technisch-maschinell –, wie wir sie aus Star Trek kennen. „Definitely not Swedish“, also – vgl. dazu etwa den Film ›Der erste Kontakt‹ (USA 1996 / Regie: Jonathan Frakes). Das Gute aus menschlicher Sicht: Wenn man ihnen einen ihrer vielen Stecker zieht, fallen sie sofort tot um. Und das ist wirklich praktisch, weil ansonsten wird man rucki-zucki „assimiliert“ und damit selber zum Borg – ganz ähnlich wie bei den schwarzen Schlümpfen. Widerstand ist zwecklos – so der bekannte Borg-Schlachtruf.

Was hat das mit Corönchen zu tun? Nun ja – Bolle sieht eine besorgniserregende Tendenz, daß wir uns, wenn auch vielleicht nur ungern, in eine ähnliche Richtung bewegen. Ohne medizinische Voll- und Dauerversorgung ist ein großer Teil der Menschheit, zumindest in fortgeschrittenen Gesellschaften, eigentlich nicht mehr überlebensfähig. Umgekehrt gewendet: Wenn man ihnen den Stecker zieht …

Wir wollen hier die erheblichen Fortschritte der Medizin nicht kleinreden. Wenn man sich eine Fernsehserie wie etwa ›Charité‹ (ARD, gibt’s aber auch auf Netflix) unter diesem Gesichtspunkt anguckt und sich klarmacht, daß das alles gerade mal gut 100 Jahre her ist, dann wird man die Fortschritte kaum leugnen können. Aber schneller noch als die Fortschritte sind die Ansprüche gewachsen. Ableben ist heutzutage offenbar keine Option mehr.

Mit dem „Kampf gegen Corona“ – so einer Art „bio-chemischer Kriegsführung“ – haben wir, wie’s scheint, ein ganz neues Faß aufgemacht. Wir werden sehen, was draus wird. Eines indes – und hier kommt der Ökonom in Bolle durch – scheint sich deutlich abzuzeichnen: die Abhängigkeit breiter Schichten wird zunehmen.

Bolle teilt die Welt stumpf ein in begüterte Schichten und weniger begüterte Schichten – wobei den begüterten Schichten eine Tendenz innewohnt, ihre Begüterung weiter auszubauen. Das kann man machen, indem man die weniger Begüterten als Pächter auf „seinem“ Grund und Boden arbeiten läßt (vgl. dazu etwa ›Der kleine Lord‹ (GB 1980 / Regie: Jack Gold). Man kann es aber auch machen, indem man auf alles zugreift, was eine zeitlang zur sog. „Daseinsvorsorge“ gehörte – also alles, was für ein „normales“ Leben der weniger begüterten Schichten schlechterdings unverzichtbar ist: Dazu gehören etwa Wohnen, Wasser, Energieversorgung und Infrastruktur. Kann man alles „privatisieren“ – muß man aber nicht.

Wenn es jetzt so weit kommt, daß der eigene Körper ohne technische Hilfe von außen nicht mehr funktioniert, dann erschließen sich den begüterten Schichten völlig neue und nie versiegende Einnahmequellen. Aber zahlt das nicht die Krankenkasse oder „der Staat“? Sicherlich. Und wer bezahlt die Krankenkasse oder den Staat? Eben. Aber das ist vielleicht schon wieder ein anderes Kapitel.

Fr 08-01-21 Corönchen-Sendepause

Von Eulen und Nachtigallen.

Immer nur Corönchen-Berichterstattung, Corönchen-Sondersendungen, Corönchen-Inzidenz­zahlen auf die Einer-Stelle genau – nebst dem regelmäßigen belehrenden Hinweis, daß die „Daten nur bedingt vergleichbar“ seien. Das hält man ja im Kopp nich aus. Zum Glück hat sich mit dem Neuen Jahr ein frisches Thema ergeben. Wir reden hier vom „Sturm auf das Kapitol“, der – allen Ernstes – „Herzkammer der Demokratie“. Das hätte 1789 mal einer den Franzosen erklären sollen. Wir wollen hier nicht weiter auf die „Fakten“ eingehen. Allerdings wäre Bolle entzückt, wenn wir die folgenden drei Punkte etwas klarer auf die Reihe kriegen würden:

Erstens: Definiere »Demokratie«. Ist das a) die Herrschaft der Guten? oder b) die Herrschaft der Mehrheit? Wenn es nämlich b) die Herrschaft der Mehrheit sein soll – und sei sie noch so knapp, dann ist es natürlich nur gerecht, wenn Teile der Minderheit im Staatsfunk ganz offen und unverhohlen als „Mob“, als „Dummköpfe“ oder auch als „Verrückte“ bezeichnet werden. Aber wenn es sich dabei um die Hälfte der amerikanischen Gesellschaft handelt? Wat den eenen sin Uhl …  Vor allem aber ist Bolle völlig schleierhaft, wie man mit einem solchen Sprachgebrauch zur besten bildungsbürgerlichen Sendezeit zur „Versöhnung der Gesellschaft“ beizutragen gedenkt. Das klingt doch eher konfrontativ.

Zweitens: Definiere »Volk«. Sind das a) Stimmzettel-Einwerfer? oder b) Mitgestalter? In den USA versteht sich das Volk potentiell als Mitgestalter – sofern der Zweit- oder auch Drittjob dafür noch Raum läßt. Hey, it’s a free country after all. Muß man deswegen den Mitarbeitern im Kapitol Angst und Schrecken einjagen? Natürlich nicht. Indes: Auch zum Angst und Schrecken-Einjagen gehören immer zwei.

