Mo 14-12-20 Das vierzehnte Türchen …

Hier das 14. virtuelle Türchen …

– Was ist, Bolle? Meinst Du, wir sollten das übersetzen?
– Unbedingt.
– Warum schreiben wir dann nicht gleich: „Keine Aktion ohne Reaktion“?
– Weil das Argument damit an Glanz verlieren würde.
– Wie das?
– Steht alles in Brechts »Leben des Galilei«.
– Wo?
– Auf Seite 45–49, im Disput zwischen Galileo und seinem Linsenschleifer mit einem Mathematiker und einem Philosophen. Damals ging es darum, ob Planeten a) an einer „Sphäre“ kleben oder sich nicht doch eher b) freischwingend im Raum bewegen. Aristoteles war für a), Galileos Fernrohr für b).
– Und? Wo stehen wir heute?
– Das mit dem Fernrohr ist geklärt. Ansonsten sind wir deprimierend dicht bei a).

Was, bitte, hat das alles mit „oberster Sozialdirektive“ zu tun? Die alte Regel: Von nüscht kommt nüscht. Man könnte auch sagen: Wer nicht will, der hat schon. Bolle lehnt es schlichtweg ab, mit Leuten zu tun zu haben, die nichts mit ihm zu tun haben wollen – oder sich zumindest so benehmen. Im Grunde aber ist das schon ein anderes Kapitel.

So 13-12-20 Das dreizehnte Türchen — der 3. Advent …

Hier das 13. virtuelle Türchen …

Jede Zeit braucht für an sich „immerwährende Wahrheiten“ offenbar ihre eigenen, jeweils zeitgemäßen Ausdruckformen. Eine dieser immerwährenden Wahrheiten ist die Tatsache, daß Menschen sich ihres Daseins bewußt sind – mit diesem Wissen aber noch nie so recht wirklich weitergekommen sind. Vom tat twam asi („Das bist Du“) des vedantischen Hinduismus – der sich bis ins Jahr 1750 vor der Zeitrechnung der Christenmenschen zurückverfolgen läßt – über Purusha und Prakriti („der Seher und das Gesehene“) aus der Samkhya-Philosophie (etwa 400 vor bis 700 nach) bis hin zum Ego („I am what I am“) – in unserer Zeit nicht zuletzt durch Baghwan Sri Rashneesh alias Osho popularisiert: Stets war den Leuten klar, daß es ein kleines Ich in einem großen Universum gibt. Die genaueren Zusammenhänge indes liegen bis heute eher im dunklen.

Hier ist Manfred Teufel in seinem Werk »Sprache und Zufall« die Formulierung eines erfrischend neuen Ansatzes gelungen: Das kleine Ich als immaterielle Rechenleistung in einem furchtbar großen Universum. Die Konsequenzen sind erheblich: Selbst Descartes’ unerschütterliche Grundwahrheit, cogito ergo sum („Ich denke, also bin ich“) gerät hier ins Wanken.

Fassen wir zusammen: jahrhundertelang haben die Menschen nach „Gottesbeweisen“ gesucht – allerdings ohne brauchbares Ergebnis. Auf die Idee, auch einen „Ich-Beweis“ zu finden, ist dabei, wie’s scheint, noch niemand gekommen. Teufel für sein Teil hat „nach langen Überlegungen“ zu einer „realistischeren Alternative“ gefunden: „Ich trinke, also bin ich.“ Wem das als letztes Wort nicht genügen will oder nicht weihnachtlich genug erscheinen mag: Manfred Teufel ist sich auch noch nicht wirklich schlüssig: Nutzen wir die Adventszeit also weiterhin zur Kontemplation. Vielleicht fällt uns ja etwas noch realistischeres ein – oder zumindest tröstlicheres? Oder aber wir finden es tröstlich: „Reine immaterielle Rechenleistung? Fein, dann kommt ja nüscht weg in diesem furchtbar großen Universum.“ Aber das ist ein anderes Kapitel.

Sa 12-12-20 Das zwölfte Türchen …

Hier das 12. virtuelle Türchen …

Die „Kreativen“ dieser Welt meinen ja oft, sie seien schon deshalb kreativ, weil sie Ideen haben. Andy Warhol dagegen meint, man sei erst dann kreativ, wenn man etwas verwirklicht hat – also buchstäblich geschaffen. Und? Wer hat Recht? Von der Wortbedeutung her natürlich Andy Warhol – wobei sich die Quelle, wie so manches Wesentliche – im Dunkel der Zeiten verliert. Schließlich leitet sich »Kreativität« ab von lat. creare ›schöpfen, schaffen‹. Formal gesehen haben wir es mit einem zweistufigen Prozeß zu tun: Die Idee ist notwendige Bedingung für die Schöpfung. Hinreichend ist aber erst das vollendete Werk – ein Zusammenhang, der übrigens erst in der hier vorliegenden Bolle’schen Fassung in Descartes’scher Manier klar und deutlich (clare et distincte) zum Ausdruck kommt. Aber das ist schon ein anderes Kapitel.

Fr 11-12-20 Das elfte Türchen …

Hier das 11. virtuelle Türchen …

Hier ist er wieder – der Weise aus dem fernen Morgenland. Wer mag, mag das im Rahmen unserer Kontemplationsbestrebungen gerne mal mit unserem 7. Türchen vergleichen. Gemeinsamkeiten? Unterschiede? Nicht ganz einfach – zugegeben. Aber auch nicht ganz unmöglich. Wir werden darauf zurückkommen. Aber das ist dann schon ein anderes Kapitel.

Do 10-12-20 Das zehnte Türchen …

Hier das 10. virtuelle Türchen …

Heute zur Entspannung bzw. zur Unterstützung der Kontemplation ein weniger existentielles Türchen. Obwohl: für so manchen ist Schreiben „existentiell genug“. Nulla dies sine linea soll das Motto des griechischen Malers Apelles gewesen sein. Kein Tag ohne Pinselstrich. Man kann das Motiv umstandslos auf die „Textproduktion“ übertragen – Latein ist da flexibel – und übersetzen: Kein Tag ohne Zeile. Zwar kann das manchmal mächtig mühsam sein – aber so bleibt man in Wallung. Von nüscht kommt nun mal nüscht.

William Forrester (gespielt von Sean Connery) ist der Protagonist in dem äußerst sehenswerten Film Finding Forrester (UK / USA 2000; Regie: Gus Van Sant / der deutsche Titel lautet „Forrester – Gefunden!“). Es geht dabei um einen zurückgezogen lebenden Star-Literaten, der die Schriftstellerei allerdings schon Jahrzehnte zuvor an den Nagel gehängt hatte und eigentlich gar nichts mehr tut – bis er, quasi schicksalhaft, auf den ebenso begabten wie unterprivilegierten Schüler Jamal Wallace trifft und dessen Mentor wird. Klingt erst mal nicht übertrieben spannend – aber soll ja auch kein James Bond sein. Der Sinnspruch oben bringt den Kern des Schreibens auf den Punkt – und hat viele Jahre lang halb mahnend, halb ermunternd Bolles Schreibtisch halb geziert und halb gewürzt. Aber das ist ein anderes Kapitel.