Drittens: Definiere »Gespaltene Gesellschaft«: Ist das a) eine Gesellschaft, deren Mitglieder verschiedener Meinung sind? oder b) eine Gesellschaft mit deutlich auseinanderklaffenden Lebensbedingungen in der Bevölkerung? Fall a) ist schlechterdings trivial – wenn wir von durchsozialisierten Stammes-Gesellschaften einmal absehen wollen. Für Fall b) bleibt unverblümt festzuhalten, daß sich die USA diesbezüglich noch nie mit Ruhm bekleckert haben. Bolle sagt: Schwarze und Hispanos. Bolle sagt: Indianer. Bolle sagt: working poor. Daß die USA eine abgrundtief gespaltene Gesellschaft sind, wird man auch bei maximalem Widerwillen nicht einmal Donald Trump, dem „Lord Voldemort“ der USA, ankreiden können.

Ein vierter möglicher Punkt wäre demnach: Definiere »Trump«, den Stachel im Fleisch des internationalen Journalismus, den ›Friede, Freude, Eierkuchen-Multilateralismus-Leugner‹. Ist das …?  Ja – das ist, da ist sich Bolle sicher, ein völlig anderes Kapitel …

Mi 06-01-21 Breaking News, zum zweiten …

Breaking News, zum zweiten …

Wir hatten uns bereits am 25. Dezember, also mittenmang in den Weihnachtstagen, kurz mit dem Thema befaßt (Fr 25-12-20 Breaking News). Damals ging es darum, daß sich staatliche Sendeanstalten erfrechen, mitten in einer Weihnachtskomödie einen Kriechtext einzublenden – der ebenso störend wie belanglos war. Natürlich läßt sich alles toppen, wenn man es drauf anlegt. So geschehen gestern abend. Da ging es um ein heiteres Ratespiel. Wenige Minuten vor dem Ende der Sendung – also kurz vor der Auflösung, welches Team denn gewonnen haben wird – kam, wuusch und mit dem üblichen Täterätä, eine komplette Nachrichten-Sendung als „Breaking News“. Inhalt? Völlig uninteressant — irgendwas mit Corönchen halt. Und selbst wenn: Wenige Minuten später hätte man das alles auf einem Partnersender ebenso gut im Rahmen des regulären Programms verfolgen können, so einem denn danach lechzt. Das ganze wurde obendrein damit anmoderiert, daß das ja wohl „alle“ interessiere. Nein, tut es nicht. Zumindest Bolle interessiert das nicht die Bohne. Und allein damit ist „alle“ logisch widerlegt. Aber das ist wohl schon wieder ein anderes Kapitel.

So 03-01-21 Step by step …

Step by step …

Heute wollen wir uns in aller Kürze einem britischen Klassiker zuwenden. Das Sprichwort ist so was von klassisch, daß man es heute nicht mal mehr bei Google finden kann –  wenn wir von einem einzigen vereinzelten Eintrag, der überdies zu nichts weiter führt, einmal absehen wollen. Wie kann das sein? Wir wissen es nicht.

In der Entwurfsfassung des Art. 2 I GG heißt es sinngemäß: Jeder kann tun und lassen, was er will, solange er die Rechte anderer nicht verletzt …  Das klingt doch wirklich freiheitlich. „Die Rechte anderer …“ – da liegt natürlich der Hase im Pfeffer. Wenn man nämlich eines der „Rechte anderer“, namentlich das Recht auf Leben (Art. 2 II GG), über alles stellt und jede mögliche Gefährdung (nicht etwa Verletzung), und sei sie noch so abstrakt und noch so mittelbar, absolut setzt, dann sieht es mit dem Recht, zu tun und zu lassen, was man will, denknotwendig ziemlich finster aus. Kurzum: Das Grundrecht läuft hohl.

So kann es kommen, daß folgendes passiert: Junge Leute feiern in der Bretagne eine Silvesterparty – unter weniger widrigen Umständen das normalste der Welt – und finden sich nach Ansicht einer Sprecherin des französischen Innenministeriums unversehens und allen Ernstes in der Kategorie „Straftäter“ wieder. Warum? „Weil sie die Regeln mißachten“. In entspannteren Zeiten mußte man, falls Bolle sich recht erinnert, sehr viel schwerere Geschütze auffahren als nur eine Silvesterparty zu feiern, um als „Straftäter“ zu enden. Aber genau so funktioniert „step by step“. Und keiner hat’s gemerkt. Auch versteht Bolle nicht, wieso unter diesen Umständen zum Beispiel Autofahren immer noch erlaubt sein soll. So richtig einleuchtend findet er das nicht. Aber das ist wohl ein anderes Kapitel.

Sa 02-01-21 Hype und Hybris

Hype und Hybris.

Wer sich – auch und nicht zuletzt in Corönchen-Zeiten – davon angesprochen fühlen mag, sei an dieser Stelle dahingestellt. Bolle hält L’art pour l’art für ein hinreichendes Motiv, das hier anzubringen. Auch möchte er dem Verdacht begegnen, daß er überwiegend oder fast völlig nur in fernöstlichen Weisheiten bewandert ist.

Das Bild ist einfach herrlich prägnant – bringt es doch in wenigen Worten auf den Punkt, was es über Hybris zu wissen gilt. In real life begegnet ist es Bolle übrigens nur ein einziges mal – und zwar in Ulrich Schamonis zeitlos schönem und wohl auch ein wenig subversivem Film ›Chaupeau claque‹ (D 1974). Doch das ist wohl schon wieder ein anderes Kapitel.