Mi 09-12-20 Das neunte Türchen …

Hier das 9. virtuelle Türchen …

Ein Spruch wie ein Hammer: Wumm! Und sitzt! In Zeiten wichtigtuerischer „Lebensretter“ – als ob man Leben jemals „retten“ könnte: man kann es allenfalls verlängern –, in Zeiten hysterisch-hybriden Corönchen-Hypes, der auch vor den Pfaffen nicht haltmacht – vergleiche dazu etwa das von manchen System-Sexarbeitern („Huren“ oder „Nutten“ soll man ja nicht mehr sagen) regelmäßig sonnabends zu später Stunde ausgestrahlte „Wort zum Sonntag“ – in solchen Zeiten tut es gut, Freunde wie Bolle zu haben. Welch erfrischende Perspektive auf das Sein an sich. Daß Bolle es mit der kanonischen Orthographie nicht immer allzu genau nimmt, wenn seiner Ansicht nach der Ästhetik der Vorrang gebührt: geschenkt. Leute, macht Euch doch mal klar: Wir alle waren die letzten 13,8 Milliarden Jahre nicht existent, davor – als es noch gar keine Zeit gab – waren wir ebenfalls nicht existent. Und in den kommenden Jahrmilliarden werden wir wiederum nicht existent sein – „töt“ eben, wie Bolle das nennt. Genießen wir die klitzekleine Spanne, die wir haben. Viel ist es wirklich nicht – egal, ob wir 50 werden, 60, 70, oder auch 100. Genießen wir das vor allem in der Adventszeit – der Zeit also, in der ein wenig Raum zur Besinnung (vornehm: Kontemplation) bleibt oder zumindest bleiben sollte (egal, ob Christenmensch oder nicht / vergleiche dazu nicht zuletzt auch das 4. Türchen). Wir werden auf das Thema zurückkommen. Aber das ist ein anderes Kapitel.

Di 08-12-20 Das achte Türchen …

Hier das 8. virtuelle Türchen …

Hier finden wir, einmal mehr, Original und Abklatsch – sozusagen das O&A der vom Fuße auf den Kopf gestellten Flach-Welt. Massenmedial eingebürgert hat sich „Denn erstens kommt es anders // Und zweitens als man denkt.“ Aber machen wir uns nichts vor: Im Vergleich zum Original kann das nur Abklatsch sein. Wo genau liegt der Unterschied? Fassen wir es so: Es geht um Feinheiten …, es geht um Stil …, es geht um Ästhetik …, es geht um, neudeutsch, „feeling“. Muß man nicht verstehen – könnte man aber. Wie heißt es doch, zeitlos klassisch, Faust zu Wagner: Wenn ihr’s nicht fühlt, ihr werdet’s nicht erjagen. Aber das ist ein anderes Kapitel.

Mo 07-12-20 Das siebte Türchen …

Hier das 7. virtuelle Türchen …

Es könnte alles so einfach sein, meint Bolle. Menschen haben – neben ihren physiologischen Bedürfnissen wie essen, trinken, schlafen, und so weiter – auch kognitive Bedürfnisse. Eines davon ist das Problemlösungsbedürfnis: Es fühlt sich gut an weiterzukommen. Der „ehrwürdige Meister Kong“ (Kong Fu Zi bzw., latinisiert, Konfuzius) wußte das schon vor 2.500 Jahren. Höchste Zeit, daß auch die Pädagogen der Neuzeit das langsam mal zur Kenntnis nehmen. Wir können also – und tun das ja auch überwiegend – den „Stoff“ in „Module“ und „Lerninhalte“ zerschreddern, um abschließend den „bausteinbezogenen Qualifikationsstand [zu] messen“. „Listen-Lernen und wieder auskotzen“ nennt Bolle das. Wir könnten aber auch, und zwar sehr viel geschmeidiger und vor allem fruchtbarer, „Lernen als Leistung“ durch „Lust am Lernen“ ersetzen – und zwar ersatzlos und rückstandsfrei. Brauchen wir dazu übertriebenen Digital-Schnickschnack? Natürlich nicht.

Daß die Schredder-Technik nicht unbedingt Sinn macht, war nicht nur Konfuzius klar, sondern, unter vielen anderen, zum Beispiel auch Goethe, dem Dichterfürsten. In seinem Faust I (Zeile 1936-1939) läßt er Luzifer in Gestalt des Mephistopheles luzid ablästern:

Wer will was Lebendigs erkennen und beschreiben,
Sucht erst den Geist herauszutreiben,
Dann hat er die Teile in seiner Hand,
Fehlt, leider! nur das geistige Band.

Zur Erhellung hier ein kleiner Mikro-Dialog, wie er sich in einer Mathematikstunde allen Ernstes zugetragen haben soll:

Schüler: Wozu brauchen wir das?
Lehrer: Keine Ahnung. Steht so im Lehrplan.

Na toll. That leaves no room for discussion, indeed. Könnte das, bitteschön, mal jemand den Lehrenden dieser Welt – von der Kita bis zur Uni – beibiegen? Wäre langsam an der Zeit. Aber das ist ein anderes Kapitel.

So 06-12-20 Das sechste Türchen — Nikolausi …

Hier das 6. virtuelle Türchen …

Eigentlich dachte Bolle ja immer, Demokratie sei die Herrschaft des Volkes. Da ist er wohl, wie’s scheint, seiner humanistischen Grundausbildung auf den Leim gegangen. Da lernt man zwar die ein oder andere altgriechische Vokabel – wie etwa demos ›Volk‹ und kratein ›herrschen‹ – aber leider nicht allzu viel über formale Logik und auch nicht über praktische Plausibilität. Was, wenn das  Volk „gespalten“ ist? Was, wenn es ausländischer Propaganda auf den Leim geht? Oder inländischer? Verschwörungstheorien? Was, wenn es überhaupt das „falsche Bewußtsein“ hat? Kann alles nicht sein? Kann es wohl! So geht es also nicht. Schon deshalb nicht, weil es „das Volk“ in dieser Klarheit nun mal ohnehin nicht gibt. Da war Rousseau, einer der Vordenker der französischen Revolution, 1755 (also vor stolzen 265 Jahren) schon weiter, als er fein säuberlich zwischen „allgemeinem Willen“ (volonté générale), der „Summe der Einzelinteressen“ (volonté de tous) und dem „Willen der Mehrheit“ (volonté de la majorité) unterschieden hat.

Der „Wille der Mehrheit“ ist klar – auch wenn er hin und wieder alberne Züge annehmen kann. Wenn eine handvoll Leute mehr für den Brexit sind, dann heißt es, „die Briten“ hätten „für den Brexit“ gestimmt. Wenn eine handvoll Leute mehr für „Sleepy Joe“ sind, dann heißt es, „die Amerikaner“ hätten „Donald Trump abgewählt“. Kann man so sehen – muß man aber nicht. Auf keinen Fall aber sollte man dem Volk den „Willen der Mehrheit“ als den „Willen des Volkes“ verkaufen. Etwas komplizierter ist das schon. Die „Summe der Einzelinteressen“ dagegen ist schon rein mathematisch nicht definiert. Excusez-moi, M. Rousseau.

Beim volonté générale schließlich, dem dritten Begriff aus Rousseaus Dreifaltigkeit, wird es endlich richtig weihnachtlich – oder doch zumindest richtig religiös. Der Begriff stammt aus der katholischen Gnadenlehre. Damals – 100 Jahre vor der Französischen Revolution – ging es um die Frage, ob ein allmächtiger Gott seine Schäfchen mit „absolutem Willen“ (volonté absolue) im Griff habe – was jegliche Willensfreiheit besagter Schäfchen per se ausschließen würde – oder ob sich der allmächtige Gott nicht vielmehr mit einem „allgemeinen Willen“ (volonté générale) bescheiden würde – was den Schäfchen immerhin einen gewissen Spielraum in puncto Willensfreiheit ließe.

Übertragen auf die weltliche Bühne würde das bedeuten, daß das Volk seiner Regierung einen gewissen Spielraum in ihrer Willensbildung einräumt. Nicht weiter brauchbar, aber durchaus raffiniert. Chaupeau, M. Rousseau. Bei so viel Entgegenkommen können wir auch gleich auf Bolles Umschreibung zurückgreifen: Demokratie ist die Herrschaft der Guten. Und wer die Guten sind, entscheidet … die Regierung, of course. So wird ein Schuh draus. Viel Spaß beim Nüsseknacken.

Sa 05-12-20 Das fünfte Türchen …

Hier das 5. virtuelle Türchen …

Bolle hegt unverhohlen eine gewisse Sympathie gegenüber manchen chinesischen Lebensweisheiten. Von der Weihnachtszeit inspiriert hat er bei Lukas 10, 25-37 nachgeschlagen und ist auf folgendes gestoßen: Ein Schriftgelehrter wollte wissen, was er tun müsse, damit er „das ewige Leben ererbe“? Vom Meister getriggert, fiel ihm die Antwort selber ein: Er müsse Gott, seinen Herrn, lieben von ganzem Herzen und seinen Nächsten wie sich selbst. Um sein Gesicht zu wahren und doch noch etwas Kluges zu äußern, setzte er nach: „Definiere Nächster“ – woraufhin der Meister mit der Geschichte vom barmherzigen Samariter ein Gleichnis zum Besten gab. Hier der Sachverhalt in Kürze: Ein, so wörtlich, „Mensch“ kam auf Reisen unter Räuber und blieb „halbtot“ im Graben liegen. Nachdem ein Priester und ein Levit – also „echte“ Juden – vorbeigezogen waren, ohne sich zu kümmern, war es ausgerechnet ein Samariter – also ein Mitglied einer aus jüdischer Sicht abtrünnigen Sekte – der sich schließlich des „Menschen“ annahm, Erste Hilfe leistete und aus eigener Tasche („zwei Groschen“ mit der Option auf Erstattung weiterer anfallender Kosten) einen Herbergsvater mit der nötigen Pflege beauftragte.

Um das Gleichnis auf den Punkt zu bringen: „Nächster“ ist nach des Meisters Definition also buchstäblich jeder – noch allgemeiner als einfach nur „Mensch“ kann man sich nicht fassen. Statt also dreimal vor der eigenen Tür zu kehren – was auf Reisen auch nicht ganz einfach sein dürfte – hat sich der Samariter darangemacht, die Welt zumindest im Kleinen ein klein wenig zu verbessern. Liegen die Chinesen mit ihrem Sprichwort also falsch? Die meisten Leute, die Bolle kennt, würden „gefühlt“ mit dem Samariter sympathisieren. Ob sie sich, wenn es zum Schwur kommt, auch entsprechend verhalten würden, ist eine andere Frage.

Eng wird es erst, wenn wir das Gleichnis lebenswirklich erweitern und uns vorstellen, daß da nicht ein Mensch im Graben lag – sondern derer zehn, hundert oder auch tausend. Hier würden die meisten, wenn auch vielleicht unwillig, einräumen müssen, daß es wohl doch so etwas wie den „Vorbehalt des Möglichen“ (so nennt es das Bundesverfassungsgericht) gibt. Was also tun als Samariter auf verlorenem Posten? Ein zerknirschtes „Shit happens“ murmeln? Gott zürnen? Bloß nicht – das geht absehbar in die Hose. Sich demütig mit Psalm 95, 4 trösten (sinngemäß: „Das liegt in Gottes Hand“)? Oder, umgekehrt und hoch-modern, diesseitig-hybrid nach dem Staat rufen, auf daß er’s bitteschön richten möge?

Bleiben wir sachlich und auch ein wenig versöhnlich und wagen wir eine Übersetzung: (1) Kenne Deine Grenzen, (2) Halte aus, was Deine Grenzen sprengt, und (3) Mache den ersten Schritt möglichst vor dem zweiten. Damit wäre schon viel gewonnen. Vor allem mit dem Aushalten haben Bolles Zeitgenossen nach seiner Einschätzung ihre liebe Not. Im Alten Testament ist man da übrigens noch sehr viel pragmatischer: So heißt es im 5. Mose 23, 20 f.: „Du sollst von deinem Bruder nicht Zinsen nehmen, weder mit Geld noch mit Speise noch mit allem, womit man wuchern kann. Von dem Fremden magst du Zinsen nehmen, aber nicht von deinem Bruder […]“. Von „Jeder ist Dein Bruder bzw. Dein Nächster“ und somit gleich „liebenswert“ ist hier realistischerweise noch keine Rede. Wie auch? Übrigens: Morgen ist Nikolausi – auch das war so einer, der nicht immer nur vor seiner eigenen Tür gekehrt hat. Aber das ist ein anderes Kapitel.